Trockenstress und starker Wind
Waldbesitzer sind erschrocken über das Ausmaß der Witterungsschäden
(bim). Die sich verändernden Klimabedingungen stellen die Waldbesitzer vor große Herausforderungen - und führen zu einem Umdenken bei der Wahl der Baum-arten. "Wir machen seit 30 Jahren Waldumbau", erläutert Norbert Leben, Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen. Ziel sei es, die Fichtenbestände mit Laubholzanteil anzureichern und u.a. Buchen und Rot-Eichen anzupflanzen, um eine Durchmischung von Laub- und Nadelholz zu erreichen. Von dem Ausmaß der Trockenschäden an den heimischen Bäumen sind aber auch die Waldbesitzer überrascht.
Wie mehrfach berichtet, fallen vor allem die Fichten durch die Klimaszenarien der vergangenen beiden Jahre mit den langen, trockenen Sommern und dem dadurch bedingten, zunehmenden Borkenkäferbefall zum Opfer.
"Die Buche ist die Baumart der Wahl gewesen. Die Bestände sehen aber vielerorts traurig aus. Wir haben abgängige Buchen in einem Ausmaß, wie wir es uns nicht vorstellen konnten", berichtet Norbert Leben. So habe auch die Buche großen Trockenstress und bekomme bei direkter Sonneneinstrahlung einen Sonnenbrand. "Wenn dann die Borke abklappt, ist das ein Einfallstor für Schädlinge. Wir haben mit Erschrecken festgestellt, dass sie stärker angegriffen wird als erwartet", sagt Norbert Leben.
Die Eiche als Tiefwurzler leide ebenfalls am Trockenstress. In diesem Jahr hätten die Bäume zudem viele Eicheln, was bei starkem Wind mit über 80 km/h zu Astabbrüchen und Umfallen der Bäume führen könnte. "Früher hatten wir Stürme im Frühjahr und im Herbst, dann trugen die Eichen kein Laub und keine Eicheln. Da hatte der Wind keine Angriffsfläche."
Nach heutigem Stand halte die Kiefer als "Brotbaum der Forstwirtschaft in der Heide" die derzeitigen Bedingungen noch gut aus.
"Klimaforscher haben uns eine Erwärmung von 1,5 bis zwei Grad vorausgesagt", so Leben. Und die wurde laut dem Klima-Monitoringbericht der Bundesregierung, gemessen an der mittleren Lufttemperatur in Deutschland, 2018 und 2019 erreicht. Norbert Leben graut vor der Vorstellung, dass die Wetterkapriolen anhalten und die Erwärmung bis 2050 um vier bis fünf Grad zunimmt. Eine Baumkultur werde schließlich für 80 bis 100 Jahre angelegt. "Für uns Waldbesitzer ist es daher elementar wichtig, dass wir Bäume für die Zukunft nutzen dürfen, die klimaresistent sind. Darauf können wir nicht verzichten. Wir müssen neuen, klimatoleranten Bäumen gegenüber offen sein. Da darf es beine Verbote oder Ausschlüsse geben", erklärt Norbert Leben zu der Debatte um heimische und nicht-heimische Arten. Dazu gehörten die Douglasie und die Rot-Eiche oder auch die Flaum-Eiche. Je nach Standort kämen auch Japanische Lärche und Küsten-Tanne infrage. "Wir wollen Biotope nicht kaputt machen. Unser höchstes Gut ist der Wald und der Boden. Boden und Baumart müssen zusammenpassen."
Dass Insekten mit den neuen Bäumen nichts anfangen können, wie von manchen Naturschützern angeführt, kann der Waldexperte nicht bestätigen. "Gerade im Wirtschaftswald erleben wir eine Zunahme von Arten. Von daher fühlen wir uns richtig aufgestellt."
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