Landwirtschaft bei schwierigem Wetter
"Gesamten Werkzeugkasten nutzen"
Monatelange Dürre- und Regenperioden, Hitze, Frost, Starkregen und Hagel: Landwirte stöhnen derzeit wegen dauernder Wetterkapriolen. Die Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen empfiehlt den Landwirten deshalb, in ihrer Anbauplanung zu prüfen, wie anfällig ihre Produkte bei Wetterextremen sind. So könnte man die Anbaurisiken deutlich verringern.
Kürzere Abstände zwischen Extremwetterlagen
„Besonders nasse Witterung in Herbst und Winter gab es auch früher schon – allerdings werden die zeitlichen Abstände zwischen diesen Ereignissen kürzer“, berichtete Gerald Burgdorf, bei der LWK Leiter des Fachbereichs Pflanzenbau, mit Blick auf das aktuelle Erntejahr.
Schnelle Erholung trotz widriger Verhältnisse
Eine bedeutsame Erkenntnis des zurückliegenden Winterhalbjahres liegt für Burgdorf in der Fähigkeit mancher Winterkulturen, sich nach Monaten in einem wassergesättigten Boden überraschend schnell zu erholen: „Wir haben Raps- und Winterweizen-Bestände dokumentiert, die mangels Befahrbarkeit nicht umgebrochen wurden und letztlich noch erstaunliche Erträge geliefert haben.“
Deshalb sollten die Pflanzen auf solchen Feldern, die man wegen des aufgeweichten Bodens eine Zeitlang nicht befahren konnte, mit Düngung, Pflege und Pflanzenschutz bestmöglich gefördert werden. Burgdorf: "Manchmal ist es letztlich besser, bestehende Pflanzen wachsen zu lassen, als verspätet neue einzusäen."
Regen im Sommer: schlecht für Getreide – gut für den Mais
Nicht jedes "schlechte" Wetter führt zu einer Schädigung von Nutzpflanzen. Probleme gibt es nur, wenn ein wichtiges Entwicklungsstadium einer Pflanze betroffen ist. Starke Nässe im Winter und Frost im Frühjahr sind zum Beispiel Gefahren für das Wintergetreide. Trockenheit im Sommer bedroht die Entwicklung des jungen Maises und der meisten anderen Kulturen. Regenfälle im Hochsommer schaden erntereifem Getreide und Kartoffeln. Dieselben Niederschläge sind für Zuckerrübe, Mais, Acker- und Sojabohne ein großer Vorteil.
„Um das Risiko für Ertragsausfälle möglichst kleinzuhalten, bietet es sich also an, verschiedene Kulturen mit möglichst unterschiedlichen Erntezeitpunkten anzubauen“, so Burgdorf. Es gelte, den gesamten Werkzeugkasten des Ackerbaus zu nutzen.
Extremwetter als Kriterium für die Züchtung
Angesichts des Klimawandels rückte die Pflanzenzucht in den Vordergrund, hob Burgdorf hervor. Durch neue Züchtungen, die schwieriges Wetter beser vertragen, könne das hohe Ertragsniveau in Deutschland gehalten werden.
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