Winsen
WhatsApp-Betrug gerade noch abgewendet
"Ich habe immer gedacht, ich bin eine taffe Frau, mir passiert so etwas nicht", sagt Ute Heinrich aus Winsen. "Nicht nur, dass Ganoven es fast geschafft hätten, mich abzuzocken, jetzt muss ich auch noch meinem Geld mit Hilfe eines Anwaltes hinterherlaufen."
Glück im Unglück
Eigentlich hat Ute Heinrich Glück im Unglück gehabt. Am 29. Dezember vergangenen Jahres erhielt sie gegen 13 Uhr eine WhatsApp, die angeblich von ihrem Sohn stammte. "Hallo Mama, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer. Kannst du für mich ein paar Überweisungen durchführen?" Eine typische Masche, vor der schon unzählige Male gewarnt wurde. Auch Ute Heinrich hatte schon mehrfach davon gehört. Nützte aber nichts. "Am Tag zuvor hatte unser Sohn, der in Tötensen wohnt, mir Bilder von einem Arztbrief geschickt, dass er einen schweren Bandscheibenvorfall hat", so die Winsenerin. "Deshalb dachte ich, er wäre jetzt im Krankenhaus, und ich wollte ihm schnell helfen."
Gauner verlangten mehr Geld
Einen Betrag von 3.558 Euro forderten die Betrüger. Sofort setzte sich Heinrich an ihren Rechner und schickte das Geld per Online-Überweisung weg. Dabei unterlief ihr allerdings ein Fehler und sie schickte "nur" 2.558 Euro. Kaum war die Überweisung raus, rief ihr zweiter Sohn an, der seine Mutter sofort darauf hinwies, dass sie gerade abgezockt worden sei. Und: Wenige Minuten später meldeten sich die Gauner wieder und forderten die fehlenden 1.000 Euro nach.
Da war Ute Heinrich allerdings schon auf dem Weg zur Polizei. Zuvor hatte sie noch versucht, dass die Postbank die Überweisung stoppt, das wurde in der Filiale aber abgelehnt. Besonders dreist: "Als ich bei der Polizei saß, bekam ich noch eine Nachricht, ich solle noch einmal 4.000 Euro überweisen", erzählt die Seniorin.
Geld vor Auszahlung eingefroren
Mit Hilfe der Polizei gelang es, den Transferweg aufzudecken. Das Geld wurde auf ein Konto bei der Targobank in Aachen gutgeschrieben. Kontoinhaber war ein 21-Jähriger mit Migrationshintergrund. Er hatte das Konto erst zwei Monate zuvor eröffnet. Durch einen sofort erwirkten Gerichtsbeschluss wurde das Geld auf dem Konto noch vor der Auszahlung "eingefroren".
"Seitdem liegt das Geld da. Die Targobank überweist es nicht zurück", sagt Ute Heinrich. Dabei sind die gut 2.500 Euro eine Menge Geld für die Seniorin und ihren Mann. Über die Gründe schweigen die Banken sich aus. Mittlerweile hat Ute Heinrich einen Rechtsanwalt eingeschaltet, in der Hoffnung, dass sie ihr Geld jetzt schnell zurückbekommt.
Die Targobank ließ eine WOCHENBLATT-Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
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