"Was die Bahn sich da herausnimmt, ist ganz übel"
Anwohner sind sauer, weil das Unternehmen behauptet, Gleiserschütterungen würde es nicht geben
thl. Winsen. "Die Bahn sieht keine Probleme" titelte das WOCHENBLATT kürzlich und berichtete über eine Stellungnahme des "Unternehmens Zukunft" zu den Vorwürfen von Bürgern, dass nach dem Bau des dritten Gleises und der Lärmschutzwände die Züge zwar leiser seien, aber die Erderschütterungen zugenommen hätten.
"Unsere Mitarbeiter der DB Netz AG, die für die Schieneninfrastruktur bei der DB zuständig sind, haben bei einer heute durchgeführten Inspektion in allen drei Gleisen keine Auffälligkeiten festgestellt. Es wurden - wie auch bei vorhergehenden Prüfungen nach Anliegereingaben - keine Fehler vorgefunden, welche auf Erschütterungen aus dem Bahnbetrieb für die Anwohner hinweisen könnten", sagte Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst.
Das wollen die Betroffenen nicht auf sich sitzen lassen. "Wir wohnen rund 150 Meter von der Bahn entfernt. Das ganze Haus ist am Reißen. Die Erschütterungen haben außerdem zur Folge, dass Uhren stehen bleiben oder von alleine wieder loslaufen", berichtet Dietmar Pauw. "Alle Risse sind von einem Architektenbüro aufgelistet worden, im Auftrag der Bahn. Doch nichts passierte. Jetzt dann die Aussage: Bahn sieht keine Probleme? Das stinkt zum Himmel."
"Was die Bahn sich da herausnimmt zu behaupten, ist einfach nur unerträglich. Das mit den Erschütterungen ist keine Einbildung, sondern Tatsache", sagt Anja Bockelmann. "Ich bin in den ersten Monaten nach Bau des dritten Gleises nachts so oft wachgerüttelt worden, dass mir teilweise übel war. Ich habe in jedem Zimmer aufgeschrieben, wann ein Zug gefahren ist und was sich verändert hat, z.B. Geschirr klappert im Schrank, Badezimmertür klappert, Ofentür klappert. Das habe ich u.a. auch an den damaligen Vorstandschef Dr. Rüdiger Grube geschickt, der das als 'Kleinigkeit' abtat. Dabei hat unser Haus definitiv Risse während und nach dem Bau der Lärmschutzwand erlitten."
Auch das Haus von Bockelmanns Nachbarin Anja Stoeck reißt immer weiter ein. "Die Bahn redet sich heraus, indem sie die Erschütterungsmessungen, die entlang der Strecke durchgeführt wurden, alle zu Mittelwerten zusammen gefasst hat", so Stoeck. "Das mag zwar rechtlich richtig sein, hilft aber weder uns Betroffenen bei Schlafstörungen und anderen vegetativen Symptomen, noch unseren Häusern." Die Spitzenwerte gerade der Güterzüge würden zum Teil deutlich oberhalb der Grenzwerte liegen, die für Anwohner zu akzeptieren seien. Und genau diese Spitzenwerte würden auch die Risse in den Häusern verursachen, weil Gebäude "nun mal keinen Mittelwert errechnen können". Was Anja Stoeck und auch die anderen Betroffenen aber besonders ärgert: "Leider haben sich die Vertreter der Deutschen Bahn weder gesprächsbereit noch in irgendeiner Weise verständig gezeigt, sondern versucht, uns als Betroffene als blöd hinzustellen. Aber es geht eben 'nur' um Anwohner, deren Gesundheit und Häuser. Als 'kleiner Fisch' hat man anscheinend keinerlei Chance gegen den 'großen Hai, selbst als 'Schwarm' nicht."
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