Gelber Sack, Gelbe Tonne oder Wertstofftonne: Kreistag entscheidet am 6. Oktober, wie Verpackungsabfälle im Landkreis Harburg zukünftig entsorgt werden
Endlich Schluss mit dem Gelben Sack?
as. Landkreis Harburg. Sie sind vielen WOCHENBLATT-Lesern ein ständiges Ärgernis: Die Gelben Säcke. Seit Jahren berichtet das WOCHENBLATT über ihre schlechte Qualität und den immer wieder auftretenden Mangel an den Ausgabestellen.
Eine Flut an Zuschriften erreichte die Redaktion 2016, als Seniorin Stefanie Tschauder im WOCHENBLATT von ihrem Ärger mit dem gelben Sack berichtete. Die Säcke seien zu dünn und reißen beim Befüllen, so ihre Kritik. Das sahen die Leser ebenfalls so und machten ihrem Ärger über die miese Qualität der Gelben Säcke Luft: „Man braucht die Säcke nur scharf anzusehen, dann sind sie schon kaputt. Die Beschaffung ist nicht leicht, dann kommt noch die Lagerung dazu. Im Keller will man so etwas nicht vier Wochen lagern und draußen locken sie Mäuse, Ratten und andere Tiere an. Es wäre am besten, wenn wir Gelbe Tonnen nutzen könnten“, schrieb zum Beispiel WOCHENBLATT-Leserin Bettina Heinz.
Teilweise über Wochen nicht erhältlich, und wenn, dann nur streng rationiert: Auch die Beschaffung der Gelben Säcke ist ein wiederkehrendes Thema. Erst im April diesen Jahres wies das WOCHENBLATT auf den Mangel an Gelben Säcken im Landkreis hin.
Dass endlich Alternativen zum Gelben Sack jetzt im Kreistag diskutiert werden, ist der Kreistagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen/Die Linke zu verdanken. Sie hat die Beratungen um die Entsorgung von Verpackungsabfällen angestoßen mit ihrem Antrag im November 2020, eine Wertstofftonne statt der gelben Säcke einzuführen.
Auch wenn der Kreisumweltausschuss sich bereits für die Einführung einer Gelben Tonne ausgesprochen hat - die Gruppe Grüne/Linke wird sich weiterhin für die Einführung einer Wertstofftonne einsetzen, sagt Ruth Alpers, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag. "Erst mal geht es darum, die Gelben Säcke loszuwerden. Wir werden die Einführung einer Wertstofftonne zukünftig aber weiter verfolgen. Denn den Müll mehr zu sortieren, ist auf jeden Fall umweltgerechter!"
Der NABU Deutschland gibt ihr recht: Mit der Wertstofftonne werde die Mülltrennung einfacher. Verbraucher und Verbraucherinnen müssen nicht mehr zwischen Verpackungen und Nicht-Verpackungen unterscheiden, sondern nur noch nach Materialien trennen – Papier in die Papiertonne, Glas in den Container und Kunststoff und Metall in die Wertstofftonne. Aufwändige Fahrten zum Wertstoffhof entfallen, denn alle Metalle und Kunststoffe können in die Tonne vor der Haustüre.
Martin Gerdau, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender SPD im Kreistag, hatte sich im Umweltausschuss für den gelben Sack ausgesprochen. "Ich habe bislang keine Probleme mit dem Gelben Sack erlebt", sagt Gerdau. Entscheidender sei aber, dass noch viele Fragen ungeklärt sind, zum Beispiel wie groß eine neue Tonne sein wird und wie oft sie geleert werden soll. "Eine gelbe Tonne darf nicht dazu verführen, dass die Verpackungen nicht mehr platzsparend entsorgt werden und stattdessen öfter der Abfall abgefahren werden muss. Wir brauchen keine gelbe Tonne, die dann nicht funktioniert!" ist Gerdau überzeugt. "Vom Gelben Sack auf die Gelbe Tonne ist nicht der richtige Weg. Wenn es darum geht, dass eine Tonne statt der Gelben Säcke eingeführt wird, dann stimme ich persönlich eindeutig für die Wertstofftonne."
