Lärmschutzwand in Winsen: Anwohner unzufrieden
Teilweise leiser, aber mehr Erschütterungen
thl. Winsen. Als im Juli 2014 das dritte Gleis zwischen Lüneburg und Stelle offiziell freigegeben wurde, sollten die Anwohner durch den Bau geräuschmäßig entlastet werden. Immerhin hatten Bund, EU, die Bahn und das Land Niedersachsen rund 350 Millionen Euro in das Projekt investiert und dabei u.a. auch auf rund 17 Kilometern bis zu sechs Meter hohe Schallschutzwände aufgestellt.
Doch halten diese Schallschutzwände tatsächlich, was ihr Name verspricht? Das WOCHENBLATT fragte in der Facebook-Gruppe "Winsen Luhe - das bist du" bei Betroffenen nach.
"Meine Eltern wohnen direkt an der Bahn. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wesentlich leiser sind die Züge nicht. Dazu gibt es Erschütterungen, bei denen man manchmal das Gefühl hat, einem kommen die Gläser aus dem Schrank entgegen", schreibt Laura Miauchu. "Die Geräusche der Bahn haben mich ohne und mit Wand 18 Jahre nicht gestört, die Erschütterungen durch die Wand schon."
Diese Erfahrungen hat auch Annett Jänke gemacht: "Leiser ja, aber die Erschütterungen sind wesentlich stärker geworden. Man hört die Nachbarn mehr. Anscheinend stimmt die Gründung nicht, wir haben Grundwasser bei einem Meter, das überträgt sich. Die Mauer ist auch zu hoch, drei Meter hätten auch gereicht."
Auch Simone Pflug kann der Lärmschutzwand nichts abgewinnen: "Wir hatten vorher einen recht hohen bewachsenen Wall, angelegt vom Vermieter. Der war besser als die Wand. Wir wohnen ca. 20 Meter neben einer Wand und manchmal klirren die Gläser im Schrank, wenn ein Zug vorbeirauscht."
"Früher mussten Gespräche im Garten unterbrochen werden, wenn ein Zug kam. Auch telefonieren war nicht möglich", schreibt Ille Bauswl. "Mit der Schallschutzmauer ist das jetzt möglich. Allerdings hört man die Nachbarn auch mehr, denn Schall kommt nicht nur von der Bahn." Was die Erschütterungen betreffe, da stimme sie auch zu. "Bei manchen Zügen hat man das Gefühl, die fahren gleich direkt durchs Wohnzimmer. Da ich keine Architektin bin, und somit also auch keine Ahnung von Statik oder Ähnlichem habe, habe ich manchmal schon Bedenken, wie sich die Erschütterungen auf die Immobilie mit der Zeit auswirken werden."
York Henze plädiert dafür, dass die Lärmschutzwand bis zum Sangenstedter Wald nur einseitig gebaut wird: "Der Lärm nervt schon extrem, wenn der Zug die Schallschutzwand verlässt."
So richtig zufrieden mit der Lärmschutzwand und ihren Auswirkungen sind nur offensichtlich nur wenige. Wie z.B. Olaf Schröder: "Bei uns ist es dadurch leiser als zuvor. Auch die Erschütterungen haben nicht zugenommen."
Die Bahn war bis Redaktionsschluss zu keiner Stellungnahme gegenüber dem WOCHENBLATT bereit.
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