Kokainhandel hat stark zugenommen / Forderung nach effektiverer Präventionsarbeit
Die Rauschgiftkriminalität steigt rasant an

Der Kokainhandel hat laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr um knapp zehn Prozent zugenommen | Foto: Adobe Stock / diy13
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  • Der Kokainhandel hat laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr um knapp zehn Prozent zugenommen
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(ce). Alarmierende Zahlen zur Rauschgiftkriminalität in Deutschland legte jetzt das Bundeskriminalamt (BKA) bei der Bilanz für 2020 vor: Demnach nahm die Zahl der Delikte in diesem Bereich schon im zehnten Jahr in Folge zu. So gab es 1.581 Todesfälle durch Rauschgiftkonsum und damit 13,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Drogendelikte stieg bundesweit um 1,7 Prozent auf 365.753 Fälle, die der ermittelten Tatverdächtigen jedoch lediglich um 0,1 Prozent auf 284.723 Personen.
Auch der Rauschgifthandel greift immer weiter um sich. Zwar gingen hier die Heroindelikte gegenüber 2019 um 4,9 Prozent (2.214 Fälle zurück), der Kokainhandel legte dagegen um 9,6 Prozent (4.887) zu.
"Bei Heroin ist von einer noch immer weitreichenden Verfügbarkeit und anhaltenden Nachfrage sowohl in Deutschland als auch in Europa auszugehen", vermeldet das BKA. Cannabis bleibe mit einem Anteil von zwei Dritteln an allen erfassten Delikten die am meisten gehandelte Drogenart. "Der Rauschgifthandel stellt weiterhin das Hauptbetätigungsfeld von Gruppierungen der organisierten Kriminalität in Deutschland dar", wissen die Kriminalbeamten. "Mit ihm werden beträchtliche Gewinne erzielt, die häufig in den legalen Wirtschaftskreislauf eingebracht werden."
Anna Kloft (19) aus der Elbmarsch-Gemeinde Marschacht sieht diese Entwicklung mit großer Sorge. "Meine Schwester Mia war einer der 1.581 an einer Überdosis verstorbenen Menschen", erinnert sie sich an den schweren Schicksalsschlag im vergangenen Jahr. Sie ist die Vorsitzende des Drogen-Präventionsvereins "Mia-Mariechen e.V.", den ihre Familie gründete, nachdem Mia kurz vor ihrem 21. Geburtstag gestorben war (das WOCHENBLATT berichtete). Der BKA-Bericht zeige - so Anna Kloft - , dass "die Anstrengungen bei der behördlichen Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität nicht ausreichend" seien: "Es braucht das stärkere Engagement in der Präventionsarbeit." Der weit über Norddeutschland hinaus bekannte Verein will Jugendliche erreichen und sie mit Mias Geschichte dazu bewegen, Drogenkonsum nicht zu verschweigen, sondern zu thematisieren.
"Im Landkreis Stade hatten wir in den Jahren 2019 und 2020 zum Glück keine Drogentoten", erklärt Rainer Bohmbach, Pressesprecher der Polizeiinspektion (PI) Stade, auf WOCHENBLATT-Anfrage. Die Rauschgiftdelikte seien von 898 auf 791 und damit um 11,92 Prozent zurückgegangen. Ein Großteil der bekanntgewordenen Betäubungsmittel-Delikte - wie etwa Cannabiskonsum - flog laut der PI durch die Auswertung von Chatverläufen sichergestellter Mobiltelefone auf. Während im vergangenen Jahr kein Fall von Heroinhandel registriert worden sei (ein Fall 2019), habe sich der Kokainhandel von zehn auf 32 Fälle mehr als verdreifacht und damit um satte 220 Prozent gesteigert.
"Im Landkreis Harburg registrieren wir jährlich etwa 700 bis 750 Straftaten im Bereich der allgemeinen Verstöße wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln sowie rund 120 bis 145 Delikte im Bereich Handel und Schmuggel von Betäubungsmitteln", berichtet Henning Flader, Sachbearbeiter Gefahrenabwehr und Umweltschutz bei der PI Harburg. "Damit bewegten wir uns in den vergangenen Jahren auf nahezu gleichbleibendem Niveau", so Flader weiter. 2019 und 2020 habe es jeweils zwei Drogentote gegeben. "Jede Tat und jeder Tote ist eine bzw. einer zu viel. Wir setzen alles daran, um die Zahlen - auch durch Kooperation mit Präventionsgruppen - zu senken", betont Flader. "Als einen Erfolg können wir es immerhin verbuchen, dass auch dank der Präventionsarbeit die Rauschgiftkriminalität im Kreis Harburg entgegen dem Bundestrend seit längerer Zeit nicht zunimmt."

Der Kokainhandel hat laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr um knapp zehn Prozent zugenommen | Foto: Adobe Stock / diy13
Dem Kiffen bei Jugendlichen und anderen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz kam die Polizei oft durch die Auswertung sichergestellter Mobiltelefone auf die Spur | Foto: vme
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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