Winsen
Neue Sonderausstellung im Museum im Marstall ist eröffnet
"Gartenlust und Ernteglück“ - so lautet der Titel der neuen Sonderausstellung, die jetzt im Museum im Marstall in Winsen eröffnet wurde und noch bis zum 31. Oktober zu sehen ist. Die Ausstellung zeigt, wie umfassend und bunt das Gartenleben sein kann und von welch großer Bedeutung die Winsener Marsch und ihre Nachbarregionen für den Anbau von Obst, Gemüse und Zierpflanzen war (und ist). Die Ausstellung, die mit dem Kultursommerpreis 2023 ausgezeichnet wurde, wartet mit einigen Highlights auf. Viele Begleitveranstaltungen und ein monatlich wechselnder Ausstellungsbereich machen sie zu einem prägenden Teil des diesjährigen Museumsprogramms.
Eine limetten- und eine rosafarbene Schubkarre standen bei der Eröffnung der neuen Sonderausstellung ganz vorne auf der Bühne. "Die Arbeit im Garten ist für die meisten Menschen heute eine Lust, die sich u.a. in knallbunten Schubkarren ausdrückt, ganz im Gegensatz zu den rein praktischen, dunklen Metallkarren, mit denen früher im Garten gearbeitet wurde.“ Mit diesem Vergleich, der die Bandbreite des Themas vom Erwerbsgartenbau bis zum privaten Blumengarten verdeutlicht, leitete Prof. Dr. Rolf Wiese, Vorsitzender des Heimat- und Museumvereins, die neue Ausstellung ein.
Vor den rund 80 geladenen Gästen erläuterte Wiese, wie es zu dem Thema der Ausstellung kam. Neben der neuen "Gartenlust“, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, gab das 100-jährige Jubiläum des Kleingartenvereins Brasilien im Oktober einen Anlass, das Thema Garten in den Fokus zu nehmen. Und schließlich führten die intensiven Forschungen Hartmut Bleckens zum Erwerbsgartenbau im Landkreis Harburg zur Themenfestlegung "Gartenlust und Ernteglück“.
Aus den Forschungen Bleckens ist nun auch eine Publikation im Verlag des Heimat- und Museumvereins entstanden, die als Begleitband zur Ausstellung gesehen werden kann. Auf 310 Seiten thematisiert der gelernte Gärtner den bedeutenden "Obst-, Gemüse- und Blumenanbau in Marsch und Heide“. Einige Elemente seines Buches tauchen in der Ausstellung auf und geben faszinierende Einblicke in die intensive Bewirtschaftung der Region.
Die Winsener Marsch und ihre Nachbarregionen waren wichtige Nahversorger für die angrenzenden Großstädte mit Frischgemüse und Obst sowie mit Blumen und Zierpflanzen. So befindet sich hier nach wie vor eines der größten Maiblumen-Anbaugebiete Deutschlands. Im Gemüse- und Obstanbau veränderte sich das Bild in den vergangenen 100 Jahren. Gab es nach dem Ersten Weltkrieg beispielsweise über 800 Obstanbaubetriebe, sind es heute nur noch 22. Die Gemüsebauschule, die in Winsen gegründet wurde, kann als Indikator für die große Bedeutung der Region in den 1920er/1930er Jahren gesehen werden.
Die Ausstellung ist gefüllt mit spannenden Einblicken in die Geschichte Winsens und ihrer Nachbarregionen und erzählt von nahezu vergessenen, aber einst weit über Winsen hinaus bekannten Gewerken, wie Winsenia, Veiling oder dem Bardowicker Samenhandel. In der Ausstellung bekommen die Besucher Eindrücke von den alten Transportwegen über die Ilmenau und die Elbe sowie über Anbaumethoden und Verkauf von Obst, Gemüse und Pflanzen vor dem Einsatz moderner Fahrzeuge.
Neben dem erwerblichen Gartenbau widmet sich ein Teil der Ausstellung der Gartenlust. Erstaunlich sind dort zum Beispiel die Erkenntnisse über scheinbar ganz ursprüngliche Pflanzen, wie das Gänseblümchen, welches überraschenderweise erst vor rund 1.000 Jahren aus dem mittelasiatischen Raum zu uns kam. Vom Gärtnern im eigenen Heim oder im Schrebergarten geht es bis hin zur Anlage des Winsener Schlossgartens. Als besonderes Highlight in diesem Bereich zeigt das Museum im Marstall die wahrscheinlich älteste Landschaftsfotografie aus dem Landkreis Harburg. Das Foto aus dem Jahre 1864, das erstmals öffentlich gezeigt wird, dokumentiert einen im Aufbau befindlichen Landschaftsgarten.
Wer ganz praxisnah etwas über "Gartenlust und Ernteglück“ erfahren möchte, wird im monatlich wechselnden Ausstellungsbereich fündig, der sich jeweils einem saisonspezifischen Thema widmet. Ob Frühblüher, Sommerblumen oder das Jubiläum des Schrebergartenvereins Brasilien – in diesem Bereich kann jeder und jede nützliche Tipps für den heimischen Garten mitnehmen.
Kuratorin Ilona Johannsen hat, dank vieler Spenden und Leihgaben und mit Unterstützung Hartmut Bleckens, eine umfassende Ausstellung zusammengestellt. Allein aufgrund des monatlich wechselnden Bereiches, empfiehlt sich ein wiederkehrender Besuch.
Darüber hinaus bietet das Museum neun begleitende Sonderveranstaltungen an, die sich dem Thema „Rund um den Garten“ widmen. Am kommenden Sonntag, 19. März, ist Eckart Brandt zu Gast und referiert über "Vielfalt und Nutzen der alten Obstsorten". Beginn ist um 14.30 Uhr.
Führungen durch die Ausstellung können ebenso gebucht werden wie spezielle Angebote für Grundschulklassen und Kindergärten. Informationen dazu können der Webseite www.museum-im-marstall.de entnommen werden.
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