Winsen: Kahlschlag im Habichtshorst
WOCHENBLATT-Leser bemängeln die Forstarbeiten im beliebten Naherholungsgebiet
thl. Borstel. Zwar hatte das Forstamt Sellhorn umfangreiche Waldpflegearbeiten im Habichtshorst angekündigt. Doch das, was dort passiert, erschüttert die Nutzer des beliebten Naherholungsgebietes erheblich. "Die Waldpflegearbeiten mutieren zu einem wahren Kahlschlag", sagt WOCHENBLATT-Leser Stephan Lange. "Das ist ein Frevel, der nicht als nachhaltige Forstwirtschaft, und erst recht nicht mit Waldpflege zu beschreiben ist." Nachdem bereits im vergangenen Jahr alle 20 Meter Schneisen in den Wald geschlagen worden seien, werde nun massiv Holz geschlagen. "Und das auch noch zur Brut- und Setzzeit. Hecken darf man nicht schneiden, aber den halben Wald?", so Lange weiter. "Wer kontrolliert die Holzentnahme und überwacht die Aufforstungsmaßnahmen? Im Habichtshorst wohl niemand."
Das WOCHENBLATT fragte beim Forstamt Sellhorn nach. "Auch wenn ich anhand der Holzpolter am Weg verstehen kann, wenn der Anschein ein anderer ist: Die Mengen geernteten Holzes bewegen sich unterhalb der Mengen, die nach der Waldbauplanung nachhaltig hätten entnommen werden können", erklärt Knut Sierk, Sprecher des Forstamtes. Eine Ausnahme gebe es bei den Fichten. "Hier übertrifft die geerntete Menge die eigentlich geplante, da vom Borkenkäfer befallene oder in der Dürre der vergangenen drei Jahre schlicht vertrocknete Fichten zwangsweise entnommen werden mussten", so Sierk.
Die Holzentnahme diene der Entwicklung stabiler, strukturreicher Mischbestände. Hierdurch entwickeln die Bäume größere Kronen und es könne sich im Nachwuchs eine zweite Baumschicht etablieren. Dies führe mittelfristig zu einer besseren Widerstandskraft des Waldes gegen Stürme und Extremwetterlagen, erklärt der Experte. Dort, wo stärkeres Holz geerntet wurde, diene dies neben der Holzerzeugung auch der Verjüngung der Waldbestände, die im Habichtshorst in großem Umfang bereits auf natürlichem Wege erfolgen könne.
"Was den Zeitpunkt der Maßnahme angeht, hätte es tatsächlich bessere Momente gegeben", räumt Sierk ein. Die Arbeiten hätten nach Planungen des Forstamtes eigentlich bereits im März abgeschlossen sein sollen, verzögerten sich dann aber witterungsbedingt und auch, weil der mit den Arbeiten betraute Unternehmer erst später beginnen konnte. "Sensible Bereiche, beispielsweise dort, wo Eichen geerntet wurden, wurden noch im Winter bearbeitet, während sich die jetzt durchgeführten Maßnahmen auf jüngere Nadelholzbestände konzentrierten, deren Bearbeitung aufgrund ihrer Habitat-Eigenschaften auch zum jetzigen Zeitpunkt noch vertretbar ist", unterstreicht der Sprecher.
Die Waldwege wurden durch die Holzerntearbeiten in Mitleidenschaft gezogen. Das Forstamt Sellhorn wird die Wege nach Abschluss der Arbeiten und nach der Holzabfuhr wieder instand setzen.
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