Migration
Zahl der Geflüchteten steigt: Landkreis Harburg sucht dringend Grundstücke für zusätzliche Unterkünfte

Der Landkreis Harburg benötig dringend Grundstücke, um Sammelunterkünfte zu errichten. Das Foto zeigt Unterkünfte in Fleestedt, die im vergangenen Jahr abgebaut und teilweise nach Hittfeld versetzt wurden | Foto: ts
  • Der Landkreis Harburg benötig dringend Grundstücke, um Sammelunterkünfte zu errichten. Das Foto zeigt Unterkünfte in Fleestedt, die im vergangenen Jahr abgebaut und teilweise nach Hittfeld versetzt wurden
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(ts). Die Zahl der ankommenden Geflüchteten in den Landkreisen Harburg und Stade steigt wieder. Besonders im Landkreis Harburg spitzt sich die Lage zu, weil Grundstücke fehlen, um dringend benötigte zusätzliche Sammelunterkünfte zu errichten. Die Kreisverwaltung in Winsen erwägt deshalb, Notunterkünfte in Sporthallen oder anderen öffentlichen Liegenschaften zu einzurichten. Das geht aus einer Vorlage der Verwaltung an den Ausschuss für Soziales und Integration des Kreistags im Landkreis Harburg hervor.

Die Zahl der Zuweisungen von geflüchteten Menschen im Landkreis Harburg im Jahr 2022 erreicht beinahe das Niveau von 2015 -  das Jahr, das als Höhepunkt der Migrationsbewegung gilt und aus dem der Satz der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stammt: "Wir schaffen das!" 

40 Geflüchtete pro Woche weist die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB) dem Landkreis Harburg in diesem Jahr zu. Zum Vergleich: 43,1 waren es im Jahr 2015. Im Landkreis Stade sind es deutlich weniger: Die wöchentlichen Zuweisungen schwanken bis jetzt für das Jahr 2022 zwischen vier und 18 Personen je Woche, sagt Stades Sozialdezernentin Susanne Brahmst. 

Der Grund für die extreme Erhöhung der Zuweisungszahlen im Landkreis Harburg: "Wir haben aus vergangenen Zuweisungsquoten Rückstände", antwortete Sozialdezernent Reiner Kaminski dem vergangenen Mittwoch im Sozialausschuss dem CDU-Politiker Rudolf Meyer. Das bedeutet: Die Städte und Gemeinden haben in den vergangenen Jahren zu wenig Grundstücke zur Verfügung gestellt und zu wenig Wohnungen gebaut. 

Die Kreisverwaltung in Winsen geht davon aus, in diesem Jahr mehr als 750 Unterbringungsplätze zusätzlich schaffen zu müssen. Der Landkreis Harburg sei im aktuellen Verteilungszeitraum bis August 2022 verpflichtet, noch rund 1.000 Menschen aufzunehmen. Jede Woche, so die Erfahrung der Abteilung Migration, melden sich im Durchschnitt sieben Bewohner aus Flüchtlingsunterkünften ab. Bleiben also mehr als 750 zusätzliche Plätze, die der Landkreis Harburg schaffen muss. 

Insgesamt 2.231 Menschen sind zurzeit in den 54 Flüchtlingsunterkünften im Landkreis Harburg untergebracht (Stichtag 31. Dezember 2021). Die Unterbringungskapazitäten sind damit nach Einschätzung der Abteilung Migration erschöpft.

Im Landkreis Stade ist die Lage entspannter: Die aktuelle Quote für das Jahr 2022 sieht vor, dass der Landkreis Stade bis August 551 Menschen aufnimmt - davon seien bereits 330 Personen zugewiesen worden. Die von der LAB zugewiesenen Menschen kommen teilweise auch bei Familienangehörigen oder Bekannten unter, so dass die Kreisverwaltung auch nicht aus der offenen Quote auf benötigte Unterkünfte schließen könne, erklärt Sozialdezernentin Brahmst. 

Es zeichnet sich aber ab. Zusätzliche Wohnungen für geflüchtete Menschen benötigt auch der Landkreis Stade: "Von den kreisangehörigen Kommunen haben wir schon die Rückmeldungen, dass Wohnraum für die Unterbringung von Geflüchteten gesucht wird", antwortete Susanne Brahmst dem WOCHENBLATT. Gemeinsame Leitlinie sei die Unterbringung in dezentralen Unterkünften, also Wohnungen. Sammelunterkünfte sollen möglichst vermieden werden.

Steigende Flüchtlingszahlen: Landkreis Harburg will Unterbringung in Turnhallen vermeiden
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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