Kreis-Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag will "Menschen für Gewalt sensibilisieren"
ce. Winsen. "Jede vierte Frau in Deutschland ist Opfer von häuslicher Gewalt. Auch Mitarbeiterinnen unserer Kreisverwaltung sind davon betroffen. Die Menschen müssen unbedingt weiter für dieses Thema sensibilisiert werden." Das betonte Andrea Schrag (41), seit gut einem Jahr Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg, als sie jetzt in einem Pressegespräch eine erste Zwischenbilanz ihrer Arbeit zog.
Von Andrea Schrag seit ihrem Dienstantritt 2014 zusammen mit der Kreisverwaltung entwickelte Leitlinien zum Umgang mit häuslicher Gewalt stünden kurz vor dem Abschluss. "Für Betroffene müssen Ansprechpartner in der Kreisverwaltung, aber auch im Landkreis benannt werden", so Schrag.
Weitere Arbeitsschwerpunkte der Gleichstellungsbeauftragten sind unter anderem:
- Geschlechtergerechte Sprache in der Verwaltung: Männlich geprägte Begriffe wie "Bürger", "Politiker" oder "Antragsteller" müssten laut Schrag der Vergangenheit angehören. Geschlechtergerechte Formulierungen in Texten ("Politiker und Politikerinnen") würden die Chancen von Frauen erhöhen, in Entscheidungsprozessen mitbedacht oder für Ämter vorgeschlagen zu werden.
- Gleichstellungsplan nach dem neuen Niedersächsischen Gleichberechtigungsgesetz (NGG): Hier wurden Maßnahmen und Ziele zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zum Abbau der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen erarbeitet. Der Plan steht kurz vor dem Abschluss.
- Arbeit in Ausschüssen: Andrea Schrag engagiert sich im Jugendhilfe-, Sozial- und Kreisausschuss.
- Veranstaltungen über Mädchen und Frauen in der extremen politischen Rechten: "Frauen sind schon lange in der rechten Szene aktiv. Sie müssen als politische Aktivistinnen ernstgenommen werden, sonst können sie ungestört wirken", hob Schrag hervor.
- Beratungen: Im Jahr 2014 beriet Schrag 65 Männer und Frauen aus der Kreisverwaltung sowie 50 Ratsuchende von auswärts. Themenschwerpunkte waren etwa die Pflege von Angehörigen, Probleme am Arbeitsplatz, (häusliche) Gewalt, Sucht, Betreuung von Kindern und Wohnungsmangel.
- Mentoringprogramm "Politik braucht Frauen": In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten bereitet Schrag 13 Teilnehmerinnen im Vorfeld der Wahlen 2016 auf den Einstieg in die Kommunalpolitik vor.
- Modellprojekt "ProBeweis": Andrea Schrag will die andernorts bereits laufende Initiative auch in den Landkreis holen. Dabei können Frauen nach Angriffen ihre Verletzungen in Krankenhäusern dokumentieren lassen, müssen aber nicht sofort Anzeige erstatten.
"Am meisten Freude macht mir, dass ich bei meiner Arbeit Menschen helfen, Projekte anschieben und auch politisch Einfluss nehmen kann", so Schrag. Sie bedauert, dass sie Beratungstermine nicht immer zeitnah vergeben könne. "Dafür ist das Arbeitsaufkommen zu hoch."
- Zu erreichen ist Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag unter Tel. 04171 - 693117 oder per E-Mail unter a.schrag@lkharburg.de. Sprechzeit ist donnerstags von 13 bis 15 Uhr im Winsener Kreishaus und nach telefonischer Vereinbarung.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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