Weil sie ein Sandwich aßen
Busfahrer schmeißt zwölfjährige Mädchen aus Bus
"Einen Rausschmiss aus dem Bus kann ich verstehen, wenn Fahrgäste randalieren oder sich anderweitig daneben benehmen - aber doch nicht wegen einer solchen Bagatelle!": Das sagt Emilia G. (alle Namen der Red. bekannt), nachdem ihre Tochter Elisa (12) und deren gleichaltrige Freundin Sophie L. eine nervenaufreibende Bus-Odyssee erlebten.
Elisa und Sophie wollten am vergangenen Samstag um 17.25 Uhr von Winsen aus mit dem KVG-Bus nach Garstedt fahren. Vom Imbiss am ZOB holten sie sich ein Sandwich und wollten es im noch haltenden Bus verzehren. "Wir sahen kein Hinweisschild, dass das Essen im Bus verboten ist", erzählt Elisa gegenüber dem WOCHENBLATT. Der Fahrer erklärte jedoch, im Bus dürfe nicht gegessen werden. Daraufhin wollten die Mädchen ihre Sandwiches in den Schultaschen verstauen, wobei einem von ihnen etwas Salat aus dem Sandwich fiel. "Der Busfahrer kam zu uns und meinte, er lasse sich nicht veralbern und wir sollten aussteigen."
Das taten die Mädchen, aßen auf einer Bank an der Haltestelle ihren Snack - als der Busfahrer plötzlich die Türen schloss und davonfuhr. Anderthalb Stunden mussten Elisa und Sophie auf den nächsten Bus warten. "Zu Hause Bescheid sagen konnten wir mit unseren Smartphones nicht, denn ich hatte kein Datenvolumen mehr, und bei Sophies Handy war der Akku leer. Und für ein Taxi hatten wir nicht genug Geld", schildert Elisa die fatale Notlage.
In Garstedt hatte sich Sophies nichtsahnende Mutter mit den Mädchen um 18 Uhr an der Haltestelle verabredet. Als die Kinder um 19 Uhr immer noch nicht da waren, fuhren Sophies Eltern mit dem Auto nach Winsen und hielten Ausschau nach den Mädchen - vergeblich.
Gegen 19.30 Uhr - gut anderthalb Stunden später als geplant - kamen Elisa und Sophie schließlich in Garstedt an. "Sophies Mutter war froh, uns endlich wiederzusehen, aber auch sehr aufgebracht, weil sie sich große Sorgen gemacht hatte, dass etwas Schlimmes passiert sein könnte", berichtet Elisa.
Sophies Mutter beschwerte sich nach dem Geschehenen bei der KVG, die ihr gegenüber erklärte, der Busfahrer habe mit dem Rauswurf der Mädchen "von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht". Elisas Mutter kann darüber nur den Kopf schütteln: "Das war völlig unangemessen und kein Hausrecht, sondern blanke Willkür. Busfahrer haben aus meiner Sicht auch eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Fahrgästen - ganz besonders, wenn diese noch minderjährig sind!"
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Das sagt die KVG zu dem Vorfall
(ce). Laut KVG-Sprecher Oliver Blau hat der betreffende Busfahrer das Geschehene wie folgt dargestellt: Er kam am ZOB an, ca. 10 bis 15 Minuten früher als die Abfahrtszeit. Die Mädchen fragten, ob sie schon einsteigen könnten. Er verneinte es, da er noch Pause macht. Sie gingen daraufhin zum gegenüberliegenden Subway und holten sich das Sandwich. Anschließend stiegen Sie ein und haben angefangen, das Sandwich essen zu wollen. Er hatte freundlich gebeten, dass sie das bitte nicht machen sollen im Bus. Dann haben sie nach kurzer Zeit wieder damit angefangen und versucht sich zu ducken hinten, damit es nicht auffällt. Er hatte es im Rückspiegel gesehen und sagte daraufhin, dass sie bitte aussteigen sollen.
Die KVG-Busse - so Oliver Blau - seien flächendeckend mit Aufklebern zum Verbot von Essen und Trinken im Fahrzeug versehen. Der Aufkleber hänge an der Stoßstange vorne, neben der Einstiegstür, neben dem Innenraumrückspiegel oder, bei den in den letzten Jahren beschafften Fahrzeugen, direkt über dem Fahrer. So könne jeder Fahrgast den Hinweis beim Einsteigen sehen. Das Verbot diene vor allem dem Schutz anderer Fahrgäste vor Geruchsbelästigungen und der Vorbeugung von Verschmutzung der Fahrzeuge, aber auch anderer Fahrgäste. Oliver Blau betont: "Dennoch hätte der Fahrer in der geschilderten Situation sicherlich anders reagieren müssen, insbesondere da es sich hier um Minderjährige gehandelt hat. Wir haben den Fahrer im persönlichen Gespräch deutlich hierauf hingewiesen."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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