Landkreis Harburg
Zahl der Verkehrstoten bleibt gegenüber dem Vorjahr konstant
Während im vergangenen Jahr die Zahl der Verkehrstoten bundesweit angestiegen ist, ist der Trend im Landkreis Harburg genau andersherum. Im Jahr 2022 wurden hier zwölf Menschen bei Unfälle getötet, ebenso viele wie im Jahr 201, aber einer weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Diese Zahlen nannten jetzt Poizeioberrat Sebastian Pölking und Polizeihauptkommissar Frank Waldhaus von der Polizeiinspektion Harburg, als sie die Unfallstatistik für 2022 vorstellten.
Insgesamt erfasste die Polizei im Landkreis Harburg 6.282 Verkehrsunfälle, somit 221 Unfälle mehr als im Vorjahr, aber 438 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. (Im Folgenden werden die Vergleichszahlen des Vorjahres in Klammern dargestellt, durch einen Schrägstrich getrennt ggfls. die Vergleichszahlen aus 2019). Insgesamt gab es 901 (747/870) Unfälle mit Personenschaden. Bei 145 (116/131) Unfällen erlitten die Beteiligten schwere Verletzungen. Bei 744 (620/726) Unfällen waren die Beteiligten leicht verletzt. Die Gesamtzahl der bei Unfällen verletzten Personen ist auf 1.180 (968/1.174) gestiegen.
Sechs der Unfälle, bei denen Personen ums Leben kamen, ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaften (ohne Autobahnen). Drei Menschen starben bei Unfällen innerhalb geschlossener Ortschaften.
Fünf der zwölf Getöteten waren älter als 65, davon zwei älter als 75. Einer der Verstorbenen gehörte zur Gruppe der jungen Fahrer (18-24-Jährige).
Drei der Verstorbenen hatten zuvor als Fußgänger am Straßenverkehr teilgenommen. Vier Menschen waren mit einem Pkw unterwegs, einer mit einem Lkw, je eine Person starb als Radfahrer, Kradfahrer, Reiter und Kutschenlenkende. In zwei Fällen starben Menschen nach der Kollision mit einem Baum.
Auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der PI Harburg kamen 2022 bei drei Unfällen drei Personen ums Leben. In zwei Fällen fuhren die Verursacher mit ihrem Fahrzeug (Pkw bzw. Lkw) am Stauende gegen einen Lkw. Im dritten Fall kam ein Pkw-Fahrer alleinbeteiligt gegen die Mittelschutzplanke und überschlug sich.
Insgesamt wurden 2022 auf BAB im Zuständigkeitsbereich der PI Harburg 1.038 (894/989) Unfälle registriert. Bei 20 (13/19) Unfällen erlitten Beteiligte schwere Verletzungen, bei 114 Unfällen wurden Personen leicht verletzt.
Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit anschließender Fahrerflucht ist auf 1.545 (1.439/1.687) gestiegen. Die Aufklärungsquote blieb mit 43,82 % auf dem Vorjahresniveau.
Unfallursachen
mangelnder Abstand: 494 (457/497) Fälle
Vorfahrtsmissachtung: 350 (288/271) Fälle
nicht angepasste Geschwindigkeit: 286 (391/378) Fälle
Fehler beim Abbiegen: 117 (127/145) Fälle
Frank Waldhaus, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Harburg: "Hinter mangelndem Abstand als häufigste Unfallursache verbirgt sich oftmals Ablenkung der Fahrerinnen und Fahrer. Wer bei 50 km/h zwei Sekunden auf ein Smartphone, das Navi-Display oder die Smartwatch schaut, fährt rund 30 Meter 'blind'. Der Nachweis ist allerdings schwer zu führen. Hier appelliere ich an alle Verkehrsteilnehmer, sich während der Fahrt voll und ganz auf die Straße zu konzentrieren".
Trunkenheit im Straßenverkehr
Alkoholeinfluss war in 123 (99/93) Fällen die Ursache für den Unfall. Eine Beeinflussung durch Drogen oder Medikamente spielte in 16 (21/9) Fällen eine Rolle. Im vergangenen Jahr wurden 347 (307/419) Verfahren gegen Verkehrsteilnehmer eingeleitet, weil sie unter dem Einfluss von Alkohol ein Kraftfahrzeug geführt hatten. Fahrten unter Medikamenten- oder Drogeneinfluss wurden 229 (306/347) mal festgestellt.
