Stadtfest-Organisator wirft das Handtuch
Die ganze Wahrheit, warum nicht nur die Stadt mit Wolfgang Sabrowsky brach
thl. Winsen. Das war's: Wolfgang Sabrowsky hat als Organisator des Winsener Stadtfestes das Handtuch geworfen - und kam damit seiner Kündigung durch die Stadt zuvor. Denn: Das WOCHENBLATT hatte es in seiner Mittwochs-Ausgabe bereits angedeutet: Die Stadt Winsen wollte sich von Sabrowsky trennen. Über einen entsprechenden Beschluss sollte der Verwaltungsausschuss (VA) am Donnerstagabend entscheiden. Eine Zustimmung galt als sicher. Begründung: inakzeptable Differenzen.
Die Liste der Sabrowsky vorgeworfenen "Verfehlungen" ist lang. Hauptargument ist dabei, dass er viele Programmpunkte, die er in seinem Konzept vorgestellt hatte und für die er erst den Zuschlag als Veranstalter bekam, nicht umgesetzt hat. Vor allem das Einbinden der Bürger, Vereine und örtlichen Organisationen, für das er von der Stadt 10.000 Euro Zuschuss kassiert hat, hat so gut wie gar nicht stattgefunden. Wo Winsener stark eingebunden waren, war rund um die Marienbühne, die allerdings von den örtlichen Serviceclubs organisiert und bewirtschaftet wurde. Auch sie hatten im Übrigen Ärger mit Sabrowsky. Das Team der Marienbühne hatte nach dem kurzfristigen, krankheitsbedingten Ausfall der Band "Broken Wheel" die "Rock'n'Roll Deputyz" als Ersatz für den Samstagabend verpflichtet. Sabrowsky war dagegen und drohte mit Schließung der Bühne. Begründung: Die "Deputyz" hätten schon am Mittwochabend auf der Schlossplatzbühne gespielt, ein zweites Mal wolle er die Band auf dem Stadtfest nicht haben.
Auch das WOCHENBLATT hat sich für seine Leser von Sabrowsky distanziert. Grund sind die beworbenen und exklusiv im WOCHENBLATT verlosten Hubschrauber-Rundflüge, die nicht stattgefunden haben und wofür Sabrowsky eine wenig glaubhafte Erklärungen lieferte. Denn im Nachhinein kam heraus, dass Sabrowsky Vereinbarungen mit der Helicopter-Firma nicht eingehalten haben soll.
"Nach der Bewertung der Erfahrungen mit dem Stadtfest-Organisator und der Veranstaltung sind wir zu dem Entschluss gekommen, den Vertrag mit Wolfgang Sabrowsky sofort zu kündigen", sagt Winsens Bürgermeister André Wiese (CDU). Deswegen stört es die Stadt auch nicht, dass ihr der Organisator mit seinem Ausstieg zuvor kam.
Schlechte Werbung, die zu geringen Besucherzahlen führte, Sicherheitsdefizite bei der Stromversorgung, gravierende Mängel bei der Entwässerung der aufgestellten Stände, unverhältnismäßig hohe Standgebühren sowie beworbene Programmpunkte (u.a. Disco-Move und Hubschrauberrundflüge), die gar nicht statt fanden, sind eine ganze Reihe weiterer Kritikpunkte. Was der Stadt auch sauer aufgestoßen war: Sabrowsky hatte eine Genehmigung für die Nutzung des Marstalls bekommen, um dort hochwertige Kulturveranstaltungen durchzuführen. Er wollte die Räume jedoch noch für After-Show-Partys nutzen, die er auch kräftig bewarb. Dies habe man, so heißt es aus dem Rathaus, gerade noch verhindern können. Die Vertrauensbasis sei dadurch aber noch weiter geschädigt worden. Alles im allen sei das Stadtfest 2015 genau das gewesen, was man nicht haben wollte: ein überwiegend kommerzielles Fest, bei dem kaum Bürger, Vereine und örtliche Organisationen eingebunden gewesen seien und mit noch rund 20 Ständen weniger als im Vorjahr. Dass Sabrowsky, wie er auch selbst bestätigte, örtlichen Firmen und Organisationen bis kurz vor dem Fest die vollständige Begleichung der Rechnung vom Fest 2014 schuldig geblieben war, war schließlich das sogenannte i-Tüpfelchen.
Wolfgang Sabrowsky gibt sich als Unschuldslamm, weist alle Vorwürfe von sich. "Ich habe wohl nicht so funktioniert, wie alle gerne gehabt hätten. Vereine und ehemalige Veranstalter haben ständig gegen mich geschossen. Zudem habe ich immer das Gespräch mit der Stadt gesucht. Doch Bürgermeister Wiese habe ich nie zu Gesicht bekommen, sondern immer andere Mitarbeiter der Verwaltung." So zu arbeiten sei "wahnsinnig anstrengend". Und dann wären plötzlich auch noch zwei Baustellen in der Rathausstraße eingerichtet worden. Dadurch habe er mehrere Händler und somit auch Einnahmen verloren. Sabrowsky: "Ich hätte gerne weitergemacht. Aber es mischen zu viele Leute im Hintergrund mit."
Wie es mit dem Winsener Stadtfest jetzt weitergeht ist noch offen. Fakt ist aber, dass es auch 2016 stattfinden soll.
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