Schüleraustausch mit Japan
Japanische Schüler zu Gast in Winsen
Seit 25 Jahren verbindet ein Schüleraustausch zwischen Winsen und Japan junge Menschen aus zwei Kulturen. Organisiert von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Winsen unter Bodo Beckedorf, bietet das Programm Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, neue Freundschaften zu knüpfen und einzigartige Einblicke in das Leben und Lernen jenseits des eigenen Horizonts zu gewinnen.
In diesem Jahr besuchten 16 Schülerinnen und Schüler aus Fukui und Tsuruga für eine Woche Winsen. Sie waren in Gastfamilien untergebracht und wurden von den Lehrern Jennifer Marquardt (Gymnasium Winsen) und Carsten Götze (BBS Winsen) begleitet. Trotz einer langen Anreise von 24 Stunden – bedingt durch die Umgehung des ukrainischen Luftraums – blickten die Jugendlichen ihrem Abenteuer mit Vorfreude entgegen.
Während ihres Aufenthalts erwartete die Schülerinnen und Schüler ein vielfältiges Programm. Sie besuchten nicht nur den regulären Unterricht, sondern nahmen auch an besonderen Aktivitäten teil: Vom gemeinsamen Kochen bis hin zu einem Ausflug in die Elbphilharmonie in Hamburg. Auch künstlerisches Arbeiten stand auf dem Plan.
„Die größte Herausforderung war die Sprache“, berichtete Jade Bast vom Gymnasium Winsen. Gemeinsam mit ihrer japanischen Austauschpartnerin Cocone Ishitani bereitete sie in der Schulküche Ofengemüse und das Dessert „Schneegestöber“ zu. „Wir mussten oft dolmetschen, aber das hat uns auch irgendwie Spaß gemacht“, erzählt Schüler Jonas Dittmar.
Ein zentraler Aspekt des Austauschs war der Vergleich der Schulsysteme. In Japan beginnt der Unterricht um 8 Uhr und endet erst um 18 Uhr, gefolgt von zusätzlichem Lernen am Abend. Uniformen sind Pflicht, gefärbte Haare, Make-up oder lackierte Fingernägel verboten. „Die Atmosphäre in der Schule ist viel disziplinierter“, erklärte Robert Graf, ein Schüler der BBS, der im Vorjahr nach Japan reiste.
Die deutschen Jugendlichen staunten über die vielen Klausuren, aber auch darüber, dass es in Japan keine mündlichen Noten gibt. Lenja Gärtner, die eine Biologiestunde in Japan erlebte, hatte ein weiteres Kuriosum entdeckt: „Im Biologieunterricht standen Gläser mit eingelegten Tieren und Organen auf dem Tisch. Das war echt ungewohnt.“
Auch die mangelnde Digitalisierung fiel auf. Während deutsche Schulen immer stärker auf interaktive Smartboards setzen, arbeiten Schülerinnen und Schüler in Japan noch vornehmlich mit Stift und Papier.
Doch es waren nicht nur die schulischen Unterschiede, die Eindruck hinterließen. Besonders das Miteinander und die Rituale stachen hervor. In Japan übernehmen Schülerinnen und Schüler selbst die Verantwortung für die Sauberkeit ihrer Schule. „Jeder räumt hinter sich auf, und das schafft ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl“, erklärte Til Neumann, der im Vorjahr am Austausch teilnahm.
Auch die japanische Esskultur wurde gelobt, vor allem die Kantinen, die für ihre Qualität bekannt sind. „Auch wenn es hier auch lecker ist, das Essen in der Kantine in Japan war schon was Besonderes“, meinte Jonas Dittmar und die Schüler um ihn herum nickten zustimmend.
Ein weiteres Thema war das Baden. Lehrerin Jennifer Marquardt sagte: „In Japan ist es nicht nur eine Frage der Hygiene, sondern ein festes Ritual. Nach dem Duschen entspannt man in einer gefüllten Wanne – ein Ablauf, der die deutschen Schüler zunächst verwirrte, aber schnell für Gespräche sorgte.“
Im vergangenen Jahr reisten 25 Schülerinnen und Schüler aus Winsen nach Japan. Die Nachfrage ist groß: Von 49 Bewerberinnen und Bewerbern konnte nur etwa die Hälfte berücksichtigt werden.
Carsten Götze, Lehrer an der BBS Winsen, fasste es so zusammen: „Dieser Austausch zeigt, wie wertvoll es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Was die Schülerinnen und Schüler hier lernen, bleibt ihnen fürs Leben.“
Redakteur:Anika Werner aus Winsen |
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