Diese Prävention kommt an
"Krasses Beispiel": Streetworker Wolfgang Kiehl schildert Gymnasiasten seine Sucht-Erfahrungen.
mum. Buchholz. "Sagt nein! Macht nicht alles mit!" - unter diesem Motto stand jetzt der Suchtpräventionstag am Buchholzer Gymnasium am Kattenberge (GAK). Ziel war es, die Mittelstufen-Schüler auf Alltagskonflikte zwischen Facebook-Likes, zermürbendem Gruppendruck und vermeintlichen Freunden vorzubereiten. Drogenkarrieren beginnen oft banal "nebenbei". Das führten die Referenten Carsten Bünger (Polizei), Kathrin Munz (Kinderschutzbund), Bernd Werner (Stiftung für Online- und Mediensucht), Jugendpfleger Olaf Blohm und Familientherapeutin Diana Krohn den 7. und 9. Klassen in vielen Gesprächen vor Augen. Am Ende stehen missglückte Lebensläufe. "Die beste Therapie ist die, die gar nicht nötig ist", so
Polizeireferent Carsten Bünger. Und diese Botschaft kam bei den Schülern an.
„Das war schon ein besonders krasses Beispiel“, sagt der Neuntklässler Robin Schwanck nach dem intensiven Vortrag des Suchtberaters Wolfgang Kiehl. „Aber so etwas ist in unserem Alter die wirksamste Warnung.“ Viele seien die ersten Schritte bereits gegangen. Die ersten Schritte, das sind laut Kiehl die gesellschaftlich akzeptierten Drogen wie Alkohol und Zigaretten.
Auch bei dem Initiator des Vereins "Suchtmobil" begann es so. Und dann war er „plötzlich“ auf Heroin - acht Jahre lang.
Nach dieser Beichte waren die sonst so lebhaften 300 Schüler im Forum des neuen GAK-Gebäudes still. Kiehl schilderte, wie er in die Kriminalität driftete und Elektrogeräte stahl, um Geld für den nächsten Trip zu beschaffen. Wie er log und betrog, um sich aus der Verantwortung für sein Leben zu lavieren. Und wie er doch dreimal ins Gefängnis musste. „Glaubt mir, das ist das Ödeste, was ihr euch vorstellen könnt“, sagte er.
Gelächter im Saal. „Nicht lachen. Gar nicht komisch“, blieb Kiehl ernst.
Kiehl hat seinen Weg aus der Sucht dank einer mehrjährigen Therapie gefunden. "Wer ihm an diesem Tag zugehört hat, der hat keine Ambitionen, ihm das alles nachzumachen", lautet das Fazit von Organisatorin Regina Terner.
Die Lehrerin für Französisch, Religion sowie Werte und Normen, ist mit dem Verlauf des Präventionstags zufrieden. "Viele Schüler haben mir gesagt, dass sie nie das Gefühl hatten, dass ihnen etwas von oben herab erklärt wurde. Jetzt müssen sie für sich selbst die richtigen Schlüsse ziehen."
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.