Psychotherapie zwischen Kulturen
Sozialpsychiatrischer Verbund im Landkreis Harburg über Hilfsangebote für Flüchtlinge

Nutzten die Gelegenheit zum Austausch (v. li.): Referent Prof. Dr. Mike Mösko, Kreisrätin Ana Cristina Bröcking und Dr. Peter Schlegel, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes | Foto: Landkreis Harburg
  • Nutzten die Gelegenheit zum Austausch (v. li.): Referent Prof. Dr. Mike Mösko, Kreisrätin Ana Cristina Bröcking und Dr. Peter Schlegel, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes
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Welche Hilfen kann man Menschen mit Fluchterfahrungen anbieten? Wie kann die Sozialpsychiatrie Menschen betreuen, bei denen die traumatischen Erlebnisse im Heimatland und auf der Flucht ihre Spuren hinterlassen haben und sie weiter beschäftigen? Diese Fragen standen im Fokus beim Verbundfest des Sozialpsychiatrischen Verbundes im Landkreis Harburg in Winsen mit dem sensiblen Thema „Psychiatrie und Psychotherapie zwischen den Kulturen“.

„Wir stehen vor der Herausforderung, Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen geeignete Hilfen anzubieten. Das fordert uns auch auf, uns mit den eigenen Haltungen und Vorurteilen auseinanderzusetzen“, betonte Kreisrätin Ana Cristina Bröcking. Dabei gelte: „Die Menschen sind fremd, aber nicht anders.“

Referent war der Psychologe Professor Dr. Mike Mösko, der neben seiner Tätigkeit in der Praxis und als Dozent für Klinische Psychologie die Arbeitsgruppe Psychosoziale Migrationsforschung am Universitätsklinikum Eppendorf leitet und sich in diesem Bereich auch ehrenamtlich engagiert. So ist er Gründer und ehrenamtlicher geschäftsführender Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „SEGEMI Seelische Gesundheit - Migration und Flucht“. Mösko wies auf die gewaltige Dimension hin: 117,3 Millionen Menschen weltweit seien gewaltsam vertrieben worden, davon hätten rund 75 Prozent Aufnahme in Entwicklungs- und Schwellenländern gefunden.

Bei der Betreuung und psychosozialen Hilfe - so Möskö - gelte es, sprachliche Barrieren zu überwinden, denn diese führten oft dazu, dass die Betroffenen keine Hilfe erhielten. Zudem seien kulturelle Unterschiede und interkulturelle Konflikte zu berücksichtigen. "Das Fremde, Dinge, die außerhalb des eigenen Kulturkreises sind, können rasch mit negativen oder positiven Bewertungen verbunden werden", erklärte der Experte. Er empfahl gerade bei Konfliktsituationen: „Nehmen Sie einen Perspektivwechsel vor und versuchen Sie, die Situation aus Sicht der anderen Person wahrzunehmen.“

Beim Verbundfest werden einmal im Jahr alle Akteure der sozialpsychiatrischen Versorgung zu einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung eingeladen. Mit dabei sind haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter, aber auch Betroffene und Angehörige. Dem Netzwerk des Sozialpsychiatrischen Verbundes gehören Therapeuten und Fachärzte aus Kliniken und Praxen, Mitarbeiter der im Verbund organisierten Hilfeanbieter, Kostenträger sowie psychisch Erkrankte und ihre Angehörigen an.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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