Mit "ProBeweis" gegen Gewalttäter

Stellten "ProBeweis" vor (v. li.): Dr. Linda Wanke, Dr. Juliane Rothenburg, Dr. Tanja Germerott, Rainer Rempe, Cornelia Rundt und Andrea Schrag
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Beweissicherungs-Projekt startet jetzt auch im Landkreis Harburg

ce. Winsen. Jede vierte Frau in Deutschland wird laut einer Studie mindestens einmal im Leben Opfer von häuslicher Gewalt oder einer Sexualstraftat. Die Betroffenen haben eine hohe Hemmschwelle, den Täter bei der Polizei anzuzeigen. Hier setzt das nun auch im Landkreis Harburg gestartete Projekt "ProBeweis" an. Das Netzwerk bietet Frauen die Möglichkeit, in der Chirurgischen Ambulanz des Krankenhauses Buchholz als Partnerklinik Verletzungen dokumentieren und professionell Spuren sichern zu lassen, ohne sofort Strafanzeige erstatten zu müssen.
Vorgestellt wurde "ProBeweis" im Winsener Kreishaus von der Kreis-Gleichstellungsbeauftragten Andrea Schrag zum Abschluss der 16-tägigen Kampagne "Gegen Gewalt an Frauen - Frauenrechte sind Menschenrechte". Die Schirmherrin der Kampagne, Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt, gehörte ebenfalls zu den anwesenden Gästen und Referenten.
Rundt prangerte das "erschreckende Ausmaß von Gewalt in Partnerschaften" an, weshalb es ihr ein "besonderes Anliegen" sei, die Kampagne zu unterstützen. "Jede Form von physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen ist inakzeptabel. Wir müssen den Opfern zeigen, dass sie nicht allein sind", betonten Rundt und Landrat Rainer Rempe einstimmig.
Dr. Tanja Germerott, Projektleiterin von "ProBeweis" an der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH), erörterte den Ablauf des kostenlosen Angebotes, das derzeit in Kooperation mit 23 niedersächsischen Partnerkliniken (darunter auch die Elbe-Kliniken Stade) umgesetzt und vorerst bis 2017 vom Sozialministerium finanziell gefördert wird. Nach einem Gespräch der Gewaltopfer mit an die Schweigepflicht gebundenen Ärzten des jeweiligen Krankenhauses werden Verletzungen dokumentiert, Spuren gesichert und gegebenenfalls notwendige weiterführende Behandlungen eingeleitet. Die bei der Untersuchung in der Klinik gesammelten Asservate und Dokumentationen werden in der Rechtsmedizin der MHH aufbewahrt. Sie können nach Freigabe durch die Betroffenen in Ermittlungsverfahren herangezogen werden.
Dr. Linda Wanke, internistische Oberärztin und Leiterin der Aufnahmestation am Krankenhaus Buchholz, und die dort tätige gynäkologische Oberärztin Dr. Juliane Rothenburg, berichteten, dass die Mitarbeiter der "ProBeweis"-Partnerkliniken vom Netzwerk für die neue Aufgabe geschult worden seien. "ProBeweis" stehe auch Männern, die Gewalt ausgesetzt seien, helfend zur Verfügung. Linda Wanke: "Die Beweissicherung bedeutet eine Selbstermächtigung für die Opfer, das ihnen Angetane nicht wehrlos hinnehmen zu müssen."

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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