Joachim Thurmann
"Das war eine ganze Menge Arbeit"
Joachim Thurmann, Geschäftsführer der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft, bewertet im WOCHENBLATT-Interview seine bisherige Arbeit.
(mum). Das WOCHENBLATT kritisiert Joachim Thurmann, Geschäftsführer der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (KWG) im Landkreis Harburg, scharf. Zuletzt vor allem deswegen, weil die KWG nicht von der Stelle kommt. Seit der Gründung im Oktober 2017 hat Thurmann es mit seinen vier Mitarbeitern gerade einmal geschafft, 19 Wohnungen zu bauen - besser gesagt: Die Wohnungen sollen voraussichtlich im Laufe des Jahres bezugsfertig sein.
Im WOCHENBLATT-Gespräch mit Geschäftsführer Stephan Schrader und Redakteur Sascha Mummenhoff erklärt Thurmann, vor welchen Herausforderungen er steht.
WOCHENBLATT: Seit Ihrer Berufung zum KWG-Geschäftsführer im Oktober 2017 sind bald zwei Jahre vergangen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Joachim Thurmann: Die Arbeit im Team, den Gremien und mit Partnern macht Spaß und bietet die Herausforderung, soziales Engagement mit technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu kombinieren. Etwas Gutes für unsere Mieter zu entwickeln - nämlich bezahlbares Wohnen in einem guten Wohnumfeld -, ist Sinn und Zweck der KWG. Dafür stehe ich. Die Rahmenbedingungen der Gesellschaft sind gut, die Organisation läuft dank unserer Mitarbeiter fast schon rund, die Gesellschaft kann arbeiten. Alles wurde in kürzester Zeit erreicht. Die Zusammenarbeit mit Marktpartnern hat sich zunehmend weiterentwickelt und lässt gute Chancen erkennen, die geplanten etwa 800 Wohnungen über die nächsten Jahre zu errichten. Es wäre erfreulich, wenn sich auch die drei Gemeinden als Gesellschafter der KWG einbringen würden, die bisher noch abwarten, um dann auch die vorgesehenen 1.000 Wohnungen in Angriff nehmen zu können.
WOCHENBLATT: Die KWG kommt nicht so richtig in Schwung. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?
Thurmann: Seit Gründung der Gesellschaft war eine komplette Organisation aufzubauen, die gesetzlichen Anforderungen an große Kapitalgesellschaften genügt, Vermietung, Bewirtschaftung und Mieterservice aufzustellen und parallel dazu konkrete Bauprojekte vorzubereiten. Zwei davon konnten wir ad hoc in die Realisierung bringen, auch weil alle Rahmenbedingungen passten. Das war eine ganze Menge Arbeit für unser kleines Team und mich. Bereits zwei Jahresabschlüsse sind ohne Beanstandung testiert worden. Wir haben bereits in 2018 Baugrundstücke für etwa 300 mögliche Wohnungen für die mittelfristige Realisierung in die Prüfung genommen und daraus konkrete Planungen mit etwa 100 Wohnungen für 2019 vorangetrieben und vertraglich fixiert. Dazu gehören Standorte in Klecken, Hanstedt, Winsen, Jesteburg und der Elbmarsch. Beide im Bau befindlichen Objekte sollen erklären, was überhaupt, wie schnell und mit welchen Partnern im Landkreis geht, und dienen auch den politischen Gremien als Anschauungsobjekte.
WOCHENBLATT: Sicherlich laufen hinter den Kulissen viele Gespräche. Nehmen Sie uns bitte mit, wie Ihre tägliche Arbeit aussieht.
Thurmann: Viele Gespräche dienen dazu, die konkreten Absichten und Vorstellungen der KWG zu erläutern und auch Überzeugungsarbeit zu leisten. Dazu gehört das serielle Bauen mit seinen Chancen, aber auch dem Aufzeigen von Grenzen. In allen Gemeinden und Städten geht es um städtebauliche Entwicklungen und Baugenehmigungsverfahren, vor allem aber auch um Preise, Termine und Verfügbarkeit von Grundstücken. Da in jeder Gemeinde unterschiedliche Entwicklungsstände bestehen, ist es unsere Aufgabe, für eine Synchronisierung zwischen Grundstücksverfügbarkeit, Baukapazitäten, Zeitabläufen und am Ende auch Preisen zu sorgen. Bei einigen Projekten klappt das sehr gut, an anderen Stellen ist das wirtschaftlich unmöglich. Die Grundstückspreise steigen exorbitant und wir kaufen zum Verkehrswert. Manchmal müssen wir Anforderungen senken oder müssen auch mal Nein sagen, wollen wir wirtschaftlich erfolgreich bleiben. Uns liegen Projekt- und Grundstücksangebote von Privaten, Grundstücksgesellschaften und Generalübernehmern vor, um gemeinsame Grundstücksentwicklungen zu betreiben, gemeinsam zu bauen oder auch gebaute Objekte zu erwerben.
