WOCHENBLATT-Redakteur Thomas Lipinski berichtet
So war meine Zeit mit Corona
thl. Winsen. Einfach nur mal ein paar Tage raus aus dem Alltag, nach mehr als einem Jahr Corona mal wieder etwas anderes sehen. Das war der Gedanke, den ich, WOCHENBLATT-Redakteur Thomas Lipinski, zusammen mit meiner Frau angesichts niedriger Inzidenzen und des bevorstehenden Urlaubs fasste. Dass dieser Gedanke allerdings schwerwiegende Folgen haben würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn: In Italien habe ich mir das Coronavirus eingefangen!
Nach Rücksprache mit unseren Kindern war das Urlaubsziel schnell klar - Riccione an der Adria. Eine Gegend, in der wir schon des Öfteren waren, in der wir uns gut auskennen und wo wir einige Bekannte haben. Die Inzidenzzahlen in "Bella Italia" waren zu diesem Zeitpunkt nicht viel höher als bei uns. Also schnell online das für Italien nötige Einreiseformular ausgefüllt, einen Corona-Test gemacht und los ging die Fahrt.
Auf der Anfahrt verwirrte mich die Tatsache, dass sich weder an der Grenze noch später am Urlaubsort im Hotel jemand für unseren negativen Test interessierte. Überhaupt verhielten sich die Menschen in Riccione so, als ob es in Italien kein Corona gebe. Dichtes Gedränge abends im Ort oder auf dem Wochenmarkt. Abstandsregeln? Fehlanzeige. Auch trug kaum jemand eine Maske. Wir versuchten, uns so gut wie möglich selbst zu schützen und den Menschenansammlungen zu entkommen, was uns letztlich nicht gelang.
Der fünfte Urlaubstag veränderte alles. Von jetzt auf gleich bekam ich plötzlich Halsschmerzen und hatte das Gefühl, als wenn ich in einer Blase lebe. Hinzu kamen Kreislaufprobleme. Ich schob die Ursache auf die Klimaanlage im Hotelzimmer und ging an diesem Tag recht früh ins Bett, um mich auszukurieren. Doch mein Zustand verschlimmerte sich. Am nächsten Morgen waren die Kreislaufprobleme noch stärker, ich hatte eine verstopfte Nase und war total antriebslos. Ein Corona-Selbsttest brachte die Ursache schließlich ans Licht: Er war positiv. Umgehend packten wir unsere Koffer, informierten den Hotelier, dass wir abreisen müssen, und fuhren los. Natürlich hätte ich auch in Italien einen PCR-Test machen und dann dort in Quarantäne gehen können. Doch so sehr ich das Land und die Leute dort mag, in das Gesundheitssystem habe ich kein sonderlich großes Vertrauen.
Auf der Rückfahrt, bei der die gesamte Familie im Auto eine Maske trug, quälte mich der Gedanke: Was passiert mit mir? Wie schwer wird der Verlauf? Ich tröstete mich damit, dass ich bereits eine Impfung hinter mir hatte. Von unterwegs buchte ich mir gleich einen Termin im Testzentrum.
Dort erlebte ich am nächsten Tag eine Überraschung. Denn bevor ich einen PCR-Test machen konnte, musste zunächst ein Schnelltest durchgeführt werden - und der war negativ. Da es mir zu diesem Zeitpunkt immer schlechter ging, wandte ich mich schließlich an das Gesundheitsamt und bekam dort einen Termin für einen PCR-Test.
Wenige Stunden später kam das Ergebnis per E-Mail. Dort stand schwarz auf weiß, was ich schon ahnte: Ich war mit Corona infiziert. Kurz darauf meldete sich auch das Gesundheitsamt telefonisch, sprach eine Quarantäne-anordnung für die ganze Familie aus und stellte zahllose Fragen nach Symptomen, Kontakten etc. Abgesondert von Frau und Kindern verbrachte ich die nächsten zwei Wochen im ersten Stock unseres Hauses und kämpfte mit Husten, Schnupfen, starken Kreislauf-problemen und hin und wieder auch gegen Fieber. Dabei war ich immer von der Angst getrieben: Wie geht es weiter? Kontakt zur Familie gab es nur aus der Ferne, wenn meine Frau mir Essen und Trinken in einen Korb auf der Terrasse gestellt hatte, den ich dann zu meinem Fenster hochziehen konnte.
Nach rund einer Woche kam der nächste Anruf vom Gesundheitsamt, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich mich mit der Delta-Variante infiziert hatte. Wer nach so einer Nachricht verängstigt sein sollte, darf sich nicht - wie ich es leider gemacht habe - bei "Dr. Google" über die Infektion informieren. Danach ist eine Panik gewiss.
Nach etwa zehn Tagen wurden die Symptome besser. Das war auch der Zeitpunkt, an dem meine Familie, die bisher negativ getestet war, zu einem Kontrollabstrich sollte. Dort gab es die nächste Hiobsbotschaft: Meine elfjährige Tochter war mittlerweile auch Corona-positiv. Das Kuriose: Sie hatte sich, wie wir vom Gesundheitsamt erfuhren, eine eigene Infektionsquelle gesucht und war nicht mit der Delta-Variante infiziert. Für sie bedeutete das aber zwei Wochen zusätzliche Quarantäne. Glücklicherweise hatte sie außer einer Schniefnase keine Symptome.
Ich bin mittlerweile wieder negativ getestet, nicht mehr ansteckend und darf auch wieder das Haus verlassen. Überstanden habe ich Corona aber noch nicht. Derzeit schlage ich mit "der kleinen Schwester von Corona" (O-Ton vom Gesundheitsamt) herum. Heißt, ich habe immer noch leichten Husten und eine verstopfte Nase. Zudem merke ich, dass ich unwahrscheinlich schwer in die Gänge komme. Das kenne ich sonst überhaupt nicht von mir. Geht es mir morgens noch ganz gut, werde ich im Laufe des Tages immer schlapper und könnte umgehend einschlafen. Wie es weitergeht, ob es noch weitere Spätfolgen gibt? Ich weiß es nicht.
Trotz alledem habe ich Glück gehabt, denn es hätte mich durchaus schlimmer treffen können, wie ich bei einem Freund erlebt habe, der sich als Ungeimpfter mit Corona infiziert hatte. Von daher denke ich, dass die Impfung wichtig ist. Ohne Erstimpfung hätte es mich garantiert noch schwerer erwischt. Die Infektion war für mich wie eine zweite Impfung, dennoch steht für mich fest, dass ich mir in einem halben Jahr eine Auffrischungsimpfung holen werde. Da gibt es für mich gar keine zwei Meinungen! Impfen ist wichtig!
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.