Krankenhäuser in Not
Wirtschaftliche Notlage und fehlende Planungssicherheit

Die Krankenhäuser stehen vor massiven finanziellen Problemen | Foto: Adobe Stock/ARMMY PICCA
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Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) warnt vor einer weiteren Verschärfung der Lage für die Kliniken im Land. Angesichts erheblicher Unsicherheiten über die weitere Ausgestaltung und Umsetzung der Krankenhausreform sowie der anhaltenden finanziellen Schieflage stehen viele Kliniken im Jahr 2025 vor großen Herausforderungen.

Reform muss nachgebessert und
praxistauglich gemacht werden

„2025 wird für viele Krankenhäuser ein schwieriges Jahr. Es fehlen verlässliche politische Rahmenbedingungen und eine belastbare wirtschaftliche Perspektive. Diese Kombination ist besorgniserregend und bedrohlich zugleich. Die Krankenhausreform ändert daran bedauerlicherweise nichts. Entscheidend sind daher zwei Punkte: Die Reform muss von einer neuen Bundesregierung nachgebessert und praxistauglich gemacht werden. Zudem ist auf Grundlage einer Überbrückungsfinanzierung zu gewährleisten, dass bedarfsnotwendige Krankenhäuser vor dem tatsächlichen Greifen der Reform im Jahr 2027 nicht unkontrolliert in die Insolvenz rutschen oder versorgungsrelevante Leistungsbereiche aus purer wirtschaftlicher Not abgestoßen werden müssen. Die Krankenhäuser benötigen Planungssicherheit, um auch künftig eine flächendeckende Versorgung in Niedersachsen sicherstellen zu können“, betont NKG-Vorsitzender Rainer Rempe.

Aktuelle Umfrageergebnisse der NKG zeigten, dass jedes zweite Krankenhaus in Niedersachsen für 2025 eine noch schlechtere wirtschaftliche Entwicklung als im Vorjahr erwartet. Wie aus dem NKG-Indikator hervorgeht, konnten bereits 2024 rund neun von zehn der befragten Kliniken ihre Sach- und Personalkosten nicht mehr aus den regelhaften Erlösen der Patientenbehandlung finanzieren. Mehr als jedes zweite Krankenhaus sieht seine wirtschaftliche Existenz bis zum Wirksamwerden der Reform im Jahr 2027 als gefährdet an. Jede vierte Klinik plant aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage Leistungen zu reduzieren beziehungsweise das Versorgungsangebot einzuschränken.

Über Jahre gab es
keinen Inflationsausgleich

„Die Krankenhäuser befinden sich in einer Abwärtsspirale, die nur noch schwer aufzuhalten ist. Es rächt sich, dass der Bundesgesundheitsminister den Kliniken über Jahre hinweg einen Inflationsausgleich verwehrt hat. Die Frage, wie unter diesen äußerst angespannten wirtschaftlichen Bedingungen und ohne zusätzliche finanzielle Mittel weitere Personal- und Qualitätsvorgaben umgesetzt werden können und zugleich die flächendeckende Versorgung gesichert bleibt, ist nach wie vor unbeantwortet. Die Kliniken und ihre Mitarbeitenden benötigen ein Signal, dass sie von der Politik nicht im Stich gelassen werden. Wir erwarten, dass die Landesregierung künftige Initiativen zur Nachbesserung der Reform und wirtschaftlichen Stabilisierung der Kliniken unterstützt. Ein anlässlich der Verabschiedung der Krankenhausreform im Bundesrat auch von Niedersachsen eingebrachter Antrag weist genau in diese Richtung. Entscheidend ist die schnellstmögliche Umsetzung der Länderforderungen. Andernfalls drohen wir schleichend in die Rationierung stationärer Leistungen und eine Wartelistenmedizin abzugleiten“, erklärt NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke.

NKG-Indikator

Die Umfrage für den NKG-Indikator hat im September und Oktober 2024 stattgefunden. An der Befragung haben 113 der zum Zeitpunkt der Umfrage 163 zugelassenen Krankenhäuser in Niedersachsen teilgenommen. Auf die teilnehmenden Krankenhäuser entfallen 31.825 der insgesamt 40.105 Planbetten in Niedersachsen. Das entspricht einem Anteil von 79 Prozent der Krankenhausbetten in Niedersachsen. Der NKG-Indikator umfasst neben Aussagen und Erwartungen zur wirtschaftlichen Situation weitere Ergebnisse zu den Themenfeldern Krankenhausreform, Personal, Ausbildung, Dokumentationsaufwand und zukünftigen Herausforderungen für die Kliniken

Der NKG-Indikator ist online abrufbar unter:
www.nkgev.info/Pressemitteilungen.html

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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