WOCHENBLATT: Sie wurden von Andreas Baier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Ende vorigen Jahres kritisiert, nicht auf lokale Handwerker zu setzen. Wie bewerten Sie die Kritik?
Thurmann: Bei Generalübernehmerverfahren wählt der Unternehmer seine Partner und nicht der Bauherr. Das Handwerkernetz, Qualität und Preis ist bei derartigen Angeboten fest. Da sind und waren Generalübernehmer aus der Umgebung eingebunden, ebenso seriöse Handwerksbetriebe aus benachbarten Landkreisen in Niedersachsen. Das war in den ersten Projekten völlig in Ordnung und ist unseres Erachtens marktgerecht. In den jetzigen Verträgen sind zwischenzeitlich weitere Unternehmen aus dem Landkreis Harburg direkt dazugestoßen. Das freut uns natürlich. Eine komplette Bautypologie stammt aus der Entwicklung eines Winsener Bauunternehmens und ist seit Anfang 2019 vertreten. Und es wurden verschiedene Aufträge erteilt - unter anderem für die Errichtung von Carports, für Erd- und Pflasterarbeiten und Malerarbeiten. Dadurch wächst eine gute Einbindung des lokalen Handwerkes.
WOCHENBLATT: Beschreiben Sie die Zusammenarbeit mit den Kommunen. Ziehen alle an einem Strang?
Thurmann: Für alle Gemeinden, und damit sind Verwaltung, Ausschüsse und Räte eingeschlossen, nehmen wir die Zusammenarbeit grundsätzlich positiv wahr. Aber: Es dauert alles sehr lange und macht uns die Projektkonkretisierung und Terminsicherheit nicht gerade leichter. Wichtig ist es daher, dass alle an einem Strang ziehen und für zügige Beschlüsse und klare Richtungen sorgen. Da wünsche ich mir natürlich, dass ich auch die politischen Gegner der KWG aus der Vorphase der Gründung überzeugen kann.
WOCHENBLATT: Bei Ihrem Amtsantritt kündigten Sie an, verschiedene Wohnhaustypen zu entwickeln, die sich dann einfach an verschiedenen Standorten realisieren lassen. Wie ist der Stand?
Thurmann: Wir haben Ende 2017 aus vorliegenden Generalübernehmer-Angeboten vier Haustypen bereits gebauter Wohnhäuser ausgewählt und öffentlich zur politischen und fachlichen Diskussion gestellt. Der Typ aus Salzhausen und Jesteburg wird gerade gebaut und an anderen Standorten wie in Hanstedt - vielleicht auch in der Elbmarsch - wiederholt. Einen kompakteren Bautyp mit 16 Wohnungen und Tiefgarage beginnen wir in Kürze in Klecken, da die Baugenehmigung seit dem 10. August vorliegt. Dieser Haustyp wird bereits an zwei weiteren Standorten angefragt. Reihenhäuser werden in Winsen realisiert und gegebenenfalls auch in Jesteburg. Damit wären dann alle seriellen Typen im Bau. Parallel dazu haben wir einen eigenen Bautyp entwickelt, der für eine Förderung im Sozialen Wohnungsbau geeignet ist und ab 2021 realisiert werden könnte. Grundstücke in Winsen, Buchholz, Nenndorf oder Jesteburg ließen eine Serie mit vorerst etwa 100 Wohnungen zu. Um Einzelgenehmigungen zu ersetzen und Personalkapazitäten der Verwaltung zu entlasten, planen wir die Beantragung einer Typengenehmigung, die im ganzen Landkreis gelten könnte.
Die bisherigen Projekte der KWG
Aktuell beschäft sich die KWG mit folgenden Projekten:
• 10 Wohnungen in Salzhausen (fertig, Bezug zum 1. Oktober)
• 9 Wohnungen in Jesteburg (kürzlich Richtfest, geplanter Bezug 1. Quartal 2020)
• 16 Wohnungen in Rosengarten-Klecken (Baustart für den Hochbau 2019)
• 14 Wohneinheiten in Jesteburg (erster Abschnitt, Baustart voraussichtlich Anfang 2020)
• 16 Reihenhäuser in Winsen/Norderbülte (erster Abschnitt, Baustart voraussichtlich im Oktober beziehungsweise nach Baufreiheit des Geländes)
• 20 Wohnungen in der Elbmarsch (Baustart voraussichtlich 1. Quartal 2020)
• 18 Wohnungen in Hanstedt (Baustart voraussichtlich im Oktober)
• 10 Wohnungen in Buchholz (Baustart noch offen)
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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