Abschied nach 32 Dienstjahren
Winsener Pastor Ulrich Hahn geht in den Ruhestand
ce. Winsen. In den wohlverdienten Ruhestand geht am Ende dieser Woche Pastor Ulrich Hahn (65) von der Winsener St.-Jakobus-Kirchengemeinde. Dann wird er nach 32 Dienstjahren verabschiedet.
Als Hahn 1989 in sein Amt eingeführt wurde, fand er ein anderes Umfeld vor als bei seiner vorherigen Tätigkeit. "Ich kam aus der ländlichen Gemeinde Apensen im Landkreis Stade. Es war schon eine Umstellung, in eine städtische Gemeinde zu wechseln, in der beispielsweise nicht zu jeder Beerdigung die Kirche gefüllt ist wie auf dem Dorf, wo man sich eben kennt", erinnert er sich. Probleme bereitet habe ihm die Umstellung jedoch nicht. "Sankt Jakobus hat einen ganz eigenen Charakter“, sagt Hahn über die Winsener Kirchengemeinde, die ohne Gotteshaus auskommt. Die sakralen Räume im Gemeindehaus wurden im Lauf der Jahre immer mehr zu einer Kirche, die inzwischen auch von der Landeskirche anerkannt ist.
"Von Anfang an habe ich sehr engagierte Gemeindeglieder erlebt, die eigenständig ihre Ideen von Kirche eingebracht haben. Vieles ist informeller als woanders, wir haben in der Liturgie und auch musikalisch viele Freiheiten. Das schätze ich sehr", betont Ulrich Hahn. Über die Gestaltung von Gottesdienst und Gemeindeleben werde gemeinsam entschieden. "Vor einigen Jahren gab es ein ‚Open Space‘ mit viel Beteiligung. Dabei kam heraus, dass eigentlich niemand ein klassisches Kirchengebäude vermisst und gerade das Zusammensitzen und Feiern am Tisch während des Abendmahls viel für das Gemeinschaftsgefühl tut.“
Die in St. Jakobus erfolgten baulichen Veränderungen - etwa die Erweiterung um einen Anbau - empfindet Hahn als Bereicherung. "Dadurch können wir uns besser mit der Nachbarschaft vernetzen und Kindergarten- oder Yogagruppen einen Raum zur Verfügung stellen." Insbesondere die gedeckte Kaffeetafel, die nach dem Gottesdienst zum Verweilen einlade, sei ein großer Zugewinn und erleichtere den Zusammenhalt der Gemeinde.
Besonders schätzte Ulrich Hahn die regelmäßigen Besuche in der Kindertagesstätte "Unter dem Regenbogen", die mit St. Jakobus verbunden ist. "Den Kindern den Glauben zu erklären macht mir besonders Spaß, weil ich dabei sehr grundsätzliche Gespräche führe und die ehrlichsten Rückmeldungen bekomme.“
Neben seinem Pastorenamt ist Hahn leidenschaftlicher Musiker und Gründer der Band "The Doctors and Preachers“.
Seit 2009 spielt er Saxophon mit der Formation "Jakos Flat Five“. Auch zu den Gottesdiensten bringt er das Instrument regelmäßig mit. "Die Musik kann Dinge ausdrücken, bei denen Sprache an ihre Grenze stößt. Besonders im Jazz und in alten Chorälen gibt es hochenergetische Akkorde, die durch ihren bloßen Klang eine ungeheure spirituelle Kraft entwickeln. Im Jazz steckt die Energie des Blues und der Spirituals: einerseits das Leiden unter der Sklaverei, andererseits die Hoffnung auf Erlösung - eine Musik, die wunderbar in den Gottesdienst passt."
Über die Gemeinde hinaus engagierte sich Ulrich Hahn über 20 Jahre lang besonders als Vorsitzender des Kirchenkreistages, der heutigen Kirchenkreissynode. Dabei leitete er die erste Superintendentenwahl der Landeskirche. Bis 2003 war das Amt des "Sup" von der Landeskirche besetzt worden.
Ein Höhepunkt des landeskirchlichen Engagements Hahns als Pastoralpsychologe war die Leitung mehrerer Familienkurse für Kollegen und Diakone in deren ersten Amtsjahren, bei denen die Koordination von Familie und Beruf im Mittelpunkt stand. Als inoffizieller "Botschafter für den norddeutschen Protestantismus" wirkte Hahn zudem im Seminar für katholische Religionspädagogik in Innsbruck mit. In den letzten Jahren hat er seinen Dienst etwas reduziert, um sich zusätzlich um die Palliativarbeit im Kirchenkreis zu kümmern.
"Rückblickend ist es beeindruckend, wie viele Menschen hier mitgemacht und sich engagiert haben, um die Gemeinde zusammen voranzubringen", zieht der scheidende Pastor eine positive Bilanz. "Ich denke, dass ich dazu beitragen konnte, den Energien aus der Gemeinde Raum zu geben und Entwicklungen gemeinsam wachsen zu lassen.“
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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