Interview mit ITK-Vorstand Dennis Lidzba
Er sorgt für IT-Sicherheit beim Landkreis Harburg

ITK-Vorstand Dennis Lidzba überwacht in einem Serverraum das IT-System | Foto: Landkreis Harburg
  • ITK-Vorstand Dennis Lidzba überwacht in einem Serverraum das IT-System
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os/nw. Winsen. Online-Zugangsgesetz, IT-Sicherheit, Digitalisierung an Schulen: Bei der IT-Abteilung des Landkreises Harburg (ITK) betreuen 50 IT-Fachleute die IT-Systeme von ca. 1.500 Anwenderinnen und Anwendern des Landkreises und mehrerer kreisangehöriger Gemeinden. Hinzu kommen die Schulen des Landkreises, für deren IT die ITK sukzessive in einem groß angelegten Digitalisierungsprojekt die Verantwortung übernimmt. Das Wochenblatt sprach mit ITK-Vorstand Dennis Lidzba über die Herausforderungen bei diesen Aufgaben.
WOCHENBLATT: Was macht die Aufgaben der ITK aus?
Dennis Lidzba: Anders als bei einem Unternehmen kommen in einer Kommunalverwaltung viele unterschiedliche Geschäftsmodelle zusammen. Die Abläufe im Jugendamt haben z. B. mit denen in der Abfallwirtschaft gar nichts gemein. Diese Vielfalt spiegelt sich in unseren ungefähr 200 IT-Anwendungen wider und auch bei denjenigen, die damit arbeiten. Genau in dieser Vielfalt liegt der Reiz unserer Aufgabe: Zufriedene Anwender zu haben und - wo immer möglich - aus wirtschaftlichen Gründen unsere IT-Systeme zu standardisieren.
WOCHENBLATT: Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran – der öffentliche Dienst ist durch das Online-Zugangsgesetz verpflichtet, seine Dienstleistungen digital anzubieten.
Lidzba: Um die Notwendigkeit von Online-Dienstleistungen zu erkennen, haben wir das Online-Zugangsgesetz nicht gebraucht. Wir haben uns schon deutlich vorher auf den Weg gemacht und unseren kommunalen Portalverbund als Erste in Niedersachsen gestartet. Unter den Portaladressen der Städte und Gemeinden sowie der des Landkreises bieten wir alle möglichen Services für Bürger an - egal, ob die Leistung von der Gemeinde erbracht wird, wie die Erstellung eines Führungszeugnisses, oder vom Landkreis, wo u.a. die Kfz-Zulassung verantwortet wird.
WOCHENBLATT: Wie funktioniert das?
Lidzba: Alle Leistungen finden Sie unter der Portaladresse der teilnehmenden Stadt oder Samtgemeinde oder unter www.portal.landkreis-harburg.de. Trotz der Vielfalt der Behörden und IT-Systeme brauchen sich die Nutzerinnen und Nutzer nur einmal zu registrieren und zu authentifizieren. Mittlerweile haben sich acht der zwölf kreisangehörigen Kommunen an unseren Portalverbund angeschlossen. Ständig kommen weitere Angebote hinzu.
WOCHENBLATT: Was sind die größten Herausforderungen?
Lidzba: Die Technik dafür umzusetzen, bedeutet zwar viel Arbeit, ist aber nicht die eigentliche Herausforderung. Wichtig wäre es, die Gesetze anzupassen. Denn vielfach erlauben diese noch immer keine digitalen Unterschriften oder Zwei-Faktor-Authentifizierungen, so wie wir es vom Online-Banking her kennen. Wenn es nach uns ginge, könnte man schon längst seinen Wohnsitz online anmelden. Wir würden uns wünschen, dass der Gesetzgeber das ermöglicht.
WOCHENBLATT: Nicht zuletzt Corona hat gezeigt, wie wichtig es ist, unsere Schulen fit für Home-Schooling und digitale Unterrichtsformate zu machen. Der Landkreis Harburg ist hier vorne mit dabei – bereits im Juni 2020 nahm Landrat Rainer Rempe Förderbescheide aus dem Digitalpakt Schule in Gesamthöhe von rund sieben Millionen Euro entgegen. Wie ist es gelungen, die Förderanträge so schnell auf den Weg zu bringen und direkt in die ersten Maßnahmen einzusteigen?
