Vize-Bürgermeisterin von Winsen abgesägt
thl. Winsen. "Es ist sehr schade, ich habe das Amt als Bürgeramt gesehen und es gerne ausgeführt. Aber das Ergebnis zeigt, dass heute nicht mehr die Arbeit zählt, sondern nur noch das Parteibuch", sagt Birgit Eckhoff. Die Sozialdemokratin ist angefressen. Mit gutem Grund. Denn: Bei der Sitzung des Winsener Stadtrates wurde sie "mal einfach so und ohne Vorwarnung" als zweite Vize-Bürgermeisterin abgesägt. Ein wohl nahezu einmaliger Vorgang. Möglich gemacht hat das eine Mehrheit aus CDU und der neuen Gruppe Winsener Liste/FDP.
"Auslöser" für die Wahl war ein Antrag der Gruppe Grüne/Linke auf Feststellung der Gruppenstärke. Nachdem Ex-Bürgermeister-Kandidat Tobias Müller die Winsener Liste verlassen (das WOCHENBLATT berichtete), rechnete man sich nämlich mehr Sitze in den einzelnen Fachausschüssen aus. Doch dieser Schuss ging nach hinten los. Denn mit Sitzungsbeginn verkündete Nino Ruschmeyer (FDP), dass er künftig mit Heinrich Riedel und Wilfried Rieck von der Winsener Liste eine Gruppe bilden werde. Eine Konstellation mit Geschmäckle. Denn Rieck war, bevor er zur Winsener Liste ging und nachdem er bei den Freien Winsenern ausgestiegen war, zweimal innerhalb kurzer Zeit Mitglied der FDP. Deswegen wird er unter den Ratsmitgliedern auch scherzhaft "der Wanderpokal" genannt. Und: Ruschmeyer hatte schon Anfang 2013 versucht, sich der Wählergemeinschaft anzunähern, war jedoch am Votum derer Mitglieder gescheitert. Jetzt, wo die Liste Gefahr lief, durch ein Losverfahren mit den Freien Winsenern sämtliche Ausschusssitze zu verlieren und nur noch Grundmandate ohne Stimmrecht zu erhalten, wurden alle "Feindseligkeiten" und "Missstimmungen" untereinander kurzerhand ausgeblendet. Ganz nach dem Motto: Was stört mich mein Geschwätz von gestern.
Wilfried Rieck war es dann auch, der zum neuen zweiten Vize-Bürgermeister gewählt wurde. Vor allem mit Hilfe der CDU, mit der die neue Gruppe auch die ganze Sitzung abstimmte. Auch hier wieder ein besonderes Geschmäckle. Denn mit Heinrich Riedel hat ein ehemaliges CDU-Mitglied den Fraktionsvorsitz bei der Winsener Liste.
Ebenfalls interessant: Tobias Müller, zuletzt als Einzelkämpfer im Stadtrat unterwegs, hat sich der CDU angenähert. Die Partei, die immer gesagt hat, mit Müller könne man nicht zusammenarbeiten. "Aber da sieht man mal, dass manche für Posten und Macht alles tun", so ein Ratsmitglied der neuen Opposition.
Fazit: Verlierer des Abends sind Birgit Eckhoff wegen ihres verlorenen Postens, die Gruppe Grüne/Linke, die nun keine weiteren Ausschussplätze bekommt und die Freien Winsener, denen von der CDU ohne Begründung der Schulausschuss-Vorsitz weggenommen wurde.
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