"Flüchten, lernen, umdenken": Otto Hammermeister aus Winsen hat seine bewegte Biografie als Buch herausgebracht
ce. Winsen. "15 Jahre lang habe ich gezögert, mein Leben zu Papier zu bringen. Früh Erlebtes mit spät Begriffenem zu erklären, hätte in meinen Augen für den Leser zu viele Verwirrungen durch Zeit- und Gedankensprünge bedeutet. Als mir dann klar wurde, dass ich meine bewegte Biografie in drei Kapiteln entzerrt darstellen könnte, begann ich, sie aufzuschreiben." Das sagt Otto Hammermeister (79) aus Winsen, der jetzt seine Lebenserinnerungen als Buch unter dem Titel "Flüchten, lernen, umdenken" herausgebracht hat.
Geboren wurde Hammermeister 1937 in Wartin (Vorpommern). 1945 musste die Familie während des Zweiten Weltkriegs vor der Roten Armee fliehen und konnte erst ein halbes Jahr später zurückkehren. Dieser Kindheits- und Jugendzeit widmet sich der Autor im ersten Kapitel seines Buches. 1953 folgte aus politischen Gründen die Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone. Das "mühsame Nachschleichen des ersten Bildungsweges" von Hammermeister, der auch durch die beiden Fluchten keine Berufsausbildung hatte, prägt den zweiten Buch-Teil. "Mein halbes Leben war ein Lernprozess. Ich musste die Grundschulkenntnisse auffrischen und habe die Mittlere und die Hochschulreife gemacht", blickt Otto Hammermeister im Gespräch mit dem WOCHENBLATT zurück. Er arbeitete unter anderem als Furnierzuschneider, war Soldat, absolvierte ein Lehramtsstudium und war von 1975 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 Studienrat an einem Hamburger Gymnasium.
"Das Lernen ohne Ende hat bei mir auch ein Umdenken in vielen Bereichen bewirkt", so Hammermeister. Die sich dadurch verstärkt einstellende Selbstkritik habe ihn bewogen, im dritten Kapitel seines Literatur-Debüts die Gesellschaft dazu zu animieren, manche Probleme neu zu überdenken. So findet er deutliche Worte bei der Suche nach einer Erklärung für die vielerorts stattfindenden Angriffe durch jüngere wie ältere Neo-Nazis. "Dass Jugendliche gern radikalen Ideen anhängen, ist bekannt. Vielleicht liegt es auch daran, dass es in der Elterngeneration noch Narren gibt, die nichts aus der NS-Zeit gelernt haben oder sich die Peinlichkeit ihrer Vergangenheit nicht eingestehen", vermutet Hammermeister.
Seine liebtsten Hobbys sind der Naturschutz und das Angeln. Für Letzteres hat er sich als ehemaliger Vorsitzender des Fischerei-Sportvereins Hoopte-Winsen und früherer Vizepräsident des Verbandes deutscher Sportfischer besonders engagiert. Da kommen seine nächsten Schriftsteller-Pläne nicht von ungefähr: "Ich plane ein Buch über Angelfischerei und Vereinsarbeit", kündigt Otto Hammermeister ein.
• Otto Hammermeisters Biografie "Flüchten, lernen, umdenken" (ISBN 978-3-95840-212-6) ist im Buchhandel erhältlich.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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