Psychotherapeutin Gundula Göbel
Für eine gewaltfreie Erziehung

Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Gundula Göbel  | Foto: Göbel
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Anlässlich des internationalen Tags der gewaltfreien Erziehung, der am 30. April stattfindet, appelliert die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Gundula Göbel aus Buchholz, eine "Unterstützungskultur für Familien" zu schaffen und "Wohlfühlorte für Kinder" zu gestalten. Leider zeige sich seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme an Gewalt an Kindern. "Ich bin erschrocken, was meine Kolleginnen und ich in unseren Praxen erfahren", berichtet Gundula Göbel.
Weltweit sei etwa jedes zweite Kind von Gewalt betroffen, sagt die Psychotherapeutin. Gewalt finde nicht nur hinter verschlossenen Türen statt, sondern jeden Tag offensichtlich auch in Einrichtungen wie Schulen und Kitas, die eigentlich sichere Orte voller Geborgenheit und Schutz sein sollen. Vor allem emotionale Gewalt sei oft nicht sichtbar, habe aber ebenso schwerwiegende Folgen für die seelische Gesundheit der Kinder wie körperliche Gewalt. Sie drückt sich in Worten, Blicken, Ablehnung oder Liebesentzug aus, Beispiele seien Demütigung, Beschämung, Liebesentzug, Erpressung oder Beleidigung. Kinder könnten Gewalterfahrungen meist nicht in Worte fassen bzw. es werde Kindern oft nicht geglaubt, berichtet Göbel. Hilferufe wie Wut, Gegenstände zerstören, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen, extreme Unruhe, Notlügen oder Gewalt gegenüber anderen Kindern könnten Zeichen für Erfahrungen von seelischer Gewalt sein.
In ihrer Praxis erlebe sie leider oft, dass die Erwachsenen nicht zusammenhalten in schwierigen Zeiten, sondern eher in verschiedene Gruppen zerfallen und sich gegenseitig Vorwürfe machen. "Dabei wäre es so wichtig, im Interesse der Kinder, die unser aller Schutz brauchen, gemeinsame Lösungen zu finden", appelliert Gundula Göbel. Statt gemeinsam im Interesse aller Kinder und Jugendlichen als Eltern und Fachkräfte für eine gewaltfreie Kindheit einzustehen, sei das Gegeneinander und ständig Forderungen an das Gegenüber zu stellen bzw. verbal gewaltvoll zu agieren, zu einer akzeptierten Form geworden. "Gerade sind viele Kinder ungeschützt, weil die Erwachsenen im Kampfmodus miteinander umgehen", so die Psychotherapeutin.
Gundula Göbel hat zehn Tipps für eine gewaltfreie Kindheit verfasst: 
1. Keine Strafen: Stellen Sie die Frage, was braucht mein Kind gerade von mir an Zuwendung oder Hilfestellung. Strafen sind ein Zeichen der Hilflosigkeit des Erwachsenen.
2. Rituale geben Verlässlichkeit.
3. Sich in den Einrichtungen und zu Hause Zeit nehmen für die Kinder.
4. Entschleunigung = spielen dürfen, vorgelesen bekommen, sich geborgen fühlen.
5. Kindern nicht drohen. Kinder müssen sich sicher fühlen, etwaige Konflikt-Themen sollten einfühlsam und ohne einseitige Schuldzuweisungen angesprochen werden, sodass sich das Kind der Liebe seiner Eltern immer gewiss sein kann.
6. Zeit haben für die Kinder, sie einbeziehen in kleine Alltagsaufgaben. Zeit zum Erholen und Zur-Ruhe-Kommen einplanen.
7. Leichtigkeit und Freude verbreiten (Vorlesezelt, Spielangebote, Singen, Bewegungszeit).
8. Grundbedürfnisse nach Essen, frischer Luft, Schlaf, Dazugehörigkeit und Bewegung stillen.
9. Ruhige entspannte Spielzeit ermöglichen und Kindern und Jugendlichen gute Zuhörer sein. 
10. Die gemeinsamen Mahlzeiten müssen frei von „Erziehung, Zurechtweisung oder Essen probieren müssen“ sein. Essen ist emotionale und achtsame Verbindungszeit.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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