Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia"
Heinrich König aus Winsen überlebte vor zehn Jahren Schiffskatastrophe im Mittelmeer

Die WOCHENBLATT-Schlagzeile vom Januar 2012 über die Havarie-Überlebenden Heinrich König und Helga Prahl | Foto: ce
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ce. Winsen. "Ertrunkene Menschen, die noch vor wenigen Minuten ihre Liebsten daheim anriefen: 'Wir sehen uns nie wieder'. Männer und Frauen prügeln sich voller Angst um die letzten Plätze in den Rettungsboten. Manchmal kommen diese Bilder in meinem Kopf auch heute noch hoch." Das sagt Heinrich König (85) aus Winsen, der am 13. Januar vor zehn Jahren zusammen mit einer Lebensgefährtin Helga Prahl (73) die Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" im Mittelmeer überlebte.
32 Todesopfer forderte die Katastrophe, bei der das Schiff mit insgesamt rund 3.200 Passagieren an Bord spätabends auf einen Felsen nahe der italienischen Insel Giglio auffuhr, leck schlug und auf Schlagseite kippte. Der Kapitän war nach eigener Aussage so dicht an der Insel vorbeigefahren, um einen ehemaligen Kollegen zu grüßen. Er wurde - unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie zu frühen Verlassen des Schiffes - zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt.
"Den fast schon monströsen Anblick des gekenterten Schiffes und die viel zu engen Rettungsboote werde ich wohl nie vergessen", erinnert sich Heinrich König heute gegenüber dem WOCHENBLATT. Das Boot, in dem er und Helga Prahl sowie rund 150 weitere Passagiere in jener eisigen Januarnacht im Jahr 2012 saßen, konnte wegen der extremen Schlagseite der "Costa Concordia" zunächst nicht hinabgelassen werden. Erst mit Hämmern und Brechstangen gelang es den Crewmitgliedern, das Boot zu befreien. "Als es krachend auf dem Wasser aufschlug, weinte und schrie alles, es gab etliche Verletzte. So grauenvoll muss es auch gewesen sein, als die Titanic unterging", hatte Heinrich König seinerzeit dem WOCHENBLATT das Geschehen geschildert.
"In der ersten Zeit nach dem Unglück wurde uns psychologische Betreuung angeboten, die wir aber ablehnten. Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, das Angebot anzunehmen", räumt König ein. Er habe das Erlebte inzwischen "recht gut verarbeitet", seiner Partnerin falle es zuweilen noch schwer, darüber zu reden. "Auch Fernsehsender wollten jetzt zum zehnten Jahrestag der Katastrophe über uns berichten, das wäre uns aber zu viel geworden."
Für ihr bei der Havarie verlorenes Hab und Gut wurde das Paar von der Reederei "ordentlich entschädigt". Gemeinsam auf eine große Kreuzfahrt wollen Heinrich König und Helga Prahl aber höchstwahrscheinlich nicht mehr gehen. König: "Vor Corona haben wir stattdessen eine gut 14-tägige Fluss-Schifffahrt auf der Donau unternommen. Das haben wir beide sehr genossen!"

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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