Krankenhaus-Insolvenz Salzhausen löst Zukunftsdebatte über Gesundheitswesen im Landkreis aus

Die Insolvenz des Krankenhauses Salzhausen und die Übernahme durch einen rendite-orientierten Konzern lösen eine Grundsatzdebatte über die Gesundheitsversorgung im Landkreis aus | Foto: ce
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Grüne weisen Vorwürfe des Kreiskrankenhaus-Personalrates zurück SPD-Mann regt Diskussion an

rs. Landkreis. Die Übernahme des insolventen Krankenhauses Salzhausen durch die Curagita Holding AG aus Heidelberg und die darauf folgende kritische Reaktion der Personalräte im Aufsichtsrat der Kreiskrankenhäuser lösen offenbar eine Debatte über die Gesundheitsversorgung im Landkreis Harburg aus. Die Personalräte hatten den Landkreis-Grünen "Meinungsmache zugunsten einer Heuschrecke" vorgeworfen und den Rückzug von Grünen-Mandatsträger Dr. Erhard Schäfer aus dem Krankenhaus-Aufsichtsrat gefordert.
Dazu schreiben jetzt Kreistags-Fraktionsvorsitzende Ruth Alpers und Kreisvorstandmitglied Claudia Feddern: "Das ist eine haltlose und verleumderische Unterstellung gegenüber dem Kreisverband Bündnis 90 / Die Grünen und insbesondere unserem Kreistagsmitglied Dr. Erhard Schäfer." Die Grünen hätten dem Angebot des Landrats zur Geschäftsbesorgung des insolventen Krankenhauses Salzhausen nicht zugestimmt, weil sie das Angebot "weder für ausgereift noch für zielführend halten".

"Wir brauchen eine
Gesundheitskonferenz"

Norbert Rath, Vorsitzender der Winsener SPD und beruflich seit vielen Jahren mit dem Gesundheitswesen befasst, nimmt die Übernahme des insolventen Krankenhauses Salzhausen durch eine rendite-orientierte Holding-AG zum Anlass, eine Debatte über die Gesundheitsversorgung im Landkreis zu fordern. Sein Credo: "Es ist an der Zeit, Strukturen aufzubauen, die allen Menschen auch künftig eine gute Versorgung garantieren und die mit dem vorhandenen Geld auskommen." Die weiteren Überlegungen des Winsener Politikers lesen Sie an dieser Stelle im Wortlaut:

"Die aufkommende persönliche Schärfe - wie die Rücktrittsforderung des Personalrates der Kreiskrankenhäuser an das Aufsichtsratsmitglied Dr. Erhard Schäfer - irritiert mich. Sie gefährdet lediglich die notwendige Debatte um eine zukunftssichere Gesundheitsversorgung im Landkreis.
Als Beobachter ist es mir unerklärlich, dass es überhaupt zum Insolvenzverfahren kommen konnte. Die deutschen Sozialgesetzbücher bieten seit vielen Jahren unterschiedliche Möglichkeiten zur Organisation der Gesundheitsversorgung in einer Region. Die jetzt vorgetragenen Ideen hätten früher mit dem Faustpfand des Salzhäuser Budgets konsequent mit Landesregierung und Krankenkassen verhandelt werden müssen. Dieser Weg wurde anscheinend grob fahrlässig nicht genutzt.

Als Konsequenz haben die Verantwortlichen der Genossenschaft aber auch des Landkreises die Verantwortung für ihr eigenes Handeln in die Hände eines Insolvenzverwalters gelegt. Damit haben sie sich auch jeder Gestaltungsmöglichkeit für neue Wege entzogen. Dass sich jetzt ein cleverer Insolvenzverwalter nicht auf den Landkreis und die Kreiskrankenhäuser einlässt, wenn eine andere aus seiner Sicht ertragreichere Möglichkeit besteht, ist lediglich seine professionelle Pflicht.
Mit diesen Entscheidungen werden wir lernen müssen, konstruktiv umzugehen.
Zumal sich die Rolle der Krankenhäuser in der Gesundheitsversorgung in den vergangen Jahren stark verändert hat. Durch kurze Verweilzeiten bekommt die Versorgung und Pflege in der häuslichen Umgebung eine neue Bedeutung. Darauf gilt es zu reagieren.

Die Gesundheitsversorgung der Zukunft ist so zu organisieren, dass die ambulanten und stationären Leistungsanbieter und Sozialdienste wirkungsvoll Hand in Hand arbeiten können. Darin hätte auch die Chance des Standortes in Salzhauses gelegen. Mit ergänzenden Leistungen zur Tages- und Kurzzeitpflege, mit Angeboten für Suchtkranke und depressiv Erkrankte oder Konzepten zur Begleitung von Sterbenden und ihrer Angehörigen. Wunderbar hätten haupt- und ehrenamtliche Arbeit miteinander verknüpft werden können. Und alles mit einem medizinischen Versorgungszentrum im Mittelpunkt, das eine gemeinsame Leistung von Hausärzten und Fachärzten aus den Kreiskrankenhäusern anbietet.

Um vergleichbare Strukturen auch künftig anzustreben, brauchen wir die Bereitschaft im Landkreis, alte "Zöpfe" abzuschneiden und mit klugen Ideen insbesondere die Krankenkassen aufzufordern, gemeinsam vorzugehen.
Mindestens und schnell brauchen wir die sofortige Einberufung einer ersten Gesundheitskonferenz für die Region Winsen / Salzhausen / Elbmarsch. Von nun an sollten wir transparent und zielgerichtet die im Gesundheitswesen hauptamtlich und ehrenamtlich Aktive mit auf die Reise nehmen. Weniger tricksen, mehr miteinander reden und handeln, ist das Gebot der Stunde.

• Wie berichtet, hatte die Heidelberger Curagita Holding AG vom Gläubigerausschuss den Zuschlag für die Fortführung des insolventen Krankenhauses Salzhausen bekommen, nachdem sich der Insolvenzverwalter für den Medizin-Dienstleister ausgesprochen hatte. Die Curagita braucht nach eigenen Angaben ein Krankenhaus in ihrem Portefeuille, um als AG die von ihr aus einer Insolvenz übernommene Gesundheitsversorgungszentren in Hamburg und München betreiben zu können. Die Kreiskrankenhäuser Buchholz und Winsen, die ebenfalls ein Konzept für Salzhausen vorgelegt hatte, kamen nicht zum Zuge.

Redakteur:

Reinhard Schrader aus Buchholz

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