Interview mit Wilfried Bolte (Bündnis für Flüchtlinge Buchholz)
"Die Integration ist weitgehend gelungen"

"Behandeln Sie Flüchtlinge wie jeden anderen Mitbürger": Wilfried Bolte | Foto: Helms
  • "Behandeln Sie Flüchtlinge wie jeden anderen Mitbürger": Wilfried Bolte
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os. Buchholz. Seitdem im Jahr 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, gibt es in Buchholz eine große Unterstützergruppe, die sich um deren Integration kümmert. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander nimmt Wilfried Bolte, Vorsitzender des Bündnisses für Flüchtlinge, Stellung.
WOCHENBLATT: Wie viele Flüchtlinge leben derzeit in Buchholz?
Wilfried Bolte: Aktuell gilt meines Wissens weiter die Statistik vom Landkreis Harburg, die am 11. November bei der Präsentation zur Belegung an Boerns Soll genannt wurde: Rund 650 Flüchtlinge leben in Buchholz. Es kommen wenig neue Mitbürger in Deutschland an, die aktuell Zugezogenen an Boerns Soll sind alle schon ein bis fünf Jahre im Land. Somit liegt auch das Hauptthema bei der Integration: Verbesserung der Sprachkenntnisse, Arbeit und Ausbildung vermitteln und dabei unterstützen sowie Suche nach geeignetem und bezahlbarem Wohnraum.
WOCHENBLATT: Wie gelingt die Integration der Flüchtlinge in Buchholz aus Ihrer Sicht?
Bolte: Grundsätzlich können wir in Buchholz von eine weitgehend gelungenen Integration bis hierhin sprechen, bei der die vielen Ehrenamtlichen im Bündnis für Flüchtlinge einen gehörigen Anteil haben. Aber der Weg ist lang und die Themen vielfältig. Mit guten Sprachkenntnissen kann eine qualifizierte Arbeit gefunden werden oder eine entsprechende Ausbildung aufgenommen werden. Wobei wir die Erkenntnis gewonnen haben, dass eine Ausbildung durch einen Paten begleitet werden sollte, denn unser Berufsschulwesen ist nicht auf fremde Muttersprachler eingestellt. Es ist noch anspruchsvoller, wenn man eine Sprache spricht, auch (fachliche) Texte zu lesen, verstehen und mit eigenen Worten einen Sachverhalt zu beschreiben. Eine besondere Problematik ist das geringe Wohnraumangeot. Bei unseren ausländischen Neubürgern macht sich dieser Mangel besonders bemerkbar. Die Integration ist einem Marathonlauf vergleichbar. Leichter haben es die Kinder, die die Sprache schneller lernen und in der Schule täglich üben. Viele Flüchtlinge sprechen untereinander in ihren Muttersprachen und so fehlt die Übung, die erlernte Sprache auch anzuwenden.
WOCHENBLATT: Zu Beginn gab es - auch in den Informationsveranstaltungen - viele Vorurteile. Hat sich das gelegt oder gibt es diese Vorurteile nach wie vor?
Bolte: Die Vorurteile durch die Nutzung der zentralen Unterkünfte haben sich durch die gelebte Realität sicher gelegt. Doch Pressenachrichten und dort wiedergegebene Ereignisse haben sicher neue Vorurteile entstehen lassen. Natürlich gibt es vereinzelt Probleme, doch viele Neubürger sind sehr bemüht, sich hier zu integrieren, eine gute Arbeit zu finden und eine neue Perspektive für ihr Leben. Leider wird von den vielen positiven Beispielen zu selten berichtet.
WOCHENBLATT: Welche Hilfe wird bei den Ehrenamtlern im Bündnis für Flüchtlinge am meisten nachgefragt?
Bolte: Eine Reihenfolge ist hier schwer. Besonders schwierig sind die behördlichen Schreiben, die wirklich schwer zu verstehen sind. Ich empfehle jedem mal, einen Hartz-IV-Bescheid einer Familie mit seinen seitenlangen Berechnungen zu lesen - und jeder wird verstehen, dass dies ganz schwere Kost ist. Gerade für Menschen mit einer anderen Muttersprache. Daneben ist unsere Spechstunde zur Arbeit und Ausbildung zu nennen, die wir nach wie vor donnerstags ab 14 Uhr im Café International (ab April im Mehrgenerationshaus Kaleidoskop) abhalten. Peter Meissler und Dieter Schweisfurth sind hier sehr engagiert.
Paten in der Ausbildung oder für ganze Familien sind ständige Ansprechpartner, unsere Fahrradwerkstatt (mittwochs von 15-17 Uhr) und die Kindergruppe am Freitag ab 15 Uhr in den Räumen von Bischu sind weiter gut besucht. Auch die Unterstützung beim Erlernen der Sprache wird weiter in zwei Gruppen (vormittags Montag-Donnerstag) gegeben. Unterstützung bei der Suche von Wohnraum ist ebenfalls willkommen.
WOCHENBLATT: Was kann jeder Einzelne tun, um die Integration der Flüchtlinge zu erleichtern?
Bolte: Mit den Menschen sprechen und sie wie alle anderen Mitbürger behandeln. Die langjährige Migrationsberaterin und Ehrenbürgerin Ute Schui sagt immer: "Wenige ausländische Mitbürger haben schon einmal ein deutsches Wohnzimmer gesehen." Natürlich suchen wir in unseren Aktivitäten immer auch Ehrenamtliche, die mitwirken wollen. Interessenten können sich bitte per E-Mail an vorstand@buendnis-buchholz.de wenden.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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