Die Impfempfehlung gilt jetzt auch für Kinder und Jugendliche
Ständige Impfkommission befürwortet Corona-Impfung für Jungen und Mädchen ab zwölf Jahren
(ce/jab). "Ich persönlich sehe derzeit überwiegend Vorteile in einer Impfung von Kindern und Jugendlichen." Das sagt Dr. med. Jörn Jepsen, Ärztlicher Leiter der Impfzentren des Landkreises Harburg in Buchholz und Winsen, zur jüngsten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut. Die Kommission hat vorgeschlagen, dass sich alle Zwölf- bis 17-Jährigen gegen Corona impfen lassen, damit die Bevölkerung noch besser gegen das Virus geschützt ist.
Zuvor gab es lediglich eine eingeschränkte Empfehlung für diese Altersgruppe. So wurden ab Juni Impfungen sowohl für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen als auch für Mädchen und Jungen mit einem vulnerablen Umfeld empfohlen. Der Vorschlag, jetzt alle jungen Menschen ab zwölf Jahren zu impfen, basiert auf Überwachungsdaten von rund zehn Millionen Kindern und Jugendlichen aus den USA. "Die damit doch sehr hohe Datenmenge erlaubte der STIKO nun eine zuverlässigere Beurteilung der möglichen Risiken", so Jepsen.
Nebenwirkung ist sehr selten
"Ich hätte mich gefreut, wenn wir zum Schulbeginn eine Durchimpfung dieser Altersgruppe von 85 Prozent erreicht hätten. Bei ihr ist nämlich bei einer vierten Infektionswelle aufgrund der Delta-Variante mit einem erhöhten Infektionsrisiko zu rechnen", mahnt der langjährige Allgemeinmediziner. Daher werde es zum Anstieg der Long-COVID-Symptome kommen, weshalb Jepsen sehr zu einer Impfung rate. Anzeichen für schwere Nebenwirkungen nach einer Impfung mit mRNA-Impfstoffen seien auch bei Heranwachsenden nicht zu erkennen. "Die Nebenwirkung einer Herzmuskelentzündung vor allem bei jungen männlichen Geimpften ist nur in sehr seltenen Fällen beschrieben worden, die erfreulicherweise keinen schweren Verlauf hatten."
Das bereits seit mehreren Wochen in den Zentren Buchholz und Winsen bestehende Impfangebot für Mädchen und Jungen werde sehr gut angenommen, schon knapp 3.000 von ihnen seien geimpft worden. "Somit sind wir entgegen anderen Zentren in der Umgebung schon eingespielt und sehen einem möglichen verstärkten Zulauf gelassen entgegen", betont Jörn Jepsen. Kinder zwischen zwölf und 15 Jahren müssten zur Impfung einen Erziehungsberechtigten mitbringen, bei ab 16-Jährigen genüge dessen Unterschrift.
"Die Jungen und Mädchen, die in unseren Zentren geimpft werden, bekommen mRNA-Stoffe wie etwa Biontech injiziert, da Johnson & Johnson für diese Altersgruppe nicht zugelassen ist", erklärt Bernhard Frosdorfer, Pressesprecher des Landkreises Harburg. "Wir hoffen, dass sich durch die STIKO-Empfehlung bislang noch Unentschlossene für eine Impfung entscheiden."
In Buchholz und Winsen können sich während der Zentren-Öffnungszeiten täglich von 10 bis 18 Uhr alle impfen lassen, die sich unter der Hotline 0800 - 9988665 oder unter www.impfportal-niedersachsen.de anmelden.
• Im Landkreis Stade befürwortet Dr. Stephan Brune, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Stade und Kardiologe, die Empfehlung der STIKO. "Aus ärztlicher Sicht hilft das Impfen, schwere Verläufe zu verhindern", sagt er. Unter seinen Berufskollegen habe es zwar einige gegeben, die zunächst die Empfehlung abwarten wollten und so lange auf andere Ärzte verwiesen haben, aber sie und auch zweifelnde Eltern hätten nun eine zusätzliche Sicherheit bekommen. In seiner Praxis wurden seit der Zulassung des Impfstoffs durch die EU-Kommission Kinder und Jugendliche geimpft. Von Anfang an sei die Nachfrage nach Aufklärungsgesprächen hoch gewesen.
Rege Nachfrage bei den Impfungen
Auch im Impfzentrum des Landkreises Stade gibt es eine große Nachfrage. Seit der Zulassung wurden rund 2.600 Kinder ab zwölf Jahren hier geimpft. Differenziert, ob es sich dabei um den ersten oder zweiten Piks handelt, werde nicht, sagt Kreissozialdezernentin Susanne Brahmst. Enorm war die Zahl der jungen Impflinge in der zweiten Julihälfte: 1.400 Kinder und Jugendliche fanden den Weg ins Impfzentrum. Zu dieser Zeit standen die Ferien vor der Tür. Aber auch viele Jugendliche ließen sich impfen, die ab August ihre Ausbildung starten wollten. Noch 450 Jungen und Mädchen kamen in der ersten Augusthälfte nach Stade.
Die geplanten Impfaktionen des Landes Niedersachsen an Schulen im September möchte der Landkreis gern unterstützen, so Brahmst. "Jede Impfung trägt zur Eindämmung des Coronavirus bei."
"Im Impfzentrum Stade wird das freie Impfangebot bis zum Ende der Ferien beibehalten und an den zwei letzten Ferientagen durch eine Ausweitung der Öffnungszeiten um täglich zwei Stunden erhöht", kündigt Kreissprecher Klaus-Heiner Gerken auf WOCHENBLATT-Anfrage an. Bis 3. September würden freie Termine ohne vorherige Anmeldung mit Biontech oder Johnson & Johnson angeboten, anschließend bis 24. September nur noch mit Johnson & Johnson. Mehr Infos unter www.landkreis-stade.de/impfzentrum.
Das sagt der Marburger Bund
(ce). "Die kontroversen Diskussionen der letzten Wochen haben Kinder, Jugendliche und Eltern stark verunsichert. Mit ihrer Impfempfehlung schafft die STIKO nun Klarheit", erklärt Hans Martin Wollenberg, Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen, des größten Ärzteverbandes Deutschlands, in einer Pressemitteilung. "Angesichts der wissenschaftlichen Datenlage ermutigen wir Eltern in Niedersachsen, ihre Kinder ab zwölf Jahren impfen zu lassen. Die Erfahrungen aus den USA und anderen Ländern sind gut. Die Schutzwirkung der Impfung überwiegt, Nebenwirkungen sind selten", unterstreicht Wollenberg.
Gleichzeitig fordert er: "Wir brauchen mehr niedrigschwellige, aufsuchende Impfangebote für alle Altersgruppen, zum Beispiel in Sportvereinen - immer verbunden mit einem ausführlichen Aufklärungsangebot.“ Das sagt der
Marburger Bund
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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