Baugebiet "Am Luhedeich" ehemals Gärtnerei Bruno Franz
Falsches Spiel der Stadt Winsen?
Glyphosat im Boden und Kuhhandel mit der Deichschutzzone? Winsener wittern Skandal um Baugebiet
thl. Winsen. Spielt die Stadt Winsen ein falsches Spiel mit dem Baugebiet "Am Luhedeich", das auf dem Areal der ehemaligen Gärtnerei Bruno Franz entstehen soll? Das befürchten zumindest einige Bürger, die an der Öffentlichkeitsbeteiligung teilnahmen, in der die Stadt den Planungsstand vorstellte.
"Das Gelände ist massiv mit Glyphosat verseucht. Das wurde uns auf der Veranstaltung von der Stadt bestätigt", so Manfred M. (Name der Redaktion bekannt). "Wie passt das zusammen - auf der einen Seite des Deiches Naturschutzgebiet und die im Bau befindliche Renaturierung der Luhe, auf der anderen Seite ein Neubaugebiet mit 80 Wohneinheiten?"
Auch der geplante Abstand der Bebauung zum Deich wird bemängelt. "Normal ist die Deichschutzzone 50 Meter breit, hier nur 25 Meter", so M. weiter. Angeblich soll die Stadt den Deichverband massiv bedrängt haben, die Zone zu reduzieren. "Weil es für Bauland mehr Geld gibt als für die Schutzzone?", fragt M.: "Hat Bruno Franz das mit zu verantworten, der im Vorstand des Deichverbandes sitzt?"
Winsens Verwaltungsvize Christian Riech weist die Vorwürfe entschieden zurück: "Das Gebiet ist nicht massiv mit Glyphosat verseucht, daher kann diese Aussage gar nicht von uns kommen." Da die Flächen durch einen Gartenbaubetrieb und landwirtschaftlich genutzt wurden sei im Zuge des Grunderwerbs ermittelt worden, ob es Belastungen gebe. Dabei habe sich gezeigt, dass eine geringe Belastung vorhanden sei. "Das Problem bei Glyphosat ist, dass über die Schädlichkeit bis heute wissenschaftlich gestritten wird und es keine eindeutigen Grenzwerte gibt", so Riech. "Mit Hilfe eines Spezialisten aus Berlin konnten wir klären, dass das Wasser aus dem Gebiet (z.B. bei Grundwasserabsenkungen) nach einer bestimmten Vorbehandlung unschädlich ins Grabennetz eingeleitet werden kann."
Auch die Nähe zum Deich verteidigt Riech: "Die Unterschreitung des Abstandes liegt auf der Hand, da die Häuser nördlich (Altbestand) direkt am Deich und die Häuser südlich (Weidenstieg) im Mittel 25 Meter vom Deich entfernt liegen. Da wäre es nicht nachvollziehbar, in dem Bereich nochmals 25 Meter zurückzugehen", erklärt er. "Außerdem weiß man durch die Vorplanungen zum Deichneubau, dass dieser in seiner Position verbleiben wird, so dass der Vorsorgegedanke des Deichgesetzes nicht zum Tragen kommen wird." Hinzu komme, dass in den Planungen mit dem Deichverband erreicht wurde, dass der Verband dort einen neuen Deichverteidigungsweg anlegen kann.
Dass Bruno Franz als früherer Eigentümer in die Entscheidung eingebunden war, weist Riech zurück: "Die Deichbelange wurden mit dem Geschäftsführer und dem Vorsteher geführt. Entscheidend ist allerdings am Ende die Deichbehörde des Kreises."
• Bruno Franz war trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch Rückrufbitten auf dem Anrufbeantworter blieben ohne Reaktion.
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