Laut Kreissprecher Andres Wulfes haben sich bei einer Online-Umfrage der Abfallwirtschaft des Landkreis Harburg etwa drei Viertel der Teilnehmer gegen den Gelben Sack entschieden. Die Beteiligung an der Abfrage sei deutlich höher ausgefallen, als erwartet. Hochgerechnet hätten neun Prozent der Haushalte im Landkreis an der Befragung teilgenommen, so Wulfes. Was den Leerungsrhythmus angeht, so gibt es kein eindeutiges Votum: 44,5 Prozent halten die vierwöchige Leerung für ausreichend, 55,5 Prozent hätten gern einen kürzeren Intervall. "Das sind alles Details, die noch geklärt werden müssen. Allerdings sind nicht wir der Auftraggeber, sondern das Duale System - und das bestimmt auch, wie oft die Tonnen geleert werden."
Lange vor der Umfrage des Landkreises hatte das WOCHENBLATT im November 2020 seine Leser befragt. Ein Großteil hatte sich für die Einführung einer Wertstofftonne ausgesprochen. So wie Janine Fründt aus Winsen: "Der Antrag ist mehr als überfällig! Die Beschaffung der Gelben Säcke ist eine Katastrophe und die Qualität ist schlecht." Es gab jedoch auch etliche Leser, die am gelben Sack festhalten wollen. Klaus Möller aus Buchholz fragte: "In unserer Anlage sind die Tonnen nach 14 Tagen voll - und dann bleiben nur noch die Säcke. Wo sollte man damit sonst hin wenn nur einmal im Monat geleert wird?"
Mit einer Gelben Tonne würde aber zumindest der Ärger um die Gelben Säcke entfallen - denn diese wären mit der Tonne überflüssig: dort können die Verpackungsabfälle direkt hineingeworfen werden. Am 6. Oktober entscheidet der Kreistag darüber, wie Verpackungsabfälle zukünftig entsorgt werden sollen. Das neue System könnte am 1. Januar 2023 eingeführt werden. Die Zeit drängt: Kommt die Politik zu keinem Entschluss, kann das System frühestens wieder in 2026 umgestellt werden.
Gelbe Tonne vs. Wertstofftonne
Gelbe Tonne: Wie der Gelbe Sack gehört auch die Gelbe Tonne zum Dualen System der Deutschen Abfallwirtschaft.
In den Gelben Sack/die Gelbe Tonne gehören Verkaufsverpackungen aus Plastik und Metall, zum Beispiel Joghurtbecher, Konservendosen oder leere Tuben und Verbundverpackungen wie Getränkekartons.
Die Kosten für die Einsammlung und Verwertung der Abfälle und die Bereitstellung der Gelben Säcke trägt das Duale System. Es werden keine Abfallgebühren enthoben, stattdessen bezahlen die Kunden bereits beim Einkauf über den Produktpreis auch die Abfallentsorgung.
Wertstofftonne: In einer Wertstofftonne dürfen neben Verpackungsabfällen auch "stoffgleiche Nichtverpackungen" aus Plastik, Metall oder Verbundmaterial entsorgt werden. Zum Beispiel Kochtöpfe, Pfannen, Gießkannen, Plastikspielzeug oder Werkzeuge. Auch hier wird die Abfuhr über das Duale System organisiert. Die Mehrkosten für das Sammeln und Verwerten der Nichtverpackungs-Abfälle trägt aber der Landkreis, der diese über die Abfallgebühren weitergibt. Etwa acht Euro mehr pro Jahr und Haushalt kämen nach ersten Berechnungen auf die Landkreisbewohner zu.
Andere Abfälle: Elektrogeräte, Papier und Plastik sowie Glas kommen nicht in die Gelbe und auch nicht in die Wertstofftonne und müssen weiterhin separat beseitigt werden. Schaumstoff und Gummi sind keine Wertstoffe und werden daher über den Restabfall entsorgt.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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