Gehandicapte begeistern bei Konzerten

Für Buchholzer "Happi kaps" ist die Liebe zum Singen eine Lebenshilfe

"Ein Lied kann eine Brücke sein, hab etwas Mut und stimm' mit ein", heißt es in einem Kultschlager von Joy Fleming. Ein ebenso stimmgewaltiger wie beeindruckender Beweis dafür, wie stark Musik Menschen miteinander verbinden kann, sind die "Happi kaps" aus dem Wohnhaus der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg in Buchholz. Die rund ein Dutzend Sängerinnen und Sänger mit geistiger Behinderung begeistern bei ihren "Rudelsingauftritten" in der Region und animieren das Publikum zum Mitsingen. Verteilte Mappen mit den Texten des umfangreichen Liederrepertoires helfen dabei.
Beliebte Evergreens wie "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Es gibt kein Bier auf Hawaii" und "Kreuzberger Nächte" gaben die zwischen 30 und 66 Jahre alten "Happi kaps" kürzlich bei einem Open-Air-Auftritt im Salzhäuser "Café & Köstlich" zum Besten und ernteten dafür viel Beifall. "Toll, dass wir dafür so viel Anerkennung und Applaus bekamen", waren Sängerin Ina und Sänger Matthias überwältigt. "Ich fand es gut, dass die Gäste mitgesungen haben. Das macht mich sehr stolz", ergänzte Mitstreiterin Mandy.
"Das Singen mit Sabine bringt einfach Spaß und Freude", waren sich die Sänger Thomas und Claus mit Blick auf die Leiterin der Formation einig. Sabine Baer aus Holm-Seppensen arbeitete 13 Jahre als Erzieherin im Lebenshilfe-Wohnhaus. Schon in dieser Zeit dirigierte sie die Singgemeinschaft und ist nach ihrer Pensionierung nun ehrenamtlich weiter im Einsatz. Unterstützt wird sie von der ebenfalls ehrenamtlichen Lebenshilfe-Mitarbeiterin Andrea Kaumanns, die zu Konzerten der Gruppe mitreist. Baers Ehemann Eduard ist als Bassist oft mit von der Partie, damit die Lieder "satter klingen". "Zuerst begleitete ich den Chor nur mit der Gitarre. Schon bald kamen die Teilnehmer auf die Idee, auch kleine Rasseln und Trommeln mitzubringen", berichtet Sabine Baer. "Bewundernswert fand ich von Anfang an, mit welcher ansteckenden, ehrlichen Begeisterung sie dabei sind und wie gut es ihnen dabei geht. Diese Freude springt auch auf das Publikum über." Sänger Matthias bestätigt die Beobachtungen: "Musik baut mich auf. Die Konzerte, aber auch die gemütlichen Proben und das ganze Beisammensein sind immer sehr schön."
Ihren ersten Auftritt hatten die Sängerinnen und Sänger vor einigen Jahren in einem Altenheim. "Zuerst befürchteten wir, dass wir dort ganz alleine sitzen. Aber je länger wir Musik machten, umso mehr Zuhörer kamen und ließen sich mitreißen. Am Ende mussten immer mehr Stühle geholt werden und der Saal war voll", erinnert sich Sabine Baer. "Aus Freude über die gelungene Premiere und als Ansporn für weitere Auftritte ließen wir die T-Shirts mit der 'Happi kaps'-Aufschrift drucken, an denen wir schon von Weitem zu erkennen sind."
Corona-bedingt dürfen die "Happi kaps" derzeit nicht in Innenräumen auftreten und proben. Freiluft-Konzerte kommen in der kühleren Jahreszeit nicht mehr infrage. "Wenn die Corona-Zahlen wieder zurückgehen und es wieder wärmen wird, können wir im nächsten Jahr aber sicher wieder Konzerte spielen", gibt sich Sabine Baer optimistisch.
• Wer mehr über die Buchholzer "Happi kaps" erfahren oder gerne einmal gemeinsam mit ihnen singen möchte, kann über das Wohnhaus der Lebenshilfe in Buchholz (Tel. 04181 - 923870) Kontakt zu Sabine Baer aufnehmen.