Gegen häusliche Gewalt
LandFrauen Pattensen informieren sich über Hilfsangebote für Frauen im ländlichen Raum

Vera Bergmann (re.) freute sich über den Besuch von (v. li.) Christiane Schmidt, Dorothea Schulz und Elisabeth Meinhold-Engbers,  | Foto: Elke Bulla/LandFrauenverein Pattensen
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Im Jahr 2022 hatte der LandFrauenverein Pattensen und Umgebung der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die im Landkreis Harburg das Frauenhaus betreibt, eine Geldspende aus dem Erlös des Kuchenverkaufs auf dem
Pattenser Herbstmarkt überreicht. Bei der Spendenübergabe erfuhren die Vorstandsfrauen bereits einiges über die Not der Frauen und Kinder. Daraus erwuchs der Wunsch, mehr über Hilfsangebote für Frauen im
ländlichen Raum zu erfahren.

Jetzt war es so weit. Zu der Veranstaltung unter dem Motto "Gewalt gegen Frauen - bei uns auf dem Land doch nicht, oder?“ waren viele interessierte LandFrauen nach Bahlburg in das Dörpshus gekommen. Drei Vertreterinnen der AWO gaben Auskunft zu den Fragen der Teilnehmerinnen.

Einleitend gab Vera Bergmann vom Vorstandsteam des LandFrauenvereins einen kurzen Überblick über das wichtigste Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, die sogenannte Istanbul-Konvention. In der Praxis sind leider noch längst nicht alle der in der Istanbul-Konvention verankerten Hilfsangebote für Frauen ausreichend umgesetzt. Beispielsweise verfügt das Frauenhaus Harburg lediglich über acht (!) Plätze für Frauen und deren Kinder. Das wird dem Bedarf an sicheren Wohnmöglichkeiten für Frauen, die den Ausweg aus einer gewaltgeprägten Beziehung suchen, bei weitem nicht gerecht.

Die LandFrauen erfuhren, dass die Mitarbeiterinnen der AWO immer wieder hilfesuchende Frauen abweisen müssen, weil alle Plätze belegt sind.

Weiteres Thema war der Begriff "Gewalt“, der eine Vielzahl von Handlungen umfasst. Wobei "Schlagen mit Worten“ auch nach Auffassung der AWO-Mitarbeiterinnen oftmals schwerere (weil dauerhaftere) Verletzungen als blaue Flecken zur Folge hat. Auch die vermeintliche Scham über das eigene Versagen, wenn Frau Gewalt erfährt, überholte Befürchtungen bezüglich sozialer Ausgrenzung (was sollen die Nachbarn denken), die zu einer Umkehr der Täter-Opfer-Rollen führen können, wurden thematisiert.

Anschließend gaben Frau Schmidt und Frau Schulz von der AWO den LandFrauen einen besonders intensiven und einprägsamen Eindruck von ihrer Arbeit im Frauenhaus, indem sie in einem Rollenspiel am Telefon die Beratung einer verzweifelten Frau mit drei Kindern vortrugen.

Daran schloss sich eine intensive Fragerunde der LandFrauen an, bei der alle nur denkbaren Aspekte des Themas zur Sprache kamen: vom Einzug in ein Frauenhaus; wie werden die Frauen finanziell unterstützt oder
arbeiten alle; wie wird das Frauenhaus finanziert; wie leben die Frauen und Kinder im Frauenhaus; die Hilfsbereitschaft der Frauen untereinander; gibt es Nationalitäten, die besonders oft im Frauenhaus sind (nein, gibt es nicht); wie lange dürfen die Frauen bleiben, wie kommen sie an eine Wohnung und und und.

Ein besonderes Thema waren Nachfragen der LandFrauen nach Sachspenden an das Frauenhaus. Zur Freude der AWO-Mitarbeiterinnen fanden sich gleich zwei LandFrauen, die mit einem Kinderbettchen sowie einem Schulranzen und einer Federtasche aushelfen können.

Die LandFrauen fragten nach, mit welchen Sachspenden sie auch künftig das Frauenhaus unterstützen könnten. Frau Meinhold-Engbers, Leiterin des Bereichs „Familienbegleitende Interventionen“ der AWO, entgegnete, dass sich die AWO auch über Sachspenden, wie z. B. Handtücher, Küchenzubehör und Geschirr für die von der AWO betreuten vielfältigen Wohngruppen freuen würde. Sachspenden können bei der AWO-Geschäftsstelle in Winsen, Niedersachsenstraße 31 abgegeben werden.

Schließlich kamen auch die Positionen, die sowohl vom Niedersächsischen LandFrauenverband Hannover (NLV) als auch vom Deutschen LandFrauenverband (dlv) einvernehmlich zur häuslichen Gewalt im ländlichen Raum vertreten werden und die sich in diesem Jahr mit ihren Forderungen besonders an die Politik richten, zur Sprache.

Die LandFrauen Pattensen waren sich einig, dass viel mehr für Frauen und Kinder in Not getan werden muss, und unterstützen die Positionspapiere. Das Interesse der LandFrauen an den Belangen des Frauenhauses spiegelt sich auch in dem Ergebnis der abendlichen Spendensammlung, bei der ein Betrag von 210,51 Euro zusammenkam. Der Vorstand wird diesen Betrag um weitere 200 Euro aufstocken und den Gesamtbetrag als zweckgebundene Spende für die Küche des Frauenhauses überweisen.

Die LandFrauen Pattensen bedankten sich mit großem Applaus bei den Mitarbeiterinnen der AWO für ihr tolles Engagement und verabschiedeten sie mit einer Rose und einer kleinen handgefertigten Überraschung.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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