Lauchsalat, Kekse und eine herzensgute Köchin
So schmeckt die Kindheit: Tante Paulas Kochkünste
(sv). Gerichte aus unserer Kindheit prägen uns oft ein Leben lang, sie erinnern uns an unsere Liebsten und versetzen uns schon mit dem ersten Bissen zurück in unsere Jugend. In der WOCHENBLATT-Serie "So schmeckt die Kindheit" stellen WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser die Lieblingsgerichte aus ihrer Jugend vor und verraten, welche Geschichten hinter den Rezepten stecken.
Heidrun Dernedde aus Buchholz hält den Lauchsalat ihrer Tante Paula in besonderer Erinnerung: "Diesen Salat habe ich als Kind oft mit Tante Paula vor großen Feiern für das kalte Buffet zubereitet. Tante Paula war die Mutter meiner Patentante und flüchtete im Januar 1945 mit ihrer kleinen, vierjährigen Tochter Ulla und ihrem wenige Wochen alten Sohn Heini zu Fuß mit dem Kinderwagen aus Schlesien.
Sie landeten nach dem Krieg in meinem Heimatort Lasfelde bei Osterode am Harz, wo sie in ein kleines Zimmer einquartiert wurden. Tante Paula arbeitete dann auf dem Hof meiner Oma. Sie kochte auf allerhand Familienfeiern, um den Unterhalt für ihre Familie zu verdienen. Ihre kleinen Kinder waren oft allein zu Hause, denn ihr Mann fiel im Krieg.
Sie hat mit mir und meinen drei Geschwistern zu Weihnachten blecheweise Kekse gebacken. Die großen, gefüllten Dosen wurden dann vor uns Kindern im ehemaligen Mehllager der alten Bäckerei versteckt. Zu Weihnachten backe ich immer noch dasselbe Gebäck, allerdings in etwas kleineren Mengen.
Tante Paula war eine Seele von Mensch. Zu ihren Geburtstagen hat sie für ihre vielen Gäste am Tag vorher Unmengen an Kuchen gebacken. Dafür bereitete sie nachts zu Hause den Hefeteig zu und brachte ihn in einer riesigen Schüssel zum Bäcker, wo sie große Bleche mit Zuckerkuchen, Schlesischem Mohnkuchen, Kirsch- und Apfelkuchen und natürlich Harzer Schmandkuchen und Schokoladenkuchen gebacken hat. Sie hatte die Rezepte alle im Kopf, ich habe sie nie etwas ablesen sehen. Da Tante Paula am selben Tag wie ich Geburtstag hatte, mussten wir für meinen Geburtstag nie Kuchen backe: Ich durfte mir immer aus Tante Paulas Keller so viel Kuchen holen, wie ich brauchte."
So geht Tante Paulas Lauchsalat
Drei Stangen Lauch waschen, zweimal längs aufschneiden und mit einem scharfen Messer in feine Streifen schneiden. Drei saure Äpfel und eine Dose Ananasscheiben ebenfalls in Streifen schneiden. Vier hartgekochte Eier fein würfeln. Ein kleines Glas Mayonnaise mit 250 ml Sahne und etwas Ananassaft vermischen, pfeffern. Alles mit einem Glas Selleriestreifen in einer Salatschüssel vermischen und mit der Sahnesoße übergießen. Vor dem Verzehr einige Stunden durchziehen lassen. Guten Appetit!
• Welche Geschichte steckt hinter Ihrem Lieblingsgericht aus der Kindheit? Schicken Sie das Rezept mit Ihrer Kindheitsgeschichte dazu, Fotos von Ihnen und dem Gericht sowie Ihren Namen und Wohnort mit dem Betreff "Kindheitsgericht" per E-Mail an die Adresse svenja.adamski@kreiszeitung.net.
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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