Winsen
Holocaust überlebender Ivar Buterfas-Frankenthal hielt Vortrag am Gymnasium

Henry Ruppenthal (v. li.), Jens Peter und Josef Nießen freuten sich über den Besuch von Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal | Foto: Iserloh
  • Henry Ruppenthal (v. li.), Jens Peter und Josef Nießen freuten sich über den Besuch von Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal
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„Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Geschichte erzählt haben.“ Mit diesen Worten begegnete jetzt ein Oberstufenschüler des Gymnasiums Winsen Ivar Buterfas-Frankenthal im Anschluss an dessen Vortrag an der Schule. Neben der Dankbarkeit für den spannenden Zeitzeugenbericht ließ sich dabei auch eine große Anerkennung vor dem Leben und der Lebensleistung von Buterfas-Frankenthal erkennen.

Ivar Buterfas-Frankenthal ist mit seinen 90 Lebensjahren zurzeit ein gefragter Redner. Er ist einer der letzten Zeitzeugen, der die NS-Herrschaft als Verfolgter überlebte und noch persönlich von seinen Erfahrungen berichten kann. Vor dem Hintergrund der Terrorangriffe der Hamas im Oktober in Israel, dem Krieg in Gaza und den steigenden antisemitischen Straftaten in Deutschland bekommen seine Schilderungen eine neue Form der Aufmerksamkeit. In den vergangenen Wochen hörte man seine Stimme im Radio, sah ihn auf dem Spiegel-Titelcover und bei Markus Lanz im Fernsehen, wo er sich bezogen auf den Krieg in Gaza für eine Zweistaatenlösung aussprach und sein Bedauern für die Opfer beider Seiten zum Ausdruck brachte.

Jetzt sprach er zusammen mit seiner Frau Dagmar am Gymnasium Winsen vor dem gesamten zehnten Jahrgang, den Geschichtsleistungskursen der Oberstufe und über einen hausinternen Videostream zu ca. 550 Schülern der Jahrgänge acht bis 13 des Gymnasiums.

Nach der Begrüßung durch den Schulleiter Jens Peter und einleitenden Worten zum historischen Kontext und der heutigen Bedeutung des Themas durch den ersten Kreisrat Joseph Nießen, klärte Henry Ruppenthal, Fachbereichsleiter für Geschichte, über die historischen Hintergründe des Antisemitismus auf. Was das für einen Menschen mit Vorfahren jüdischen Glaubens bedeutet, vermochte Ivar Buterfas-Frankenthal eindrücklich zu schildern. Er zeichnete seine Familiengeschichte nach und berichtete beispielsweise von seinen Erfahrungen mit der Hitlerjugend oder einem Schulleiter, der ihn aufgrund seiner Abstammung mit harschen Worten von der Schule verwies. Es folgten Geschichten von Flucht, Armut und weiterer Ausgrenzung, auch in der neuen Bundesrepublik Deutschland, die sichtlich Eindruck bei den Zuhörern hinterließen.

Ivar Buterfas-Frankenthal beeindruckte Stader Schüler

Bis heute erlebe er Anfeindungen, weshalb sein Haus einer Festung gleiche, so der Redner. Trotzdem lassen es sich Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal nicht nehmen, öffentlich aufzutreten, um ihre Geschichte zu erzählen, die gerade als Buch "Von ganz, ganz unten“ erschienen ist. Auch wenn Ivar Buterfas-Frankenthal sich mit den Worten „Ich fühle mich sowas von wohl, hier vor euch zu stehen“, verabschiedete, will er ab Januar 2024, aus gesundheitlichen Gründen keine Vorträge mehr halten.

Die Tatsache, dass die Schüler am Gymnasium Winsen im Jahr 2023 noch einen Holocaustüberlebenden in ihrer Schule treffen und den ergreifenden Schilderungen folgen konnten, wird ihnen in Erinnerung bleiben.

Biografie eines bewegenden Lebenswegs
Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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