Unfall – und was dann?
Mit dem Rettungsteam im Schockraum – eine WOCHENBLATT-Reportage
nf. Winsen. Mittwochnachmittag im Krankenhaus Winsen. Facharzt Matthias Kunth greift zum Hörer, wiederholt die Stichworte, mit denen die Einsatzleitzentrale das Grauen eines schweren Motorradunfalls auf medizinische Stichworte herunterbricht: „35 Jahre, männlich, intubiert, beatmet, Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma“. Unfallchirurg Kunth informiert seine Kollegen, Pfleger und Ärzte machen sich bereit, Anästhesieärztin Angela Jürges schiebt ihren Mundschutz in die richtige Position. Ruhig, routiniert und hochkonzentriert.
Alle Augen sind auf die Fahrstuhltür gerichtet, die sich schon wenige Minuten später öffnet. Rettungsassistenten des DRK bringen einen leblosen Mann auf einer Trage in den Schockraum. „Thorax instabil, aber Kreislauf ok“, ruft ein Mann mit rotem DRK-Kreuz auf dem Rücken, während ein Monitor zu Füßen des Verletzten mit konstantem Piepen dessen Blutdruck und Herzschlag vermeldet.
Die Zeiger der großen Wanduhr rücken unerbittlich weiter, während viele Hände gleichzeitig sich an dem Unfalloper zu schaffen machen. „Becken stabil, Atemgeräusche links abgeschwächt, Braunüle gelegt“. Die Kommunikation ist kurz, präzise und trotz der Eile ohne Hektik.
Während DRK-Sanitäter und Krankenhausmitarbeiter gemeinsam den Oberkörper des Motorradfahrers freilegen, listet ein weiteres Mitglied des Rettungsteams auf, was passiert ist, welche Verletzungen vermutet werden, welche Medikamente der Patient bereits bekommen hat.
Zwischendurch hat eine Anästhesie-Pflegerin schon eine Blutprobe auf den Weg ins Labor gebracht. „Und jetzt den Mann auf die Seite rollen, eins, zwei, drei“, ruft der Teamleiter, Oberarzt Ulrich Meimbresse. Zwölf Leute wuseln im engen Schockraum hin und her. DRK-Blau mischt sich mit OP-Grün, Pfleger-Blau und Arztkittel-Weiß. Jeder aus dem Rettungsteam scheint einer inneren Regieanweisung zu folgen. „Und Action“, ruft Meimbresse. In Windeseile wird der Verletzte in die Radiologie geschoben, wo ein Schichtenröntgengerät Art und Umfang der Verletzungen lokalisieren helfen soll. Zwischendurch ist bereits ein OP bereit gemacht worden. Die Chancen des Unfallopfers zu überleben, stehen gut.
„Zehn Minuten von der Einlieferung bis zum CT, da kann man nicht meckern“, zieht Christian Herz, stellvertretender Leiter des DRK-Rettungsdienstes im Landkreis Harburg, Bilanz. Die Anspannung in seinem Gesicht löst sich.
Und plötzlich steht das Unfallopfer, ein kräftiger Blonder mit lustigem Lächeln neben ihm: „Dickes Ding. Eben noch kurz vorm Tod, jetzt wieder fit. Tolle Performance, ich bin begeistert“, ruft Arne Wächter-Meinel. Er ist seit mehr als 20 Jahren beim DRK. Und hat bei diesem Einsatz, der eine gemeinsame Übung des DRK und des Krankenhauses Winsen war, den Verletzen gegeben.
Dr. Leonidas Gušić, Chefarzt der Unfallchirurgie, hat die Übung als Supervisor mit Argusaugen verfolgt. „Die Abläufe sind immer besser geworden“, lobt er. Teamleiter Meimbresse strahlt: „Wir können uns durchaus mit großen Häusern messen.“
Ende des Jahres soll eine weitere Übung folgen. „Dann aber mit richtig geschminkten Opfern und Blut“, kündigt das DRK-Team an.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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