Mannstark gegen eine Y-Trasse
500 Menschen bei Kundgebung gegen Bahntrassen-Neubau
bim. Evendorf. Eigentlich wollten Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) und der Lüneburger CDU-Bundestagsabgeordnete Eckhard Pols die Presse über ihre "gemeinsame Position, eine Bahnstrecke entlang der A7 zu bauen" informieren. Doch sie hatten die "Rechnung" ohne die vielen, bestens organisierten Bürgerinitiativen gemacht, die seit Jahren gegen den Neubau einer ebensolchen Bahntrasse kämpfen - und von Landes- und Bundespolitik durch die Entscheidung für die "Alpha-E"-Variante bestätigt werden. Obwohl Mädge und Pols den Pressetermin zwischenzeitlich abgesagt hatten, versammelten sich rund 500 Y-Trassen-Gegner und zahlreiche Politiker in Evendorf und machten ihrem Ärger über die Unverfrorenheit der beiden Lüneburger Luft.
"Der Konsens zum 'Alpha-E', dem bedarfsgerechten Ausbau vorhandener Bahnstrecken, wurde mehrheitlich vom Dialogforum unterzeichnet. Das 'Alpha-E' ist in der Lage, die Güterverkehre aus Hamburg und Bremen aufzufangen. Es sind keine Neubaustrecken nötig. Lüneburg sollte klar werden: Eine Neubautrasse entlang der A7 ist mit uns nicht zu machen", erklärte Christian Sauer von der Bürgerinitiative (BI) "Region Egestorf gegen zusätzlichen Güterverkehr".
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Grosse-Brömer aus Brackel hatte seinen Parteikollegen Prols auf den fragwürdigen Pressetermin in "Feindesland" angesprochen. "Er fragte, ob er eine Einreisegenehmigung für den Landkreis Harburg brauche. Das habe ich verneint, aber erklärt, dass ich für ein vernünftiges Empfangskomitee sorgen werde", sagte Grosse-Brömer unter dem Beifall der Neubautrassen-Gegner. Dass Hamburg und Lüneburg den in mehreren Monaten im Dialogforum erarbeiteten und auch vom Bundesverkehrsministerium präferierten Kompromiss "Alpha-E" nicht akzeptierten, sei respektlos. "Findet euch damit ab, auch wenn ihr damit nicht einverstanden seid", forderte Grosse-Brömer.
Der CDU-Landtagsabgeordnete André Bock aus Winsen zeigte sich überrascht, dass ein Thema, "das längst abgefrühstückt ist", von den zwei Lüneburgern wieder in die Diskussion gebracht werden sollte. Er erinnerte daran, dass der Landtag im November 2016 einstimmig die Umsetzung der "Alpha-E"-Variante unter bestmöglichem Lärmschutz für die anliegende Bevölkerung beschlossen hat.
"Es geht um unsere Natur und unsere Kinder. Den 'Alpha-E-Kompromiss unterstützen wir", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Karl-Ludwig von Danwitz aus Wintermoor (Schneverdingen). Der im aktuellen Bundesverkehrswegeplan festgeschriebene Kompromiss bedeute nicht, dass jeder davon begeistert sei. Neubautrassen auszuschließen, sei allerdings umweltverträglicher.
"Wenn man jemanden zu Gast haben will, lädt man ihn ein", spielte Hanstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus auf die "Presseeinladung" der zwei Lüneburger auf Hanstedter Gebiet an. Im Diskussions- und Bürgerbeteiligungsprozess "Dialogforum Schiene Nord" hätten sich die Vertreter von Stadt und Landkreis Lüneburg nicht eingebracht. "Stadt und Landkreis Lüneburg versuchen immer wieder, eine Neubautrasse entlang der A7 ins Gespräch zu bringen", so Muus. Doch es gehe nicht darum, "Wünsch dir was" zu spielen. Nicht nur die Lüneburger, auch die vermeintlichen Gewinner des Dialogforums würden Einschränkungen hinnehmen müssen. "Aber wir versuchen, den bestmöglichen Lärmschutz zu erreichen", so Muus.
Joachim Partzsch, Sprecher des Projektbeirates, der die "Alpha-E"-Umsetzung begleitet, fand die Beteiligung an der von den Bürgerinitiativen organisierten Kundgebung beeindruckend. "Ihr zeigt, dass der Geist des Dialogforums lebt und dass wir uns von dem Geschwätz aus Lüneburg nicht auseinanderdividieren lassen", sagte er. Es sei dieser Egoismus, der nicht totzukriegen sei. "Den Nahverkehr hätten die Lüneburger gerne, aber nicht den Güterverkehr. Mit uns wird es keine Neubaustrecke in der Heide entlang der A7 geben", so Partzsch. Sollten Lüneburg und die Deutsche Bahn an der Aussage festhalten, dass eine Dreigleisigkeit nicht ausreiche, sei erneut die Solidarität der Neubautrassen-Gegner gefordert.
"Wir stehen hier, weil einige Unbelerbare am A7-Trassen-Ausbau festhalten. Aber der Zug ist abgefahren", machte Gerd Franke, Ortsvorsteher aus Volkwardingen und Sprecher der BI UnsYnn Region Bispingen, deutlich.
Axel Meinhard von der BI X-durch-Y Brackel als Mitorganisator der Kundgebung freute sich ebenfalls über die sensationelle Beteiligung - nicht nur von A7-Anliegern, sondern u.a. auch aus Uelzen und Burgdorf-Wedel.
Besonders kämpferisch gab sich Reinhard Crasemann von der BI Bürgerinitiative Y-Monster aus Seevetal. Er warnte Lüneburgs Oberbürgermeister: "Ich rate Ihnen, Herr Mädge, wecken Sie dieses Monster nicht! Sonst werden wir zum radikalsten Club dieser Kombo."
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