Landkreis Harburg
Wegen Raumluftfilter: Winsens Bürgermeister wurde laut
Firma spendet der Feuerwehr einen mobilen Luftfilter - und muss ihn jetzt wieder abholen
thl. Winsen. Es sollte eine tolle Geste sein: Die Firma Kruse Sicherheitstechnik aus Stelle spendete der Feuerwehr Winsen einen mobilen Raumluftfilter, damit in dem Gebäude am Tönnhäuser Weg wieder Schulungen für die Retter durchgeführt werden können. Stadtbrandmeister Uwe Ehlers nahm die Spende dankend entgegen. Doch dann kam es zum Desaster, das an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist und an dessen Ende die Firma Kruse ihr "Geschenk" wieder abholen musste. Denn: Als Bürgermeister André Wiese (CDU) von der Spende erfuhr, legte er - vorsichtig gesagt - sein Veto gegen das Sponsoring ein. Insider berichten, dass es im Rathaus "etwas lauter" wurde. "Völlig gaga, wie Wiese herumgeschrien hat", heißt es.
Wie das WOCHENBLATT berichtete, ist Wiese ein entschiedener Gegner von mobilen Luftfilteranlagen, der auch nicht davor zurückschreckt, Eltern, die sich für solche Geräte in Schulen und Kitas einsetzen, öffentlich zu diffamieren.
Stadtsprecher Theodor Peters zu dem Vorfall: "Diese Spendenannahme war nicht mit der Stadt abgestimmt und es gab dafür auch nicht den nötigen Annahmebeschluss des Verwaltungsausschusses beziehungsweise des Rates.“, Weiter heißt es in der Pressemitteilung: "Um auch nur den Anschein einer unzulässigen Entgegennahme besonderer Vorteile zu vermeiden, ist die Anlage deshalb jetzt ungenutzt zurückgegeben worden.“ Was dabei allerdings verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass es durchaus üblich ist, dass Spenden erst entgegengenommen und später vom Stadtrat "abgenickt" werden. Von daher kann also von einer unzulässigen Entgegennahme keine Rede sein.
Dazu Peters: "Unabhängig von dieser formellen Unzulänglichkeit, die im Wege einer nachträglichen Spendenannahme durch das zuständige politische Gremium zu beheben wäre, sprechen allerdings auch gute Sachgründe dagegen, die gespendete Raumluftfilteranlage zu behalten und in den Räumlichkeiten der Feuerwehr einzusetzen." Der Einsatz von mobilen Raumluftfiltern werde von unabhängigen, fachkundigen behördlichen Stellen nur empfohlen in Räumen mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit. Da aber auch die Räumlichkeiten der Feuerwehr Winsen eine Lüftungsmöglichkeit über Fenster habe, sei allein aus diesem Grund der Einsatz eines mobilen Raumluftfilters ausgeschlossen. Übersetzt: Fenster aufmachen und querlüften reiche aus - zumindest so lange, bis die Stadt von sich aus stationäre, festinstallierte Filteranlagen einbauen lässt.
Leidtragende sind jetzt die Feuerwehrleute. "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, heißt es im Volksmund. Wir hätten aber etwas genauer hinsehen müssen", sagt Stadtbrandmeister Uwe Ehlers, der für die Annahme der Spende feuerwehrintern grünes Licht gegeben hatte. "Selbstverständlich hätten wir die Spende noch auf den formalen Weg gebracht und den unverzichtbaren Beschluss eingeholt. Aber ich mache mir schon den Vorwurf, in diesem Fall nicht das vorherige Gespräch mit der Stadt als Eigentümerin des Gebäudes und Verantwortliche für die Gebäudeausstattung gesucht zu haben." thl. Winsen. Seine öffentlich geäußerte Abneigung gegen Kai und Janine Herzberger, die die Initiative "Saubere Luft in Winsens Schulen und Kitas" gegründet haben und sich für mobile Raumluftfilter in den Einrichtungen einsetzen (das WOCHENBLATT berichtete), könnte für Bürgermeister André Wiese (CDU) ein juristisches Nachspiel haben. Die Herzbergers überlegen, ob sie sich anwaltlichen Beistand holen, um gegen die Äußerungen und Anschuldigungen Wieses vorzugehen. Nachspiel für den Bürgermeister
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