Für Sebastian Pölking, als Leiter Einsatz auch zuständig für den Bereich der Verkehrsüberwachung, ein Schwerpunkt in der Polizeiarbeit: "Jede Fahrt unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss ist eine zu viel. Durch das verantwortungslose Verhalten mancher Verkehrsteilnehmer werden Menschen gefährdet. Die Dunkelziffer bei diesen Taten dürfte noch um ein Vielfaches höher liegen. Deswegen werden wir in diesem Jahr die Aus- und Fortbildung im Bereich der Drogenerkennung im Straßenverkehr noch einmal deutlich intensivieren."
Wildunfälle
Die Polizei registrierte 2022 1101 (1328/1373) Wildunfälle. Dabei wurden ein Mensch schwer und neun Personen leicht verletzt.
Risikogruppe junge Fahrer
Junge Fahrer im Alter von 18 bis 24 Jahren waren an 975 (963/994) Unfällen beteiligt. In 718 (725/743) Fällen waren sie auch die Unfallverursachenden. Rund Dreiviertel der Unfälle werden also durch Fahranfänger verursacht, sie haben aber nur rund sieben Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung. Präventionsmaßnahmen, wie das Fahrschul- und das Schutzengelprojekt oder auch Radfahrprüfungen an den Schulen werden auch weiterhin von der Polizei unterstützt, um die Risikogruppe der jungen Fahrer möglichst umfassend zu sensibilisieren.
Risikogruppe ältere Verkehrsteilnehmer
Menschen ab 65 Jahren waren an 1.326 (1.176/1.365) Unfällen beteiligt. Das entspricht einem Anteil von ca. 21 Prozent an der Gesamtunfallzahl. Aber bei etwa 75 Prozent dieser Unfälle waren sie auch Hauptverursacher.
Im Jahr 2022 waren bei insgesamt 719 (626/672) Unfällen Personen aus der Altersgruppe der über 75-Jährigen beteiligt. Davon wurden sie in 573 (495/584) Fällen auch als Verursachende erfasst. Das entspricht einem Anteil von rund 80 Prozent.
Radfahrunfälle
2022 wurden im Landkreis Harburg bei 289 (247) Unfällen 317 (264) Radfahrer (Fahrräder und Pedelecs) als Beteiligte polizeilich erfasst. Ein Radfahrer kam 2022 im Landkreis Harburg ums Leben (2021: keiner).
Bei 33 (31) Unfällen wurden Personen auf ihrem Rad schwer verletzt (Fahrrad/Pedelec: 27/6 (21/10)), bei 202 (146) Unfällen erlitten sie leichte Verletzungen (Fahrrad/Pedelec: 148/54 (108/38)).
Motorradunfälle
Bei 141 (125) Unfällen mit Krafträdern aller Art waren 93 (70) Personen mit einem Motorrad beteiligt. Aus dieser Gruppe kam ein (einer) Mensch ums Leben, 15 (14) Personen wurden schwer und 36 (28) leicht verletzt.
E-Scooter
Auch im Landkreis Harburg stieg die Zahl der E-Scooter im Straßenverkehr weiter an. Dies spiegelt sich in der Beteiligung dieser Fahrzeuge am Verkehrsunfallgeschehen wider.
2022 waren E-Scooter bei 30 Verkehrsunfällen beteiligt. Davon wurden die Fahrer der E-Scooter in 17 Fällen als Hauptverursachende erfasst. In vier Fällen wurden Personen als schwer verletzt geführt, in 23 Fällen als leicht verletzt. Dazu Pölking: "Die Nutzung von E-Scootern wird in unserem ländlichen Raum weiter zunehmen. Der Umgang damit, vor allem die Beachtung der Vorschriften hinsichtlich des zu nutzenden Verkehrsraumes, lässt vielfach zu wünschen übrig. Leider sehen wir das auch in den Unfallzahlen. Auch hier werden wir mit spezifischer Präventionsarbeit versuchen, die Verkehrsteilnehmer für die verantwortungsvolle Nutzung zu sensibilisieren. Wo das nicht hilft, werden verstärkt Kontrollen durchgeführt werden müssen. Denn schließlich ist ein E-Scooter kein Spielzeug, sondern ein Kraftfahrzeug, welches am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt. Somit gelten auch hinsichtlich der Beeinflussung durch Alkohol oder Drogen dieselben Grenzwerte wie beim Fahren mit einem Pkw."
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