Kreis-Wirtschaftsausschuss für Aktion von Kreis und Kommunen
Mit Marketingkampagne neue Fachkräfte in Landkreis Harburg locken
ce. Winsen. Um gegen den Fachkräftemangel Abhilfe zu schaffen, der seit Jahren auch den Arbeitsmarkt in der Region prägt, soll sich der Landkreis Harburg an einer gemeinschaftlichen Marketingkampagne mit den Städten und Gemeinden beteiligen. Dafür sprach sich der Wirtschaftsausschuss in seiner jüngsten Sitzung in Winsen aus. Zu der von 2022 bis 2026 geplanten Kampagne solle der Kreis jährlich 20.000 Euro beisteuern, die bei der Haushaltsplanung zu berücksichtigen seien.
Dr. Alexander Stark, Leiter der Stabsstelle Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung, stellte das Projekt vor. Ende 2019 einigten sich demnach Akteure der Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg (WLH), der Kreisverwaltung und der Kommunen auf ein gemeinsames verstärktes Vorgehen beim Fachkräftemarketing. Dies erschien dringend notwendig, betrug doch die Vakanzzeit von der Ausschreibung einer ausgewählten Fachkraftstelle bis zur Besetzung laut Arbeitsagentur im Durchschnitt etwa 128 Tage. Die Federführung beim Marketing-Vorhaben liegt bei der Kreisverwaltung.
Im Wirtschaftsausschuss vorgeschlagen wurde eine Marketingkampagne, die als Hauptzielgruppe Berufspendler ansprechen soll, die ihren Arbeitsplatz bislang beispielsweise in Hamburg haben. Nebenzielgruppen seien - so Dr. Alexander Stark - Naherholungssuchende im Landkreis und Neubürger, die dort bereits wohnen. "Die Zielgruppen sollen emotional angesprochen werden, um ihnen die Vorteile eines wohnortnahen Arbeitsplatzes bei örtlichen Unternehmen aufzuzeigen", erklärte Stark.
Stark verwies zudem auf Statistiken der Arbeitsagentur, wonach durch die Corona-Pandemie überdurchschnittlich viele Arbeitskräfte bzw. Pendler aus Hamburg betroffen sind. Auch sie sollten mittels der Kampagne auf die Beschäftigungschancen vor Ort aufmerksam gemacht werden.
Die Initiative soll in den kommenden Monaten gemeinsam mit einer Marketingagentur konkretisiert werden, unter Berücksichtigung auf in einem Workshop bereits erarbeiteter Maßnahmenideen. Dabei wurden Postkarten- und Plakataktionen ebenso vorgeschlagen wie Projektionen auf Logistikhallen oder Aktionstage in den Städten und Gemeinden.
Die Kampagne soll von den Beteiligten gemeinsam über einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren finanziert werden und der Anteil der Städte, Einheits- oder Samtgemeinden bei jeweils 6.000 Euro jährlich liegen. "Einige Samtgemeinden benötigen jedoch auch Beschlüsse ihrer Mitgliedsgemeinden", kündigte Alexander Stark schließlich an.
- Wirtschaft und Politik über Strategien zur Bekämpfung des Fachkräftemangels
ce. Landkreis. "Fachkräfte sichern und Potenziale aktivieren!": Genau zehn Jahre ist es her, dass die heutige Präsidentin der EU-Kommission, Dr. Ursula von der Leyen, als Bundesarbeitsministerin diesen Appell bei einem Besuch im Landkreis Harburg an Vertreter aus Wirtschaft und Politik richtete. Bei ihnen hakte das WOCHENBLATT jetzt nach, inwieweit von der Leyens geforderte Strategien zur Fachkräftegewinnung in der vergangenen Dekade umgesetzt wurden - nämlich Jugendliche aus benachteiligten Familien stärker bei der Ausbildung zu fördern oder auch familienfreundlichere Rahmenbedingungen für Frauen zu schaffen, damit diese Kinder und Karriere miteinander vereinbaren können.
