Politik verspielt letzten Kredit.
Mütter der Schulkinder hatten Tränen in den Augen, nach Aus für Schulcontainer in Borstel.
Die Zuschauerränge in der Sporthalle Ilmer Barg waren am 19.12.23 zur Stadtratssitzung bis auf den letzten Platz gefüllt. Das hatten die Ratsmitglieder in dieser Menge wahrscheinlich nicht erwartet. Immer wieder schauten sie sich schon fast ängstlich um in Richtung der Zuschauer.
Obwohl eine Tagesordnung mit 24 Punkten vorlag, war für die anwesenden Eltern das wichtigste und emotionalste Thema die Container für die Schule Borsteler Grund. Deswegen hatten sich weit über 100 Eltern auf dem Weg gemacht, um dort Präsenz zu zeigen. Die Bürgerfragestunde zu Anfang der Sitzung hatte natürlich auch nur dieses Thema.
Schulleiterin Frau Riegmann versuchte zum wiederholten Mal die Politiker noch umzustimmen, um die Container zu bewilligen. Aber alles was Frau Rieckmann den Politikern nochmals vor Augen führte, stieß hier wieder einmal auf taube Ohren.
Auch versuchten viele Eltern die Politiker davon zu überzeugen, diese Maßnahme zurückzunehmen. Da aber die Maßnahme bereits von der CDU, der SPD und der FDP beschlossen waren, redeten Eltern gegen eine Wand. In der Manie eines Autoverkäufers versuchte der Bürgermeister Wiese die Eltern zu beruhigen und sagte zu, was er gar nicht halten konnte.
Er sagte den Eltern, dass die Anschaffung der Container nur ein Jahr verschoben wird. Dies stellte sich aber in der zweiten Runde der Zuschauer Fragestunde als nicht richtig heraus. Mehr dazu im Verlauf des weiteren Berichtes.
Frau Schäfer von den Grünen stellte den Antrag, die Container wieder in den Haushaltsplan aufzunehmen. Dies wurde von den Ratsmitgliedern der CDU, der SPD und der FDP abgelehnt. So wurde auch dem letzten Elternteil klar, dass ihre Kinder nächstes Jahr ein völlig chaotisches Schuljahr erleben werden.
Sämtliche Erklärungsversuche der Vertreter der drei genannten Parteien waren ein Schlag ins Gesicht der Eltern.
Die SPD, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die früher einmal eine Partei des kleinen Mannes war, rühmte sich für ihr Verhandlungsgeschick. Sie hätte erreicht, dass der Haushalt so abgeschlossen werden konnte. Ähnliches oder fast gleiches hört man auch von der CDU und von der FDP.
Vereinzelte Ratsmitglieder versuchten noch den Eltern zu erklären, warum und wieso sie so entschieden hätten. Herr Falkenberg von der FDP erklärte, dass er auch im Schulausschuss sitze und ihm die Schulbildung unserer Kinder sehr sehr wichtig sei. Er beendete seine Ausführungen hingelümmelt auf seinem Stuhl mit dem Satz: "Haben sie schon mal einem nackten Mann in die Tasche gegriffen?"
Es folgte die zweite Fragestunde, ganz am Ende der Veranstaltung. Fast alle Eltern waren noch anwesend. Dies hatten die Ratsmitglieder so wohl nicht erwartet. Ein Vater richtete direkt an den Bürgermeister die Frage, ob es verbindlich sei, dass die Anschaffung der Container nach seiner Aussage zur Verschiebung ins nächste Jahr tatsächlich angeschafft werden. Er revidierte seine Äußerung diesbezüglich, dass er nicht versprechen kann, dass die Container 2024 angeschafft werden.
Dies mit den Worten: " Wer weiß, was nächstes Jahr ist. Ich kann ihnen noch nicht mal versprechen, ob morgen früh die Sonne wieder aufgeht." Das ist schon fast Comedy.
Ein weiterer Zuhörer richtet auch an Bürgermeister Wiese die Frage, wie sieht jetzt der Plan B aus? Was passiert mit den Kindern in der Schule Borsteler Grund? Er erhielt darauf keine Antwort.
Eine Mutter aus dem Publikum hatte in der Zwischenzeit ein kleines Gedicht verfasst, um die Politiker aufzurütteln. Beim Vorlesen sah man, wie sich der Abgeordnete Herr Jürgens von der CDU provokant hinter seinem Laptop versteckte, um zu zeigen, was er davon hielt. Nichts. Geht man so mit Wählern um?
Eine weitere Zuhörerin brachte es noch einmal auf den Punkt. Die Winsener Politik habe es geschafft, das Vertrauen in die Politik völlig zu erschüttern.
Ich habe bewusst nur über dieses Thema geschrieben, um meinen 3.000 Lesern des letzten Artikels ein Feedback zu gehen. Zwei Sachen sind vielleicht doch noch interessant. Das Elb-Mobil wird es auch im nächstes Jahr noch geben, allerdings in einer abgespeckten Form. Aber es fährt.
Da die Fördermittel für die neue Bibliothek wahrscheinlich nicht zur Verfügung gestellt werden, kann niemand sagen, ob im nächsten Jahr Baubeginn ist. Aber wie man hört, sollen die Bäume trotzdem schon vorab gefällt werden. So können wohl nur Politiker entscheiden.
Leserreporter:Rüdiger Störtebecker aus Winsen |
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