Winsen
Experten informierten im Marstall über Wärmepumpen

Rund 120 Besucher interessierten sich für das Thema Wärmepumpen | Foto: Klimaschutznetzwerk
  • Rund 120 Besucher interessierten sich für das Thema Wärmepumpen
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Welche Vor- und Nachteile bieten Wärmepumpen? Kommt diese Technik auch für alte Wohnhäuser in Betracht? Lohnt es sich, ergänzend auch eine Fotovoltaikanlage zu installieren? Diese und weitere Fragen standen jetzt im Mittelpunkt eines Informationsabends im Marstall, zu dem das Klimaschutznetzwerk Winsen eingeladen hatte.

Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Mehr als 120 Besucher folgten aufmerksam den Vorträgen und stellten ihre Fragen an die anwesenden Experten.

Wärmepumpennutzer größtenteils zufrieden

Bereits der Einleitungsvortrag verdeutlichte: Wärmepumpen sind eine etablierte Technik zum Heizen von Wohngebäuden. Bundesweit sind heute rund 1,5 Millionen Heizungs-Wärmepumpen im Einsatz. Allein im Jahr 2022 wurden 236.000 neue Heizungs-Wärmepumpen verkauft, die Mehrzahl davon für Bestandsgebäude. Eine aktuelle Befragung von ZEIT-Online aus April 2023 kommt zudem zu dem Ergebnis, dass die Haushalte, die Wärmepumpen zum Heizen nutzen, ganz überwiegend zufrieden sind: 77 % von mehr als 3.000 Befragten geben an, dass sich die Anschaffung der Wärmepumpe für sie gelohnt hat. Eine weitere Erkenntnis aus dieser Befragung: Werden in Bestandsgebäuden Gas- oder Ölheizungen ausgetauscht, wird dieser Anlass häufig genutzt, um auch weitere Teile des Wohnhauses „auf Stand“ zu bringen. Denn Wärmepumpen funktionieren besonders gut in Wohngebäuden, die zumindest teilmodernisiert sind. So investierte etwa jeder zweite Haushalt, der seine alte Heizung in einem vor dem Jahr 2000 errichteten Wohngebäude durch eine moderne Wärmepumpe austauschte, auch in ein neues, gut gedämmtes Dach oder neue Fenster. Etwa ein Drittel verband den Einbau einer Wärmepumpe mit der Installation einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach.

Das Heizsystem der Zukunft

Einen umfassenden Einblick in die Funktionsweise von Wärmepumpen gab Falk Just, der als Projektmanager beim Heizungshersteller Buderus arbeitet. Er geht dabei zunächst auf die Klimaschutzziele des Bundes und das hohe Einsparpotenzial im Wärmebereich ein: „Knapp 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser“, so Just. Die Einsparpotenziale in diesem Bereich stuft er als sehr hoch ein: „Der Anteil erneuerbarer Wärme liegt derzeit bei lediglich 9 Prozent, und 80 Prozent aller Heizungen in Deutschland sind veraltet.“ Wärmepumpen könnten hier einen deutlichen Fortschritt bringen. Just rechnet vor, dass für ein Einfamilienhaus mit 156 Quadratmeter Wohnfläche und einem durchschnittlichen Heiz- und Trinkwasserwärmebedarf beim Einsatz einer ökostrom-betriebenen Wärmepumpe nur 0,07 t CO2 pro Jahr anfallen. Bei einem Öl-Brennwertkessel wären es 9,4 t – also mehr als 100 mal so viel. Das Fazit von Falk Just: „Die Wärmepumpe ist das Heizsystem der Zukunft!“ Auch auf die Betriebskosten von Wärmepumpen geht Just ein und veranschaulicht anhand eines aktuellen Beispiels, dass die laufenden Heizkosten für Gas um rund 23 Prozent höher liegen als die Stromkosten für eine Wärmepumpe. Für Familien, die den Einbau einer Wärmepumpe erwägen, hielt Just am Schluss noch eine praktische Checkliste bereit. Sie beinhaltete unter anderem die Frage, ob die Vorlauftemperatur der jetzigen (Gas- oder Öl-)Heizungsanlage auf unter 55°C abgesenkt werden kann.

Wärmepumpe in Kombination mit anderen Heizsystemen

 
Als zweiter Experte referierte Gert Schulz, Energieberater der Verbraucherzentrale Niedersachsen. In seinem fachkundigen Vortrag ging Schulz auf die verschiedenen Formen von Wärmepumpen – SoleWasser, Wasser Wasser, Luft-Wasser – ein und erläuterte deren Vor- und Nachteile. Der Energieberater spricht sich für den Einsatz von natürlichen Kältemitteln in Wärmepumpen aus und benennt Beispiele für die Kombination von Wärmepumpen und anderen Heizsystemen, z.B. Gasbrennwert-Heizungen. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Infoabends hält Schulz einen wichtigen Rat bereit: „Überstürzen Sie den Umstieg auf Wärmepumpen nicht. Der Markt ist zurzeit überhitzt. Die Preise für Wärmepumpen könnten schon in naher Zukunft wieder sinken.“ Zum Schluss weist Schulz auf ein konkretes Angebot der Verbraucherzentralen hin: Für nur 30 Euro Eigenanteil erhalten Haushalte eine Vor-Ort-Beratung in Form eines „Eignungschecks Heizung“ – und damit fundierte Ratschläge, welche Heizsysteme zu ihrem Haus passen. Denn nicht für jedes Bestandsgebäude kommt eine Wärmepumpe in Betracht.

Modernisierung von Häusern

Abgerundet wurde der Informationsabend durch einen Kurzvortrag von Johannes Neumann, der in 2022 in Winsen gemeinsam mit seiner Frau ein Haus gekauft hat. Bevor die Familie eingezogen ist, wurde das mehr als 50 Jahre alte Haus grundlegend saniert – u.a. mit einem neuen Dach, einer großen Fotovoltaik-Anlage, neuen Fenstern und einer Wärmepumpe. Neumann: „Uns als Familie war es wichtig, ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Heizsystem im Haus zu haben. Die Wärmepumpe hat in diesem Winter gute Dienste geleistet. Das System arbeitet effizient, wir haben es angenehm warm im Haus. Wir sind zufrieden und würden es wieder so machen.“

Hohe Nachfrage nach Wärmepumpen

Abschließend berichten drei Handwerksunternehmen aus der Praxis: Stefan Wenk (Rüdiger Ernst Heizungstechnik), Frank Harth (Frank Harth Heizung und Bad) und Oliver Ferri (Ferri Heizung Sanitär Service) schildern die hohe Nachfrage, die zurzeit auf dem Heizungsmarkt zu erleben ist, und die langen Lieferzeiten für Wärmepumpen, mit denen aktuell zu rechnen ist. Alle drei haben Erfahrung im Einbau von Wärmepumpen. „Es sind unsere Handwerksunternehmen vor Ort, die die Energiewende umsetzen“, stellt der Moderator klar. Für alle drei Heizungsbauer gibt es zum Schluss lauten Applaus aus dem Publikum.

Die Vorträge zu Wärmepumpen, Links auf nützliche Informationen zum Thema und eine Liste der Heizungsbauunternehmen aus Winsen und Umgebung, die Wärmepumpen einbauen, finden sich online beim Klimaschutz Winsen.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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