"Im Bereich der Förderung von Familie und Frauen in der Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren einiges getan", berichtet Andreas Sommer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, der seinerzeit bei von der Leyens Besuch dabei war. Das Kreditinstitut fördere Arbeitsbedingungen, die es Frauen und auch Männern erlaubten, die beruflichen Anforderungen mit den Bedürfnissen des Familienlebens in Einklang zu bringen, so Sommer. Dies geschehe etwa durch flexible Beschäftigungszeiten, Teilzeitangebote, die Förderung von Elternzeit und das mobile Arbeiten. Hierfür sei die Sparkasse als 'Familienfreundliches Unternehmen' zertifiziert worden. Gefördert würden zudem über das Unternehmensnetzwerk "Frau & Wirtschaft Landkreis Harburg e.V." Qualifizierungsmaßnahmen für Frauen sowie Betreuungsangebote für deren Nachwuchs.
Bezüglich der Ausbildung und Qualifizierung von Jugendlichen sei die Sparkasse bei Projekten des Landkreises ebenfalls regelmäßig mit dabei, etwa bei betrieblichen Praxistagen und Mentoring-Programmen. Andreas Sommer: "Hier würden wir es begrüßen, wenn solche Schnupperangebote weiter zentral koordiniert und ausgebaut werden."
"Im zunehmenden Standortwettbewerb ist die Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs von hoher Bedeutung für die wirtschaftliche Dynamik einer Region. Auch der Landkreis Harburg ist vom Fachkräftemangel und dem Wettbewerb um die besten Köpfe betroffen", erklärt Landrat Rainer Rempe. Viele Branchen hätten zunehmend Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Um die Wirtschaft zukunftsfähig aufzustellen, unterstütze der Landkreis daher Unternehmen dabei, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren.
Als Mitglied in der Fachkräfte-Allianz engagiere sich der Kreis - so Rempe - mit Partnern wie der Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer und Agentur für Arbeit bei Initiativen zur Fachkräftegewinnung. In der Reihe "Wirtschaftsförderung vor Ort" würden etwa Unternehmen zudem regelmäßig über Strategien zur Fachkräftegewinnung und -bindung informiert.
Im Fachkräftemarketing-Projekt "#besser hier“ vermarktet der Landkreis gemeinsam mit der Süderelbe-AG kleine und mittlere Unternehmen aus der Region als attraktive Arbeitgeber und zeigt dabei die Vorzüge des Lebens und Arbeitens in der Metropolregion auf.
"Wir sprechen von einem Fachkräfte-Engpass, wenn weniger als drei Bewerber auf eine Stelle kommen", definiert Kerstin Kuechler-Kakoschka, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen. Derzeit kämen im Landkreis Harburg - wie auch schon vor fünf Jahren - 2,4 Bewerber auf eine ausgeschriebene Fachkräfte-Stelle. 2018 und 2019 seien es sogar nur 1,7 Bewerber gewesen. Im vergangenen Jahr gab es mit oft noch nicht mal einem Bewerber pro vakanter Stelle einen extremen Fachkräfte-Mangel in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik, bei den Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen sowie bei der Bauplanung, in der Architektur und Vermessungsberufen. In den nichtmedizinischen Gesundheitsberufen - darunter auch die Altenpflege - sah es mit durchschnittlich anderthalb Bewerbern pro Job nicht viel besser aus.
"Gerade in der aktuellen Situation sollte jungen Menschen eine Perspektive für den Berufsstart eröffnet werden. Unterstützung können Ausbildungsbetriebe beispielsweise mit der sogenannten Ausbildungsprämie erhalten", betont Kerstin Kuechler-Kakoschka. Wer Umschüler ausbilden wolle, könne ebenfalls Unterstützung bekommen.
Für die Lösung des Fachkräfte-Engpasses gebe es verschiedene Möglichkeiten. Der Arbeitgeber-Service habe einen Überblick und könne gemeinsam mit Unternehmen maßgeschneiderte Konzepte entwickeln. Dazu beziehe er auch Netzwerkpartner und Spezialisten - etwa für Vereinbarkeit von Beruf und Familie - mit ein und könne Fördermittel bewilligen. Der Service der Arbeitsagenturen im Kreis Harburg ist unter der kostenfreien Hotline 0800 - 4555520 erreichbar.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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