So geht "Flüchtlings-Monopoly"
jd. Beckdorf/Sauensiek. Tauschgeschäft mit Asylbewerbern: Die Gemeinde Sauensiek plant einen merkwürdigen Deal. Die Politiker in der Samtgemeinde Apensen haben offenbar keine Lust mehr, sich wegen der Feuerwehr zu streiten. Jetzt wollen sie wohl lieber ein Spiel spielen: "Flüchtlings-Monopoly". Das geht so: Die Gemeinde Sauensiek bietet einen Tausch an. Sie möchte das Feuerwehrgerätehaus haben, das sich im Eigentum der Samtgemeinde befindet. Diese soll dafür im Gegenzug das Gelände am ehemaligen Beckdorfer Bahnhof erhalten, das die Sauensieker vor Jahren der EVB für kleines Geld abgekauft haben. Einen Haken hat der Deal allerdings: "Dieses Tauschgeschäft steht unter der Bedingung, dass die Samtgemeinde Apensen hier Wohncontainer für Asylbewerber, die die Gemeinde Sauensiek unterbringen muss, aufstellt." So steht es wörtlich in einem Schreiben von Sauensieks Bürgermeister Rolf Suhr (CDU) an Samtgemeinde-Chef Peter Sommer (parteilos).
Spielverderber könnten die Beckdorfer sein: Im Ort war die geplante Aufstellung von Flüchtlingsunterkünften neben dem Kindergarten ein Riesen-Aufreger (das WOCHENBLATT berichtete). Nun sollen die Container im Gewerbegebiet platziert werden. Dass die Sauensieker nun vorhaben, ihr Kontingent an aufzunehmenden Asylbewerbern nach Beckdorf "abzuschieben", bringt Beckdorfs Bürgermeister Siegfried Stresow (SPD) auf Zinne: "Wir sind bisher nicht mal gefragt worden, obwohl sich der vorgesehene Standort auf unserem Gemeindegebiet befindet."
Stresow will bei dem Monopoly-Spiel nicht mitmachen. Der Beckdorfer Bürgermeister ärgert sich vor allem darüber, dass die Flüchtlinge dabei wie Spielfiguren herumgeschoben werden. Er kann sich nicht vorstellen, dass Amtskollege Suhr nicht in der Lage sein soll, in der eigenen Kommune einen Platz für die Wohncontainer zu finden. Dass Sauensiek den einst zum Spottpreis von unter einem Euro erworbenen Bahnhof jetzt abstoßen will, wundert Stresow nicht. Die Sauensieker planten vor einigen Monaten, dort ein Gewerbegebiet zu errichten. Doch das Vorhaben scheiterte am Beckdorfer Veto. Das 0,6 Hektar große Areal liegt nach dem Abbau der Gleise der ehemaligen Bahnstrecke Harsefeld-Hollenstedt brach und kann mangels Bebauungsplan nicht anderweitig genutzt werden.
• Am gestrigen Dienstag nach Redaktionsschluss befasste sich der Apenser Samtgemeinderat mit dem Thema. Lesen Sie hier, wie der "Flüchtlings-Deal" ausging.
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