Landkreis Harburg
Attraktivität der Ausbildung steigern
Man kann lange über den heutigen Berufsnachwuchs schimpfen, aber es nützt nichts. Denn die technische Entwicklung und die Digitalisierung verändern nicht nur die gesamte Arbeitswelt, sondern auch die potenziellen Nachwuchskräfte. Das machten jetzt die Referenten bei einer Veranstaltung der Reihe "Wirtschaftsförderung vor Ort“ deutlich, zu der die Stabsstelle Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung des Landkreises Harburg hatte zusammen mit der Samtgemeinde Salzhausen eingeladen hatte. Das Interesse war groß: Gut 45 Unternehmer nahmen teil.
Die Klagen über die junge Generation sind nicht neu, sondern wohl so alt wie die Menschheit, sagte Lennart Ulrich, Berater für Bildung und Fachkräfte bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg. Denn schon von Sokrates sind entsprechende Zitate über die Jugend mit ihren schlechten Manieren überliefert, machte er schmunzelnd deutlich. An der Kritik habe sich bis heute nichts geändert: Jede Generation kritisiert wohl die nächste. Doch wenn es um den Berufsnachwuchs gehe, sollten die Betriebe sich auf die Azubis einstellen statt sich auf die Kritik zu konzentrieren, riet Ulrich den Unternehmern.
Die Angehörigen der jetzigen Azubi-Generation, die sogenannte Generation Z, sind die ersten, die als sogenannte „Digital Natives“ komplett in einer digitalen Welt aufwachsen. Handy, Smartphone und Internet sind für sie Selbstverständlichkeiten, in den sozialen Netzwerken scheinen sie manchmal geradezu zu leben. Und sie haben ganz andere Einstellungen und Ansprüche an ihr Leben als ihre Eltern - auch in der Arbeitswelt.
Denn sie treibt nicht unbedingt die Vergütung an, wie Lennart Ulrich deutlich machte. Der Spaß am Beruf steht für sie bei der Wahl des Ausbildungsberufes ganz oben, und immer wichtiger wird für die Auszubildenden auch die Frage nach Sicherheit im Beruf. 37 Prozent nennen das als Grund für die Ausbildungswahl, 2018 waren es noch 26 Prozent. Auch bei der Entscheidung für ein Unternehmen kommt es für sie auf das Image des Betriebes und die Frage, ob das Unternehmen für eine gute Ausbildung bekannt ist, an. Eine hohe Vergütung landet dagegen im Ranking auf den hinteren Rängen, ist gerade einmal für 17 Prozent der Auszubildenden bei der Berufswahl wichtig. Ulrich betonte, dass Geld allerdings gleichzeitig für viele für Sicherheit steht und Grundvoraussetzung für Leistungsmotivation ist.
Wenn die Schule endet, haben die Jugendlichen die Qual der Wahl. Immerhin gibt es mehr als 300 Ausbildungsberufe und unzählige Studienmöglichkeiten. Viele junge Menschen wissen aber gar nicht, welche Möglichkeiten es gibt oder welche Unternehmen im Landkreis Harburg noch einen Ausbildungsplatz zu besetzen haben - oder bestimmte Klischees lassen sie zögern. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer spüren den Wettbewerb um die „besten Köpfe“ nur zu gut.
Im zweiten Vortrag stellte Nele Uhl, IHK-Expertin in Sachen Azubi-Marketing, das Projekt Ausbildungsbotschafter vor. Sie zeigte, wie man die jungen Menschen von heute erreicht und als Unternehmen für Ausbildung werben kann.
Damit die Jugendlichen erfahren, welche vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten sie im Landkreis Harburg haben oder welche Unternehmen einen Ausbildungsplatz anbieten, hat der Landkreis ein Ausbildungsportal initiiert. Auf www.matchpoint-ausbildungsportal.de präsentieren sich rund 180 Unternehmen aus dem Landkreis Harburg - und weitere Unternehmen können sich kostenfrei beteiligen. Matchpoint liest zudem automatisch die Ausbildungsbörsen der IHK, der Handwerkskammer, der Bundesagentur für Arbeit und von AUBIplus aus und stellt die Anzeigen der Ausbildungsbetriebe aus dem Landkreis Harburg nach Berufen alphabetisch sortiert dar.
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