Dr. Wolfgang Wedel geht nach 19 Jahren am Winsener Krankenhaus in den Ruhestand
thl. Winsen. Gemütlich eine Tasse Kaffee trinken, eine Zeitung lesen und - wenn das Wetter gut ist - eine Runde mit dem Fahrrad fahren. Das ist der Plan von Dr. Wolfgang Wedel (65) für den kommenden Montag, 1. März, seinem ersten Tag im Ruhestand.
Damit geht am Winsener Krankenhaus eine Ära zu Ende. Insgesamt 19 Jahre hat Wedel als Chefarzt die Innere Abteilung geleitet. Mit einer kurzen Unterbrechung von drei Jahren (1989 bis 1992 war er in Rotenburg und Harburg beschäftigt) hat der Mediziner sogar fast 39 Jahre für die heutige Krankenhaus Buchholz und Winsen gemeinnützige GmbH gearbeitet.
Geboren und aufgewachsen in Hamburg, stand für Dr. Wolfgang Wedel schon in der Mittelschule fest, dass er Mediziner oder Lehrer werden möchte. "Ich war der Erste aus unserer Familie, der sein Abitur gemacht hatte. Klar, dass ich dann auch ein Studium beginnen musste und wollte", erinnert er sich. Dieses begann im April 1975 und endete im November 1981 mit dem Staatsexamen und der Approbation. Die Promotion erfolgte im Dezember 1989. Zu dieser Zeit hatte Wedel bereits Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin erworben. Weitere folgten 1992 (Lungen- und Bronchialheilkunde) und 1998 (Sigmoido-Koloskopie). Bis Juli 2002 war der Mediziner, der mit seiner Frau Anke Lindemann-Wedel in Hollenstedt lebt, als Oberarzt in Buchholz tätig. Dann wurde er zum Chefarzt in Winsen berufen. Im März 2005 wurde Wedel auch zum stellvertretenden ärztlichen Direktor des Krankenhauses ernannt. Zuvor absolvierte Dr. Wedel ein Masterstudium Krankenhausmanagement und schloss dieses mit dem "Master of Science" ab. "Ich habe meine Berufswahl nie bereut", blickt er zurück. "Auch wenn es oftmals hart und stressig war." Und obwohl er mehrmals die Möglichkeit gehabt hätte, sich als Arzt mit eigener Praxis niederzulassen, ist Wedel dem Krankenhaus immer treu geblieben. "Die Möglichkeit, hier immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzuarbeiten, war eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe."
Die Innere Medizin ist die größte Abteilung im Winsener Krankenhaus. Sie hat 94 Betten. Als Dr. Wolfgang Wedel 2002 die Leitung der Abteilung übernahm, unterstützten ihn zwei Ober- und sieben Assistenzärzte. "Heute sind hier zehn Ober- und 24 Assistenzärzte beschäftigt", erzählt der vierfache Vater und achtfache Großvater. Obwohl für ihn die Arbeit immer mehr zum Spagat zwischen Manager und Mediziner wurde, hat er bis zum jetzigen Eintritt in den Ruhestand die "Arbeit am und mit den Patienten" geliebt. "An dieser Stelle möchte ich allen meinen Mitarbeitern und allen, die mich gefördert und an mich geglaubt haben, einen großen Dank aussprechen", so der Facharzt.
In seiner Zeit am Winsener Krankenhaus hat Dr. Wolfgang Wedel aber auch viel bewegt. Unter seiner Federführung ist die kurz vor seinem Dienstantritt eingeweihte Palliativstation vergrößert und in der Öffentlichkeit bekanntgemacht worden. Beim Neubau des Notfall- und Diagnostikzentrums (NDZ), in dem seine Abteilung heute sitzt, saß er mit im Planungsstab. Und als die Corona-Pandemie begann, hat Wedel eine Taskforce mitgebildet und maßgeblich an den Verordnungen im Krankenhaus mitgearbeitet. "COVID-19 hat noch einmal alles verändert", sagt er nachdenklich. "Die Intensivmedizin ist bei Patienten, die beatmet werden müssen, höchst aufwändig. Und nicht wenige, die die Erkrankung überstehen, haben Veränderungen in der Lunge." Seit Weihnachten habe sich die Situation zugespitzt. "Wir haben seitdem durchschnittlich immer fünf Patienten gehabt, die am Beatmungsgerät angeschlossen waren." Deshalb appelliert der Mediziner an die Bevölkerung, sich unbedingt gegen Corona impfen zu lassen, und erteilt Skeptikern eine Absage: "Es gibt in Deutschland keinen schlechten Impfstoff."
Pläne für seinen Ruhestand hat Dr. Wolfgang Wedel nicht. "Ich möchte erst einmal ganz ruhig im neuen Lebensabschnitt ankommen. Und später sehen, was kommt", sagt er und unterstreicht, dass seine Frau Anke sich schon unheimlich darauf freut, dass ihr Mann zu Hause ist. "Ich möchte mich nicht gleich ins nächste Abenteuer stürzen, obwohl es Angebote genug gibt", so Wedel weiter. "Einzige Ausnahme wäre, wenn im Zusammenhang mit der Pandemie Ärzte gebraucht werden. Dann würde ich mich nicht verschließen."
Doch nur Freizeit hat Dr. Wolfgang Wedel als Ruheständler auch nicht. Er bleibt noch zwei Jahre Vorstandsvorsitzender der Stiftung Krankenhaus Ginsterhof. Auch die Tuberkulose-Fürsorge betreibt er weiter. Und dann ist da noch der Elise-Giesemann-Mitarbeiterchor am Winsener Krankenhaus, den Wedel gegründet hat und in dem er weiter mitsingen wird.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.