Steuergeldverschwendung in Winsen
Stadtbus fährt fast immer leer durch die City
thl. Winsen. Sie haben den wohl einsamsten Arbeitsplatz in der Region: die Busfahrer der Winsener Stadtbuslinie 4003. Grund: Den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbringen sie allein im Bus, weil kaum jemand die Linie nutzt, die täglich von 6.30 bis 20 Uhr verkehrt. Ein Grund dafür, dass sich viele Bürger fragen, wann diese Busverbindung wieder abgeschafft wird.
Kurzer Rückblick: Im Dezember vergangenen Jahres startete die Stadt mit der Linie 4003 ein Pilotprojekt, das zunächst bis März 2023 begrenzt ist. Ziel war, für eine bessere Erreichbarkeit zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt sowie innerhalb des innerstädtischen Gebiets zu sorgen.
Doch die Fahrgäste nutzen das Angebot nicht. "Während vom Bahnhof hin und wieder ein Passagier mit in die Innenstadt fährt, ist der Bus spätestens ab ZOB leer", erzählen mehrere Fahrer der Linie unabhängig voneinander. "Die Haltestellen Kirche und Rathaus fahren wir immer leer an. Das ist aber auch kein Wunder. Bevor wir dort einmal herumgefahren sind, sind die Leute zu Fuß schon längst da, wo sie hinwollen."
Der Stadt ist das offensichtlich egal. Denn das Projekt wird größtenteils aus Fördergeldern finanziert.
Um eine bessere Erreichbarkeit zwischen dem Bahnhof und der Innenstadt sowie innerhalb des innerstädtischen Gebiets zu gewährleisten, hat die Stadt Winsen im Dezember vergangenen Jahres eine neue Citybus-Linie eingeführt, die im 20-Minuten-Takt zwischen Bahnhof und Innenstadt pendelt. Auslöser der Idee war die Ankündigung des Landes, noch ein paar Fördergelder mit dem Füllhorn auszuschütten.
Für die neue Linie wurden nicht nur zwei neue Haltestellen - "Rathaus“ und "Uhlenbusch“ - in der nördlichen Rathausstraße geschaffen, um Fußwege zu verkürzen. Damit die Busstrecke auch eine "Rundreise" ist, schaffte die Stadt (mal wieder) ihre eigenen Verkehrsregeln und hob ausschließlich für den Citybus die Einbahnstraßenregelung in der Straße Hinter den Höfen auf (das WOCHENBLATT berichtete). Zudem fährt der Bus seine Tour gleich dreimal pro Stunde.
"Das Vorhaben ist Teil der städtischen Maßnahmen aus dem Sofortprogramm Perspektive Innenstadt, in dem das Land Niedersachsen die Kommunen finanziell dabei unterstützt, gezielt ihre Innenstädte mit auf die Situation vor Ort zugeschnittenen Maßnahmen zukunftssicher aufzustellen", schrieb die Stadt seinerzeit zum Start der Buslinie. In der Tat: Für die Pilotphase zahlt die Stadt nach Angaben von Pressesprecher Theodor Peters "nur" 22.800 Euro. Der Rest werde aus Fördermitteln bezahlt, heißt es. Die Höhe dieser Summe nennt Peters allerdings nicht.
Gut gedacht ist aber nicht immer gut gemacht. Vor allem dann nicht, wenn die Fahrgäste nicht mitspielen. Und so fährt täglich dreimal pro Stunde ein Bus durch die Innenstadt, in dem der Fahrer einsam und alleine sitzt. Und da die Gelder für das Projekt verpulvert werden müssen, ist auch nicht davon auszugehen, dass die Stadt vorzeitig die Reißleine zieht. Es sind ja schließlich nur Fördergelder. Von der Umweltbelastung mal ganz abgesehen.
Fördergelder sind auch unsere Steuergelder
Dass ein Bürgermeister seine Stadt nach vorne bringen möchte, ist löblich. Doch der Weg, den André Wiese (CDU) einschlägt, ist für mich der falsche.
In dem Moment, wo man im Rathaus hört, es gibt Fördergelder abzugreifen, werden die tollsten Ideen geboren. Sei es ein riesiges Naturbad, der Neubau einer Bibliothek, der nun so überhaupt nicht in das mittelalterliche Ensemble rund um den Schlossplatz passt, neue Steine für die Innenstadt oder eben auch jetzt diese Buslinie. Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Die Gelder aus Hannover oder Berlin müssen herangeschafft werden, egal wie. Und wenn es am Ende ein paar Millionen Euro mehr kostet als ursprünglich geplant - egal, es gibt ja schließlich Fördergelder.
Dass diese Fördergelder am Ende aber trotzdem unsere Steuergelder sind, die mit dem Füllhorn ausgeschüttet werden, scheint man im Rathaus nicht sehen zu wollen.
Thomas Lipinski
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