Schlaganfall? Im Zweifel 112 wählen

Chefärztin Dr. Annette Karrasch | Foto: archiv / Krankenhaus
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Behandlung in den "Stroke Units" der Krankenhäuser Buchholz und Winsen ist hochwirksam / Zeit ist der entscheidende Faktor

nw. Buchholz. Jedes Jahr erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Dabei werden die Gehirnzellen plötzlich von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. In 80 Prozent der Fälle wird die Durchblutung von Gehirnarealen durch einen Blutpfropf unterbrochen. Je länger dieser Zustand andauert, desto mehr Gehirnzellen gehen zugrunde. Etwa die Hälfte aller Schlaganfallpatienten hat noch ein Jahr nach dem Ereignis mit Handicaps zu kämpfen, jeder zehnte stirbt. Dabei gibt es heute viele Möglichkeiten, Betroffenen zu helfen. Voraussetzung: Diese Hilfe wird möglichst zeitnah angefordert.
„Jeder Schlaganfall ist ein Notfall“, sagt Dr. Felix Butscheid, Chefarzt für Neurologie im Krankenhaus Buchholz. Dort steht eine Spezialeinheit zur Behandlung von Schlaganfallpatienten (Stroke Unit) zur Verfügung, die 24 Stunden am Tag Patienten aufnimmt. Da Zeit der entscheidende Faktor bei der Therapie des Schlaganfalls ist, müssen die Wege kurz gehalten werden. Um auch den Bewohnern des östlichen Landkreises eine zeitnahe und optimale Versorgung zu ermöglichen, hat das Krankenhaus Winsen eine interdisziplinäre Stroke Unit aufgebaut. Sie behandelt Schlaganfallpatienten auf universitärem Niveau. Dies geschieht in telemedizinischer Verbindung mit dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und in enger Kooperation mit der Neurologie des Krankenhauses Buchholz.
Die Schlaganfalleinheiten der Krankenhäuser Buchholz und Winsen sind zertifiziert und arbeiten nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Rund 650 Patienten werden pro Jahr im Krankenhaus Buchholz wegen eines Schlaganfalls behandelt, im Krankenhaus Winsen sind es 350. Schon Kinder und junge Menschen können betroffen sein, das Gros der Patienten ist 60 Jahre und älter.
Zu den Hauptrisikofaktoren für den Schlaganfall gehört Atherosklerose, die Gefäßverengung durch Ablagerungen, sagt Oliver Dörner, Oberarzt für Innere Medizin im Krankenhaus Winsen. Verzicht auf Rauchen, ausreichend Bewegung und vitalstoffreiche Ernährung beugen vor. Dörner empfiehlt außerdem die regelmäßige Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten.
Die Symptome eines Schlaganfalls können ganz unterschiedlich sein, je nachdem, welches Gehirnareal betroffen ist: Einseitig herabhängender Mundwinkel, Sprach- und Verständnisstörungen, Sehstörungen und einseitige Lähmungen sind typische Alarmzeichen, bei denen Patienten und ihre Angehörigen sofort die 112 anrufen sollten. „Ein Schlaganfall gibt sich nicht von allein“, sagt Dr. Butscheid. Vielmehr benötigen die Kranken sofort fachgerechte Versorgung. Dabei gilt: „time is brain“ – Zeit ist Gehirn.
Der Rettungsdienst trifft in kürzester Zeit beim Patienten ein. Auch in der Klinik läuft das Wettrennen der Ärzte gegen die Uhr auf Hochtouren. Erster Schritt ist eine Computertomographie (CT) des Kopfes, eine Röntgenschichtaufnahme, die in beiden Häusern sofort nach der Einlieferung des Patienten durchgeführt und im Krankenhaus Winsen direkt in die Schlaganfalleinheit des UKE übermittelt wird. Die Bilder zeigen, wo die Durchblutungsstörung lokalisiert ist und welches Ausmaß sie hat. Davon hängt die weitere Therapieentscheidung ab.
Alle Patienten werden in den Stroke Units engmaschig von einem Expertenteam überwacht, bis sie wieder stabil sind. Übereinstimmend berichten die Chefärzte Dr. Felix Butscheid und Dr. Wolfgang Wedel, Chefarzt für Innere Medizin im Krankenhaus Winsen: „Wir wissen nie genau, wie sich der Zustand der Patienten entwickelt, und müssen im Notfall sofort bereit sein, entsprechende Maßnahmen einzuleiten.“
Bei manchen Patienten ist eine Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten, die sogenannte Thrombolyse, möglich. Dies allerdings nur innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach dem Schlag. Die verabreichten Medikamente lösen das Blutgerinnsel im Gehirn wieder auf, oft ohne dass Symptome zurückbleiben.
Eine neue Behandlungsoption steht im Krankenhaus Buchholz insbesondere für Patienten mit schlechtem körperlichen Allgemeinzustand und ausgedehnten Blutgerinnseln im Gehirn zur Verfügung: die Thrombektomie. Unter Röntgenkontrolle werden die Blutgerinnsel operativ aus dem Gehirn entfernt. Diese Eingriffe, die hohe Expertise verlangen, führt im Krankenhaus Buchholz der Neuroradiologe Privatdozent Dr. Oliver Wittkugel durch. In den Nachtstunden werden die Patienten aus Buchholz an das Krankenhaus Hamburg-Altona weitergeleitet. Winsener Patienten werden für die Thrombektomie ins UKE gebracht.
Ebenfalls neu im Krankenhaus Buchholz: ein Eingriff, der Behandlung und zugleich hochwirksame Schlaganfallvorbeugung ist. Er kommt für Patienten infrage, die größere Ablagerungen in der Halsschlagader haben (Carotisstenose). Diese werden meist im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung mit Ultraschall entdeckt. Dr. Annette Karrasch, Chefärztin der Abteilung für Gefäß- und Endovaskulärchirurgie im Krankenhaus Buchholz, ist auf minimalinvasive Eingriffe spezialisiert, bei denen sie die Ablagerungen aus den Halsschlagadern entfernt und so wieder eine freie Blutzufuhr zum Gehirn ermöglicht. Untersuchungen zeigen, dass das Schlaganfallrisiko auf diese Weise um bis zu 50 Prozent reduziert wird.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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