Kommunalpolitiker stärken AFD und BSW
Winsener Politik reagiert nicht auf Kritik der Rentner
Jedes Jahr, diesmal im September, veranstaltet die Stadt Winsen als Dankeschön für die Lebensleistung der Senioren über siebzig eine kostenlose Seniorenausfahrt. Aber kostenlos? Wie ich schon berichtet, war es ab 2023 damit vorbei.
Ab diesem Zeitpunkt müssen die Senioren pro Person 10,-- Euro Eigenanteil zahlen. Dies blieb nicht ohne Folgen. Die Anzahl der Teilnehmer an der Ausfahrt ging ab 2023 gravierend um ein Drittel zurück. Die vorliegenden Anmeldungen für 2024 sind mir noch nicht bekannt.
Auf den ersten Blick sind pro Rentnerpaar 20,-- Euro nicht zu viel. Zumindest nicht aus der Sicht der Stadtratsmitglieder der Stadt Winsen. Alle Parteien haben dieser Regelung zugestimmt.
Es ist kein Geheimnis, dass es in Winsen viele gut gestellte Rentner gibt. Aber was ist mit den anderen?
Die soziale Ungleichheit wird einfach immer größer.
Die Durchschnittsrente aller 18,6 Millionen Altersrenten lag 2022 bei 1.054,-- Euro. Aus welchen Gründen auch immer, wie z. B. arbeiten im Niedriglohnsektor oder keine 45 Beitragsjahre zur gesetzlichen Rentenversicherung oder auch Rente wegen Schwerbehinderung. Viele Gründe tragen zu diesem niedrigen Rentenniveau bei.
In Winsen wird dieses Problem vielfach ausgeblendet oder man will es einfach nicht sehen. Das scheint bei den Kommunalpolitikern der Stadt nicht angekommen zu sein. Die immer mehr angenommene Tafel in Winsen wurde nicht ohne Grund erweitert. Sicher ist dies auch im Rathaus bekannt!
Ich hatte bereits im vergangenen Jahr die Parteien zum Thema Seniorenausfahrt angeschrieben. Alle Parteien hatten zugestimmt, dass die Senioren für die Teilnahme an der Ausfahrt einen Eigenanteil zahlen müssen.
Als Rechtfertigung wurden die leeren Kassen der Stadt angeführt. Die Kosten für die Ausfahrt sind im Gesamthaushalt prozentual verschwindend gering. Bis auf die Grünen zeigten keine Ratsmitglieder Verständnis oder Einsicht für die nicht so gut betuchten Rentner oder zeigten sogar kein schlechtes Gewissen.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Frau Schäfer, wollte es darauf noch einmal im Rathaus zum Thema machen. Auf eine erneute Anfrage zu diesem Thema an Frau Schäfer habe ich diesmal leider keine Antwort erhalten.
Als Teil der Gemeinschaft des Ortsteils Borstel ist es mir wichtig, hier den Finger in die Wunde für die Betroffenen zu legen und nicht mit meinem Artikel die Gemeinschaft zu spalten, was mir von Herrn Wiese öffentlich vorgeworfen wird.
Hier spalten nicht die Kritiker, sondern die Winsener Kommunalpolitiker die Gesellschaft mit der Entscheidung, die ärmeren Senioren auszugrenzen.
Genau so haben sich einige Senioren mir gegenüber geäußert und daher weiß ich, wie es gesehen wird. Enttäuschenderweise antworten mir viele Betroffene auf meinen Rat, sich doch persönlich an den Bürgermeister oder das Rathaus zu wenden oder sich im Wochenblatt Online Kommentarbereich zu äußern, dass sie das nicht möchten.
Sie befürchten Ärger und möchten sich diesem im fortgeschrittenen Lebensalter nicht mehr aussetzen.
Bedauerlicherweise ist das nicht ganz falsch und daher auch verständlich. Auch ich durfte das schon erfahren.
Etwas abgewandelt: "Ist der Bürger unbequem, wird er nicht mehr gern gesehen." In unserem Rathaus ist man bedauerlicherweise nicht kritikfähig.
Aber besonders von Kommunalpolitikern erwartet man da etwas anderes. Sie sollten doch sehen, wie die Bürger auf diese Entscheidung reagieren. Wer richtig hinhört, spürt nur noch Unverständnis.
Laut den veröffentlichten Wahlumfragen werden der AFD und dem BSW immer weiter steigende Zahlen vorausgesagt. Dies ist bei solchen Entscheidungen nicht verwunderlich.
Leserreporter:Rüdiger Störtebecker aus Winsen |
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