Begegnungsstätte „Kiek In“ der HiPsy gGmbH
Kreis Harburg eröffnet landesweit erste Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen
bim/nw. Winsen. Schwere Depressionen und Angsterkrankungen, Psychosen und Abhängigkeitserkrankungen: Fast jeder dritte Mensch leidet Schätzungen zufolge mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung. Um die Versorgung gerade schwerer psychisch Erkrankter im Landkreis Harburg zu verbessern und Klinikaufenthalte zu vermeiden, ist die Begegnungsstätte „Kiek In“ der HiPsy gGmbH und das daran angeschlossene Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) des sozialpsychiatrischen Verbundes in der Schmiedestraße 3 in Winsen eingerichtet und jetzt offiziell eingeweiht worden. Es ist die erste Einrichtung dieser Art in Niedersachsen.
Möglich wurde die neue Einrichtung durch das Engagement der Kooperationspartner im Sozialpsychiatrischen Verbund einschließlich der Gruppe der Psychiatrieerfahrenen und Angehörigen sowie durch maßgebliche Förderung des Landkreises Harburg.
„Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen. Aber das Thema ist immer noch stigmatisiert und wird oft nicht ernstgenommen“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernent Reiner Kaminski. „Dabei ist es wichtig, dass der Betroffene frühe und schnelle Hilfe erhält und annimmt.“
Auf Initiative des Landkreises ist daher das vom Hilfeanbieter HiPsy betriebene Café „Kiek In“ als Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen entstanden, das auch allen anderen Bürgerinnen und Bürgern offen steht. Angedockt an das Café mit Begegnungscharakter ist das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ), in dem multiprofessionell und institutionsübergreifend vor allem schwerer psychisch erkrankte Bürger kurzfristig und mit wenig Bürokratie in passende Hilfen und Behandlung vermittelt werden können. „Das ist ein großer Schritt in der Versorgung psychisch Erkrankter“, freut sich Holger Maack, zusammen mit Stefanie Oertzen Geschäftsführer von HiPsy.
„Kiek In“ und GPZ bieten als Teil des gemeindepsychiatrischen Versorgungssystems ein Angebot, bei dem es zwar auch, aber nicht in erster Linie nur um Behandlung und Therapie geht, sondern um Gestaltung von Kontakten, Begegnungen und Vermittlung von Hilfen.
„Betroffene sollen kurzfristig die geeignete Hilfe erhalten. Durch möglichst frühe Intervention soll eine Psychiatrisierung von Menschen verhindert werden, die sich zwar in schwierigen Lebenssituationen befinden, aber gar keine psychische Erkrankung haben“, sagt Dr. Peter Schlegel, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Mit ihrem offenen und niederschwelligen Zugang hat die Einrichtung eine besondere Bedeutung: Um sie aufzusuchen, ist keine Diagnose nötig, es reicht, sich seelisch krank zu fühlen oder am Thema psychischer Erkrankungen interessiert zu sein.
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