Lidzba: Für den Landkreis war schon vorher klar, dass Digitalisierung im besten Falle in den Schulen anfängt. Bereits 2019 haben ITK und Kreisverwaltung daher unter Beteiligung von Schulleitungen, Lehrkräften und Elternvertretern ein ganzheitliches Konzept für die Digitalisierung aller 29 weiterführenden Schulen erarbeitet. Unser Projekt war also bereits gestartet, als der Digitalpakt kam. Davon haben wir profitiert und waren deshalb sehr schnell beim Abrufen der Digitalpaktgelder. Das gilt auch für die Beschaffung von Lehrer-Notebooks, die ebenfalls vom Land teilweise gefördert wurden.
WOCHENBLATT: Wie ist der aktuelle Stand bei der Digitalisierung der Schulen?
Lidzba: Derzeit haben wir neun Schulen mit neuer Infrastruktur ausgerüstet. Dazu gehören flächendeckendes WLAN und moderne Active Panels in jedem Unterrichtsraum. Die Schulen werden von uns vollumfänglich von der Hardware bis zur Software betreut. Vier weitere Schulen hat das Projektteam derzeit in Arbeit. Zwei Schulen nutzen bereits unsere Kreisschulcloud mit zentralem Hosting, modernsten IT-Sicherheitssystemen und mobilem, aber sicherem Zugriff auf alle Systeme. Ende nächsten Jahres will das hochmotivierte Team um unseren sehr engagierten Projektleiter Manuel Gomoll alle weiterführenden Schulen und die erste Grundschule umgestellt haben.
WOCHENBLATT: Egal ob Digitalisierung an Schulen oder in der Verwaltung – hier werden viele sensible Daten verarbeitet. Ein riesiges Thema ist daher die Sicherheit der Systeme und der Datenschutz. Wo liegen die größten Stolpersteine?
Lidzba: Ein beträchtlicher Teil unserer Investitionen fließt in die IT-Sicherheit. Neben der Einführung immer ausgefeilterer IT-Sicherheitssysteme lassen wir unsere Infrastruktur regelmäßig von „guten“ Hackern angreifen. In der IT nennen wir das Penetrationstests. Unserer IT-Sicherheitsbeauftragten Lena Sendelbach ist zudem sehr wichtig, alle Mitarbeitenden in der Kreis- und den Gemeindeverwaltungen zu sensibilisieren. Über eine von ihr eingeführte E-Learning-Plattform wird sie über aktuelle Gefahren sehr zeitnah aufklären können. Denn auch für die IT-Sicherheit gilt: Die Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
WOCHENBLATT: Angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine wurde wiederholt vor der Gefahr der Cyber-Attacken gewarnt. Wie gut ist die Kreisverwaltung hier gewappnet?
Lidzba: Bereits vor dieser Krise kamen die meisten Angriffe aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. Hier gab und gibt es regelrechte Industrien deren Geschäftsmodell es ist, über Schadsoftware beträchtliche Gelder zu erpressen. Das machen diese Leute hoch professionell und sehr arbeitsteilig. Diese Risiken zu minimieren war und ist Hauptaugenmerk unserer Bemühungen in Sachen IT-Sicherheit.
WOCHENBLATT: Haben Sie Tipps, die jeder zu Hause beherzigen kann, um seinen Rechner sicher und stabil zu nutzen?
Lidzba: Für den Rechner zu Hause gilt regelmäßig die Updates einzuspielen – für Windows für Office-Programme, für das E-Mail-Programm und den Internet-Browser. Fast noch wichtiger finde ich es, das Smartphone zu schützen. Das ist anders als der Rechner häufig rund um die Uhr online. Da häufig unbeobachtet, ist das Smartphone noch einfacher zu infizieren als Notebook oder PC. Daher unbedingt auch auf dem Smartphone eine Antiviren-App installieren. Und ganz aktuell: Aufpassen vor einer neuen Malware, die beim Geldversenden über Paypal eine aus Bequemlichkeit in die Zwischenablage kopierte Empfängerdresse durch eine manipulierte falsche Adresse ersetzt … und das Geld ist weg. Ein schönes Beispiel dafür: Es gibt keine IT-Sicherheit ohne Verzicht auf Komfort.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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