Anzeige

WOCHENBLATT-Serie
Pflege - mehr als nur ein Job: Fachkräfte berichten aus ihrem Berufsalltag

Vom Krankenpfleger zur stellvertretenden Pflegedienstleitung: Jan Bergstein | Foto: Krankenhäuser Buchholz und Winsen
  • Vom Krankenpfleger zur stellvertretenden Pflegedienstleitung: Jan Bergstein
  • Foto: Krankenhäuser Buchholz und Winsen
  • hochgeladen von Tamara Westphal

Heute: Jan Bergstein (57) aus Jesteburg, stellvertretende Pflegedienstleitung
(nw). "Als 26-Jähriger habe ich 1990 meine Pflegeausbildung begonnen, nachdem ich ein paar Jahren bei der Bundeswehr gedient hatte. Es ist gut, dass ich damals schon etwas Lebenserfahrung mitgebracht habe. Denn gerade wenn man jung ist, kann einen das, was man im Krankenhaus sieht, schon überfordern.
Freunde und auch meine Eltern haben damals mit Sorge auf meine Entscheidung für den Pflegeberuf geblickt. Ich kann diese Skepsis verstehen. Doch für mich hat es gepasst. In den 32 Jahren, die ich jetzt in der Pflege arbeite, habe ich nie ernsthaft erwogen, etwas anderes zu machen. Ich bin ein kommunikativer Mensch. Das Gespräch mit anderen, also mit Patienten, Kollegen, verschiedenen Berufsgruppen, ist mir wichtig. Das Krankenhaus ist eine eigene Welt, total bunt und vielschichtig, das gefällt mir. Das Schöne an der Pflege ist, dass man hier wachsen und sich entwickeln kann. Man kann sich weiterbilden, muss es aber nicht, das bleibt jedem selbst überlassen. Es gibt wirklich sehr viele Möglichkeiten und Perspektiven.

2GPlus-Regel in den Krankenhäusern Buchholz und Winsen

Ich habe nach meiner Ausbildung in Hamburg sehr zeitnah eine Vollzeit-Weiterbildung zum Anästhesie- und Intensivpfleger gemacht und nach einigen Jahren eine Fortbildung zur Leitung einer Station. Seit 2003 bin ich im Krankenhaus Buchholz tätig, war bis zum Sommer dieses Jahres Leitung des Anästhesie-, Intensiv- und OP-Bereichs. Mein Arbeitgeber hat mir während dieser Zeit ein berufsbegleitendes Studium zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen ermöglicht. Jetzt bin ich stellvertretende Pflegedienstleitung.
Ich kann den Pflegeberuf allen jungen Leuten empfehlen, die sich als kommunikativ ansehen. Einzelgänger werden es schwer haben, denn jeder Bereich in der Pflege erfordert Teamarbeit. Die Bewerber sollten außerdem ein Interesse für Physiologie und Pathologie mitbringen. Die Ausbildung ist anspruchsvoll, da bekommt man nichts geschenkt.
Die Arbeit auf der Station verlangt methodisches Vorgehen, denn man muss in der Lage sein, Pflege zu planen. Das ist kein stupides Abarbeiten von Vorgaben. Eine examinierte Kraft steht in der Verantwortung, auch für andere.
Pflege bedeutet die Begegnung mit Tod und Sterben. Ich werde nie vergessen, welches einschneidende Erlebnis es war, als ich meinen ersten Toten gesehen habe. Das hat mich ins Grübeln gebracht. Aber man lernt, damit umzugehen, und erkennt, dass der Tod ein Teil des Lebens ist. Das ist in einer Gesellschaft, die den Tod an den Rand gedrängt hat, sicherlich von Vorteil.
Dass viele Leute den Pflegeberuf als stressig ansehen, kann ich verstehen. Den Stress habe ich persönlich aber nie als Überforderung empfunden. Ich arbeite ausgesprochen gern und kann danach zu Hause bei der Familie und in der Natur bei Spaziergängen mit meinen Hunden gut entspannen. Doch glaube ich, dass an der personellen Besetzung der Stationen und an der Bezahlung grundsätzlich etwas verändert werden sollte. Eine Vollzeit-Pflegekraft sollte soviel Geld erhalten, dass sie eine Familie ernähren kann, mit Auto und Urlaub und allem Drumherum. Außerdem ist der jungen Generation eine Work-Life-Balance sehr wichtig. Auch darauf wird die Pflege eine Antwort finden müssen.

Neue Pflegefachkräfte für die Krankenhäuser Buchholz und Winsen

Zum Beruf gehört eine gewisse Belastbarkeit. Man sollte in der Lage sein, die positiven Dinge in der Betrachtung einer Situation herauszufiltern. Idealismus ist gut, aber mit Träumereien kann man in diesem Beruf nichts anfangen. Jeder sollte sich außerdem im Klaren über die Nachteile der Pflegearbeit sein. Wir sind an 365 Tagen im Jahr und sieben Tagen in der Woche für die Patienten da. Das bedeutet Schichtarbeit, alle zwei Wochen auch an den Wochenenden. Trotzdem: Wenn ich so zurückblicke, war ich immer sehr zufrieden, wenn ich mit meinen Kollegen eine Schicht gut geschafft hatte. Nach wie vor ist die Pflege der Beruf, der mich glücklich macht."
• Zum 1. Februar 2022 beginnt der nächste dreijährige Kursus in der generalistischen Pflegeausbildung an der Gesundheitsfachschule Buchholz. Bewerbungen werden noch angenommen. Infos unter info@gsbz-buchholz.de, www.krankenhaus-buchholz.de und www.krankenhaus-winsen.de.

Krankenhaus Winsen: Anbau geht in Betrieb
Alle Texte "Krankenhaus Buchholz"
Redakteur:

Tamara Westphal aus Buchholz

Webseite von Tamara Westphal
Tamara Westphal auf Facebook
Tamara Westphal auf Instagram
Tamara Westphal auf YouTube
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.