Winsen
Wie sieht eine fahrradfreundliche Stadt aus?

Verkehrsplanungsexperte Dankmar Alrutz (hinten re.) zeigte den Besuchern Möglichkeiten auf, wie Winsen fahrradfreundlicher werden kann | Foto: Panebianco
  • Verkehrsplanungsexperte Dankmar Alrutz (hinten re.) zeigte den Besuchern Möglichkeiten auf, wie Winsen fahrradfreundlicher werden kann
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Wie sieht eine fahrradfreundliche Stadt aus? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Vortrags- und Infoabends, zu dem der ADFC-Ortsverband und das örtliche Klimaschutz-Netzwerk jetzt in den Marstall in Winsen eingeladen hatten. Mehr als 30 engagierte Bürger und Ratsmitglieder folgten der Einladung, um sich zu diesem Thema zu informieren und eigene Vorschläge für ein fahrradfreundlicheres Winsen einzubringen.

Dr. Stefano Panebianco vom Klimaschutz-Netzwerk führte in das Thema ein und verdeutlichte, welchen Beitrag eine Förderung des Radverkehrs für das Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehrssektor haben kann: "Wer sein Auto stehen lässt und dafür Fahrrad fährt, betreibt praktischen Klimaschutz. Je zehn Kilometer Strecke gelangen fast 1,5 Kilogramm Kohlendioxid weniger in die Atmosphäre.“

Was konkret passieren kann, damit eine Stadt fahrradfreundlich wird, veranschaulichte Dankmar Alrutz, Verkehrsplanungsexperte aus Hannover, anhand zahlreicher Beispiele aus deutschen und niederländischen Gemeinden. Den Kommunen steht demnach ein vielfältiges Portfolio an Maßnahmen im Bereich von Radweg- und Fahrbahngestaltung, bei der Gestaltung von Verkehrskreuzungen und der Verbesserung von Wegeführungen und Beschilderungen zur Verfügung. "Wichtig ist, dass eine Stadt oder Gemeinde ein gutes Konzept hat und auf dieser Basis die Infrastruktur für den Radverkehr systematisch weiterentwickelt“, so der Fachmann. Und: "Eine gute Infrastruktur lässt sich nicht ohne Investitionen erreichen. Um fahrradfreundlich zu werden und zu bleiben, sollten Kommunen mindestens zehn bis 20 Euro pro Einwohner und Jahr
einplanen. In den Niederlanden werden sogar bis zu 25 Euro vorgesehen.“

Dass Winsen bereits in mehreren Handlungsfeldern aktiv ist und weitere Maßnahmen plant, um den Radverkehr zu fördern, berichtete Martin Färber, der im Rathaus für Tiefbau zuständig ist. Themen seines Vortrags waren unter anderem die geplante Umgestaltung des Bahnhofstunnels für den Fuß- und Radverkehr, die Planung für die Radschnellroute in den Teilabschnitten Rottorf-Sangenstedt-Borstel-Schlossring und die Sanierung und Beschilderung touristischer Radwege im Stadtgebiet. Darüber hinaus ging Färber auf die Fahrradstraße Haidweg ein, erwähnte das Stadtradeln und das Fahrrad-Verleihsystem WinsenRad, schilderte die Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten am Bahnhof und listete mehrere Unterhaltungsmaßnahmen an Radwegen auf, die in den vergangenen Jahren von der Stadt vorgenommen wurden - u.a. in der Wegeverbindung Wedemarsch-Bahnhof und in den Bereichen Brümmelkamp-Osttangente, Bürgerweide, Scharmbecker Weg und Am Bach.

Maximilian Recht vom ADFC trug weitere Überlegungen für ein fahrradfreundliches Winsen vor und sprach sich für eine konsequente Weiterentwicklung der Radverkehrsführung auch auf Nebenstraßen aus.

In der anschließenden Diskussion gab es interessierte Nachfragen an die Experten ebenso wie konkrete Fragen zu geplanten baulichen Maßnahmen. "Mir fehlt bisher eine Vision für die Förderung des Radverkehrs in Winsen. Was bisher passiert, ist für mich zu sehr Stückwerk“, kritisierte ein Teilnehmer. Andere verwiesen auf positive Erfahrungen in anderen Städten und Landkreisen und wünschten sich, dass auch in Winsen mehr in die Radwegeinfrastruktur investiert wird.

Im Schlussteil der Veranstaltung waren alle Teilnehmer gefragt, ihre Vorschläge für ein fahrradfreundliches Winsen zu Papier zu bringen - wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Die Vorschläge umfassten Projekte wie die Einrichtung einer Einbahnstraße mit Neuanlage breiter Radwege in der Bahnhofstraße, die Verbreiterung von Radwegen entlang der Luhdorfer Straße und die Verlängerung der Fahrradstraße Haidweg, aber auch zahlreiche kleinere Maßnahmen wie die Sanierung und Ausbesserung von Radwegen und Straßenbelag, u.a. an den Straßen „Alter Viedeich“ (Tönnhausen) oder im Viehhallenweg. Weitere Vorschläge umfassen die Verbesserung von Ampelschaltungen zugunsten von Radfahrern und die Absenkung von Bordsteinkanten an viel befahrenen Stellen, etwa an der Bus-Wendeschleife vor der Schule am Ilmer Barg.

Ursel Speer, die seitens des ADFC Winsen die Veranstaltung vorbereitete, zeigte sich erfreut über die vielfältigen Ideen: "Wir haben viele konkrete Hinweise und Vorschläge für kleinere und größere Verbesserungen für den Radverkehr in Winsen eingesammelt - und hoffen, dass die Stadt den einen
oder anderen davon in ihre Planungen und Maßnahmenprogramme aufnimmt.“

Auch Martin Färber zieht ein positives Fazit: "Es ist wichtig, dass wir als Stadtverwaltung im Gespräch mit unseren Bürgern sind - auch und gerade bei so alltagsrelevanten Themen wie dem Radverkehr. Die Veranstaltung hat hierfür einen guten Rahmen geboten.“

Die Präsentationen der Veranstaltung, eine Übersicht über die eingereichten Verbesserungsvorschläge für den Radverkehr in Winsen und Informationen zu weiteren Veranstaltungen des Klimaschutznetzwerks sind online zu finden unter www.klimaschutz-winsen.de/vorfahrt-fahrrad.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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